Veröffentlichungen des Kulturamtes der Stadt Steyr, Oktober 1952

Kürschner, sie wurde dann das Vorbild für die von Jglau. Severin Kriegs- auer, der berühmteste Meistersinger von ganz Oesterreich, der 15 eigene Weisen erfunden hat, und Mathes Schneider standen mit Hans Sachs in Verbindung. 1578 weilte der Verfasser des „Gründlichen Berichts über den Meistergesang", Adam Puschmann aus Görlitz in Steyr und hielt hier am 1. Februar Sing schule ab. Auch der Nürnberger Georg Hager tarn Ende der 70er Jahve auf seiner Wanderschaft durch Steyr und mancher andere auswärtige Meistersinger hat noch hier gesungen. Peter Heiberger legte zwei große Liedersammlungen an, etwa von März 1586 bis 10. Februar 1590 reichend, zwischen 1590 und 1612 sind Beine Lieder eingetragen, nach 1615 vertrimmen die Nachrichten über ihn. Wo sich die Meistersinger in Steyr ver- ammelten, ist unbekannt, es ist aber möglich, daß für die feierliche Sing- chule die protestantische Schukkirche zur Verfügung stand (Dominikanerkirche). Die letzte Nachricht über den Steyrer Meistergesang datiert aus dem Jahre 1616. Mit dem Vordringen des Katholizismus und der Ausweisung protestantischer Lehrer und Prediger dürfte dieser Knnstzweig sein Ende gefunden haben. Die Leitung der Lateinschule der Stadt, die im Zuge der Reformation im ehemaligen Dominikanerkloster errichtet wurde, hatte nach dem ersten Rektor- Andreas Küttner der Landshuter Thomas Brunner (1558—1571 f) übernommen. Vermutlich haben ihm zwei Steyrer Studenten in Wittenberg zu dieser Berufung verholsen. Er pflegte im Sinne der Zeit das Schuldrama, das heißt, er führte mit seinen Studenten Stücke auf, die er selber dichtete. So spielte er 1566 einen „Jakob und feine zwölf Söhne", die er „beim. Bürgermeister, Richter und Rat" der Stadt widmete, 1569 folgte ein „Dobias", der als die beste Bearbeitung dieses Stoffes im 16. Jahrhundert gilt, 1568 schrieb er für eine Hochzeit in Krems ein Stück „Jsaac und Rebecca". Er muß etwa zehn Spiele geschrieben haben, von .denen nichts weiter überliefert ist. In seiner ganzen Art schließt er an das übliche protestantische Schuldrama an, das die Stoffe der Bibel zu lehrhaften Zwecken mmter Heranziehung einer großen Anzahl von Personen verwendete, um inöglichst viele Schüler in Rollen zu beschäftigen. Episch breit mit liebevoller Kleinmalerei folgt die Handlung getreu dem biblischen Text, Bild an Bild reihend, ohne eine dramatische Ballung, Verknüpfung oder Steigerung anzustreben. Religiös-politische Polemik vermeidet er, er will nur unterweisen und erbauen. Der Aufbau der Bühne ist noch der des mittelalterlichen Spiels, bei beim die Schauplätze nebeneinander standen (Simultanbühne), und so bleibt das Spiel im wesentlichen illustrierte Erzählung. Die Aufführungen fanden wahrscheinlich in der Schule selbst oder Um Rathaus statt, als Zeit kommt nur der Fasching in Betracht. Sein Nachfolger Georg Mauritius (1539—1610) ikam aus Wittenberg, wo er Professor war. Er schrieb zehn deutsche Stücke, die er 1607 in einer Gesaml- ausgabe in Nürnberg erscheinen ließ. Wohl handelt es sich zum Teil um Bearbeitungen fremder Vorlagen, neben biblischen Themen (Nabal, Ezechiel, Haman, Josaphat, David und Goliath) bringt er zur Eröffnung des wieder aufgebauten Schulhauses, das durch die Ueberschwemmung von 1572 eingestürzt war, eine Katastrophe, die er in Reimien schilderte, im Jahre 1578 eine „Comödie vom Schulwesen", 1582 eine „Grisolda" (Griseldis, nach Boccaccio), 1595 ein „Spiel von allerlei Ständen", durchschnittlich mit 50—60 Personen. Aber unter ihm wurden auch lateinische Stückei aufgeführt, auch mehrere seiner Gelegenheitsdichtungen haben sich erhalten. Ergreifend sein Segensspruch über Steyr, als er 1600 unter dem Druck der Rekatholisierungsbestrebungen aus der Stadt weichen mußte. Daß er in fast allen Stücken Teufel auftreten ließ, hängt mit dem reformatorischen Teufelsglauben zusammen. Im Gegensatz zu Brunner war Mauritius ein streitbarer Kämpfer für die evangelische Lehre. Gegenreformation und Türkengefahr preßten ihm Tendenz in die Stücke. Denn er will mit den Schulauffühnungen auf die Menge wirken. Darum die 14

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