Veröffentlichungen des Kulturamtes der Stadt Steyr, Oktober 1952

t o r F a u st erhallen, die an die süddeutsche Version der Sage anschließen, nach welcher Faust vom Teufel das Gemälde eines Crucifixus verlangt. Abraham Wimmer (1772—1790) und Josef Greis (1804—1827) sind die Drucker. Der Josephinismus, die österreichische Form der Aufklärung, brachte zahlreiche Klosleraufhebungen und damit vielfache Verschleppung kostbarsten Kulturgutes. Hiebei wurde die Kirche der Cölestinerinnen in der Berggasse (aufgehoben 25. Mai 1784), 1792 in ein Theater verwandelt, in dem zunächst Wanderschauspieltruppen, manchmal auch Dilettanten spielten, immerhin aber auch der Dichter Ludwig Anzengruber (1861/62) und der Schauspieler Josef Mat ras sich die ersten Lorbeeren holten. Die Zeit ging gegen alles Alte vor. Der Direktor der Hauptschule Amand Verghofer aus Grein betätigte sich als aufgeklärter Satiriker und Alois B l u m auer (1755—1798) folgte ihm hierin. In der Enge Gasse zu Steyr geboren, sollte er Jesuit werden, wandte sich aber 1773 nach der Aufhebung des Ordens nach Wien, wo er Hofzensor und Buchhändler wurde. Ein Ritter- stück „Erwine von Steinheim" (1780) kam auf das Burgtheater. Seine travestierte „Aene i s" (1784—1788) zeigt im Anschluß an Voltair und Scarron eine scharf anlikirchliche Einstellung. Aus seinen Gedichten aber ergibt sich sein innerer Zwiespalt, der Widerstreit von Verstand und Herz, wie er auch bei Wieland begegnet, dem er ebenso nacheifert wie G. A. Bürger. Vom Barock sagt er sich los, treibt Spott und Spiel mit dem Heiligen und erweist sich deutlich als Mensch, zwischen zwei Zeiten, dessen Witz zuweilen derb, ja undelikat werden konnte. Mit dem Erwachen des Natursinnes im Gelfolge Rousseaus entdeckte man im Anfang des 19. Jahrhunderts die Reize der heimischen Alpenlandschaft, vor allem des Salzkaminergutes. Nun setzen Reisen und Wanderungen ein, die häufig auch über Steyr führen. 1819 kommt Franz Schubert mit dem berühmten Sänger Johann Michael Vogl, ebnem gebürtigen Steyrer (1768 bis 1840) in die alte Stadt und verkehrt bei den musikfreundlichen Familien Paumgartner, Koller, Schellmann und Stadler. „Die Gegend ist himmlisch", schreibt er, und der Zauber der Gärten, Wiesen, Hügel und Gewässer von Steyr sind in sein Forellenquintett eingeflossen. 1823 und 1825 kommt er wieder, Steyr selber aber hatte in Franz X. Süßmayr, dem Vollender von Mozarts Requiem, und in. Albert Stadler seinen Beitrag zur Musik geliefert. Wie Stadler mit Schubert befreundet war, so auch Johann Mayrhofer (1787—1836), der mit ihm zeitweilig die Stube teilte und ihm seine Gedichte zur Vertonung gab. Zwei Operntexte „Die beiden Freunde in Sala- lnanca" und „Adrast" hatten freilich keinen Erfolg (1815). Mayrhofer, zunächst Novize in St. Florian, dann Zensor in Wien, war eine zwiespältige Natur, die sich in einen strengen Stoizismus flüchtete. Hypochondrische Veranlagung trieb ihn in einen frühen Tod. Zwei Bündchen Gedichte umfassen sein Werk (1824 und 1843), das Ernst Freiherr v. Feuchtersleben betreute. Der Gegensatz von Ideal und Wirklichkeit und seine Ueberwindung im Geiste und im Traum, der Glaube an eine Versöhnung der Widersprüche des Lebens hoben ihn über die Not des Daseins hinaus. Auch er flieht in die Natur, die allein Wahrheit, Größe und Schönheit gibt. Das Ueberwiegen der Reflexion, die oft eigenartig verkrampfte Form und die seltene Sangbarkeit teilt er mit der damaligen österreichischen Lyrik. Moriz v. Schwind hat sein Bildnis in der Sepiazeichnung „Schubertabend im Hause Spann" (1868) überliefert. Eduard v. Bauernfeld ihn im „Büchlein von den Wienern" in Versen charakterisiert. Er stellt die Verbindung mit Wien her, so wie Matthias Leopold Schleifer (1771 bis 1842), 1814—1826 Pfleger und Distriktskammifsar der obderennsischen Staats- herrschalt Sierning, während seiner Gmundner Zeit ab 1829 der Freund Nikolaus Lenaus wurde. Ihm wurde in Sierning bei Steyr 1817 ein Sohn Moritz Leopold Schleifer geboren (1817—1897), der an verschiedenen Orten

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