Veröffentlichungen des Kulturamtes der Stadt Steyr, Oktober 1952

Teufels- und Narrenszenen und die scharfe Polemik gegen die katholische Kirche. Auch in der Bühnenform weicht er von feinem Vorgänger im Schulamt etwas ab. Er verwendet eine ganz einfache neutrale Bühne, bei der aber Sukzessionstechnik mit Vermeidung von Jnnenszenen an die Stelle der Brunnerfchen Simultantechnik getreten ist. Später, nach Wiedereröffnung der lutherischen Schule 1608, wird nur mehr 1611 eine Ausführung im Rathaus und 1618 ein Spiel vom verkauften Joseph mit anschließender lateinischer Komödie erwähnt. Viel ging verloren. So wurden durch die Visitationskommissionen im Gefolge des Reformationsediktes von 1624 etwa 20 Wagen konfiszierter Bücher weggeführt. Einblick in die Ereignisse dieser bewegten Zeit gewähren die Chroniken und Annalen der beiden Katholiken, des Schulmeisters Wolsgang L i n d n e r, der seine Auszeichnungen im Aufträge des Abtes von Garsten schrieb, und des Färbermeisters Jakob Zettl, von protestantischer Seite die umfangreichen „Annales Styrenses" des Valentin Prevenhuber, Nürnberg 1740, der schließlich seines Glaubens wegen auswandern mußte. Einiges wird über katholische Spiele ab 1603 berichtet. Garsten als ein Hort der Gegenreformation spielte dabei eine wichtige Rolle. 1603 wird ein Kain ausgeführt, 1604 ein „Udo, Erzbischof von Magdeburg", ein „Jsaac" und ein Weihnachtsspiel, 1607 der „Barmherzige Samaritan" im Steyrer Rathaus gegeben, 1609—1611 Weihnachts- und Passionsspiele, 1612 .Josef von Arimathäa" usw. Meist wird von „Dialogus" gesprochen, so daß man sich über die Art der Gestaltung nicht ganz klar wird. 1628 spielte man bei den Dominikanern, die 1626 ihr Kloster wieder zurückerhalten hatten, am 14. November, dem Vortag des Ordensheiligen Albertus Magnus, eine „Komödie von einem König und seinen drei Söhnen" mit einem Totentanz, wobei es sich wohl um den bekannten Wettstreit handelt, wer sich als bester Sohn erweist. Es ist der, der den Schuß aus den Leichnam des Vaters verweigert. All diese Dinge reichen über Jahrhunderte hinweg ins „Steyrer Kripperl" hinein. Träger der Gegenreformation waren auch in Steyr die Jesuiten. Sie kamen 1631, eröffneten 1632 mit zwei Schülern ein Gymnasium, das aber bald solchen Zuspruch erhielt, daß sie ein neues Schulgebäude errichten mußten und 1681 einweihen konnten. Hier spielte man wie überall Legenden, Märtyrer- und Heiligenstücke, rief zum Kamps gegen die Türken aus oder brachte spät noch 1738 den Stoff von Schillers „Bürgschaft" in barocker Form aufs Theater. Doch ist gerade über das Steyrer Jejuitenspiel sehr wenig bekannt. Bei den Jesuiten erzogen war der Sohn des Steyrer Steuerschreibers Matthias Abeba (1646/18—1677), der aber, wie schon sein Name zeigt, aus schwäbischem Geschlecht stammt. Nach Studien in Graz und Wien wurde er Stadtschreiber von Krems und Stein und kehrte 1648 als Sekretär der Innerberger Eisengewerkschllft in seine Vaterstadt zurück. Auf sein „Sterbebllchlein" (1650), das vermutlich eine Uebersetzung ist, folgte die Sammlung „Metamorphosis telae Judiciariae oder seltsame Gerichtshändel" (1651), die er, eiine Art Pitaval, aus Praxis und Schrifttum schöpfte. Ab 1669 trat er mit seinem jährlich erscheinenden „Vivat.ober künstliche Unordnung" hervor, das ihm die Ernennung zum Hofhistoriographen und wirklichen kaiserlichen Rat einbrachte. Abele kennt die zeitgenössische Literatur, besonders das Erbauungsschristtuni und die Moralsatire, auch die umlaufenden Anekdötchen und Histörchen, die über die gangbaren Schwanksammlungen hinwnsgriffen, waren ihm vertraut, und mit scharfer Beobachtungsgabe wußte der volkstümliche Mann geschickt und packend zu erzählen. Auch die Geschichte des Steyrer Buchdrucks liegt im argen. Anscheinend hat dieser doch als Vermittler eine gewisse Rolle gespielt. So sind aus dem 18. und dem frühen 19. Jahrhundert zwei Drucke von Liedern auf den Dok-

RkJQdWJsaXNoZXIy MjQ4MjI2