Das Land ob der Enns

t. V ■ 190 III. Die Slawen. bung^) aufweist, daß die windischen Leute erst herauf kamen, als diese bereits abgeschlossen war. Es ist aber auch Strnadts Ansicht falsch, als müßte die Zeit von 488 bis 508 oder 526 gerade mit Slawen ausgefüllt werden. Abgesehen davon, daß ja genug Romanen zurückgeblieben waren, einer Tatsache, die Strnadt, wie wir gesehen haben, mit Unrecht beiseite schiebt, und wenn auch die Alemannen, die längere Zeit hier seßhaft waren, schon um 475, wie manche^) wollen, das Land verlassen haben sollten, so geht doch klar aus der Vita s. Severini hervor, daß der Abzug der Römer durch das Nachdrängen anderer germanischer Stämme erzwungen wurde. Daß aber diese dann wieder westwärts gewandert wären, ist ja gerade nach Strnadts eigenen Worten nicht anzunehmen. Das Argument von der persönlichen Freiheit verliert bei dem Um stände, daß in Oberösterreich, wie Strnadt selbst sagt, keine Slawen verfolgung stattfand, weil man sie ja selbst gerufen oder wenigstens ihr Eindringen nicht verhindert hatte®), jede Bedeutung. Und was die Plätze anbelangt, an denen sie begegnen, so handelt es sich um damals einsame Waldtäler^), denn in den fruchtbaren, dem Verkehre lang erschlossenen Strichen siedelt sie erst Strnadt an. Im Mühlviertel begegnen urkundlich zwei Ortschaften namens Windischmark. Strnadt ist nun, um seine Thesis zu erhärten, an scheinend geneigt, sie mit jener Winidorum marca in Verbindung zu bringen, in die sich um 620 der Bulgarenfürst Alciocus flüchtete®). Aber damit ist es nichts. Die beiden Windischmark bezeichnen nämlich nur Waldparzellen, die von den Windischen gerodet und nachhin besieselt worden sind. Das ergibt sich klar aus einer Urkunde vom Jahre 1125, wonach das Stift St. Florian einen Mansus bei Lasberg pro tribus marcis in Silva, que dicitur Nortwalt, erhält®). Dieselbe Bedeutung des Wortes liegt vor in den Ortsbezeichnungen Wollmark (Waldmark), B. Engels zell und B. Raab, Blinden-, Hader-, Kalten-, Kletzen- und Wolfmarkt''). Es kann, um es zu wiederholen, gar kein Zweifel sein, daß das erste Auftreten der Slawen in unserem Lande mit dem Einsetzen der agilol1) Die Verschiebung von d zu t und von b zu p kommt nicht in Betracht, da sie selbst im Baierischen erst zu Beginn des 8.Jahrb. erfolgte. Vgl. Schatz, Altbair. Gramm., § 56. '0 Z. B. Strakosch-Graßmann a. a. O., S. 184 f. ') Die slawischen Fremdlinge scheinen sich auch manches herausgenommen zu haben; der Stiftbrief von Kremsmünster sagt ausdrücklich, daß sie an zwei Stellen in den herzoglichen Bannforsten ohne Erlaubnis gerodet hatten. Im ganzen hat man aber doch den Eindruck, daß sie Herzog Tassilo fest in der Hand hatte. Die Darstellung in Haucks Kirchengeschichte IH, S.456, trifft daher auf unser Land nicht ganz zu. *) Das sieht man deutlich aus der Urk. von 1142 für Garsten(Oö.UB. II, n. 138),wo sich der Ausdruck terminus sclavorum m.E. nicht auf die böhmische Grenze, sondern auf das den Windischen angewiesene Rodungsgebiet bezieht. ®) Archiv f. österr. Gesch., 104. Bd., S.466. Der Ortsname Pulgarn bei St. Georgen a. d. Gusen, der vielleicht auf Strnadt Einfluß dabei gehabt hat,ist von slaw. polog ,Talkessel' gebildet, hat also nichts mit Bulgaren zu tun. «) Oö. UB. II, n. 110. ') Ebd. V, n. 285 (1320). Bei Wiidberg im Haselgraben, verschollen.

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