Die kurbayerische und österreichische Landesdefension von 1702 bis 1704 zwischen Donau und Hausruck

Wenig später kam es im Osten des Erzherzogtums unter dem Adeligen Franz II. Rákóczi zu einem für Wien bedrohlichen Aufstand der nordungarischen Kuruzzen, die in mehreren Einfällen Niederösterreich, das Burgenland und die Steiermark verheerten. Deshalb wurde im Juli 1703 Feldmarschall Schlick von Passau in den Osten des Erzherzogtums abberufen und Anfang Oktober zum Oberbefehlshaber der kaiserlichen Heere in Ungarn ernannt. An seine Stelle trat an der Grenze zu Kurbayern der dänische Generalfeldwachtmeister Christian Detlev Graf Reventlau. Rventlau gelang es, am 23. August mit seinem Kürassierregiment „Dittmarsch“ den Kurbayern Neuburg wieder zu entreißen. Vor Schärding und seiner Besatzung unter dem General von Tattenbach scheiterte allerdings der dänische General, wenngleich er dort großen Schaden durch Artilleriefeuer, Brandschatzung und Übergriffe auf die Zivilbevölkerung anrichtete. Ein Großteil der Schärdinger hatte sich ins benachbarte Kloster Suben geflüchtet und musste von dort aus den Attacken auf ihr Hab und Gut hilflos zusehen. Schon beim dänischen Durchmarsch zuvor waren die Landleute von Raab, Taufkirchen und Rainbach schwer in Mitleidenschaft gezogen worden; es war zu Plünderungen, Misshandlungen und Vergewaltigungen gekommen.5 Auf Reventlau folgte General Johann Franz Graf von Bronkhorst-Gronsfeld. Dieser General ließ vom 31. Oktober bis zum 10. November 1703 die inzwischen eingenommene und zerstörte Grenzredoute von St. Willibald erneut stark befestigen und weitere Schanzen an der Grenze zu Bayern neu anlegen. Zu einem erneuten Angriff des bayerischen Kurfürsten kam es indes in diesem Jahr 1703 nicht mehr, denn dieser hatte sich inzwischen mit seinen Truppen nach Tirol gewandt und dort am 20. Juni 1703 Kufstein, anschließend auch Wörgl, Rattenberg und Innsbruck erobert. Doch dann kam auch dieser Vorstoß ins Stocken: Im Juli mussten die bayerischen Truppen an der Pontlatzer Brücke im Oberinntal, wenig später auch am Brenner-Pass und bei Innsbruck Niederlagen einstecken und noch im Hochsommer erfolglos über Seefeld nach Bayern abziehen. Am 26. Juli war Tirol also wieder von der bayerischen Besatzung befreit – und der Einsatz des Kurfürsten vergebens gewesen! Erfolgreicher verlief für Kurbayern allerdings wenig später die erste Feldschlacht, die zusammen mit den Franzosen geschlagen wurde: Im Treffen von Höchstädt besiegte am 20. September 1703 eine französisch-bayerische Armee an der Donau etwa 17000 Soldaten der herangerückten kaiserlichen Truppen 5 Vgl. J. Klaffenböck: Die dänischen Truppen an der bayerisch-österreichischen Grenze 1703/04, in „G'wunna …“, a. a. O., S. 35. 11

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