Das Land ob der Enns

III. Die Slawen. 189 Mühlviertel ca. 1220^), die Berufung einer das Stift St. Florian betref fenden Urkunde auf den pidek, der das windische Gegenstück zum deut schen Salman gewesen zu sein scheint, im Stiftsurbar von Kremsmünster aus dem Jahre 1299 das Getreidemaß Gorz und das Zwitterwort Reschkorn(auch Rer-,Rechchorn geschrieben), von re2 ,Korn', Aus der heutigen Mundart kommt wohl nur der Ausdruck dildaitgek ,Mörserstößel' im Kremstal um Kirchdorf und vielleicht Janka (Kleidungsstück) in Be tracht. Ich glaube kaum, daß eine eindringende Untersuchung^) Erheb liches zutage fördern wird. Das alles mußte betont werden gegenüber denen, die von dem Um fang der slawischen Besiedlung in Oberösterreich eine übertriebene Vor stellung haben. Strnadt geht aber noch weiter: er will beweisen, daß Oberösterreich ein slawisches Land gewesen sei, ehe die Baiern kamen. ,,Mag man", sagt er, „die Einwanderung der Bajuwaren^) noch so früh annehmen (526 oder gar 508 nach späten Annalisten), so ist doch geradezu un glaublich und daher ausgeschlossen, daß Ufernorikum zwischen dem Inn und der Enns durch zwei oder drei Dezennien völlig herrenlos und verlassen geblieben wäre, da ja die Wahrnehmung zu machen ist, daß in dieser Zeit der Völkerzüge, wie ein Volk ein Land räumt, sofort das angrenzende nachrückte und es in Besitz nahm'*)." Dieses Volk wären nun nach Strnadt in unserem Falle die Slawen. Das gehe aus zwei Tat sachen hervor, nämlich aus der persönlichen Freiheit®), deren sie sich trotz Zinspflichtigkeit erfreuten, und aus der Siedlung auch in frucht baren Gegenden, die man einem Eindringling oder Unterworfenen nicht gestattet haben würde. Dagegen ist folgendes zu sagen: wären die Slawen schon vor den Baiern im Lande ob der Enns gewesen, so hätten sie sich doch vor allem in den fruchtbaren Gebieten an der Donau, Traun und dem Inn nieder gelassen und die Folge wäre das Verschwinden der kelt.-römischen Orts namen gewesen, die sie ja bekanntermaßen überall durch ihre eigenen ersetzt haben. Nun leben aber die Namen Lauriacus, Lentia, Ovilavis, Ovilatus, Lambac-, die zunächst in Betracht kommen, in einer Form fort, die zweifellos — man beachte die Lautverschiebung — auf deutsche Bevölkerung weist. Diese muß also die antiken Namen noch vorgefunden haben, was nicht der Fall gewesen wäre, wenn diese Orte bereits in sla wischem Besitze sich befunden hätten. Anderseits zeigt auch die Tat sache, daß kein slawischer Name des Landes die Lautverschie1) Oö. UB. I, 481, n.4. Sie ist Sache einer wissenschaftlichen Volkskunde. ®) Diese beliebte Form des Baiernnamens ist, worauf R. Much aufmerksam gemacht hat, unrichtig. Es muß Baiwaren heißen. *) A. a. O., S. 464. ') Das iiberi discedant der Urk. von 791, das Strnadt a. a. 0., S. 263, dabei heranzieht, ist allerdings nicht zu brauchen, weil es bloß bedeutet: so steht es ihnen frei wegzuziehen. Von einem persönlichen oder sozialen Rechts verhältnis ist da gar keine Rede.

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