Das Land ob der Enns

III. Die Slawen. 191 fingischen Kolonisation zusammenhängt und daß es sich anfangs nur um windische Arbeiter gehandelt haben kann, deren die großen Grund herrschaften, insbesondere der Herzog, bedurften, um der ungeheuren Wälder und Sümpfe Herr zu werden, die weithin das Land bedeckten. Ein Beispiel: Kremsmünster besaß aus erster Dotation die ehem. herzog lichen Bannforste bis hinein nach Spital a. P.,wie die zahlreichen Zehente^) beweisen, die es im Kampfe mit Bamberg zu behaupten imstande war, aber eben die Tatsache, daß bereits im 10. Jahrh. das Tal von Kirchdorf den Namen eines slawischen Grundbesitzers Ouliup trägt und im Garstentale später das Hochstift sich festzusetzen wußte, zeigt deutlich, daß es dem Stifte durch Jahrhunderte unmöglich war, diesen Riesenkomplex selbst der Kultur zu erschließen. Es waren übrigens schon zur Zeit der Gründung des Stiftes dort und da Slawen auch auf Kulturland angesiedelt, denn der Stiftbrief erwähnt slawische actores und dieses Wort, aus der fränkischen Terminologie stammend, bedeutet soviel wie villicus, Meier^). Und auch der Zupan Physso des Stiftbriefes war ein grundherrlicher Wirtschaftsbeamter, Dorfrichter auf Zeit. Diese Leute gingen bei Veräußerungen von Grund und Boden zugleich mit diesem an den Erwerber über. Der Zupan ist ungefähr dem fränkischen scultetus dieser Zeit gleich»). Wenn daher in Leombach ein officium sculteti genannt wird, so darf man in partibus sclayanorum hier, d. i. an der Enns zwischen Steyr und Enns, an Zupanien glauben. Auch am Inn wird uns noch eine begegnen. Sie ver schwanden aber rasch durch die Germanisierung, und in der Folge be gegnet auch nirgends mehr in unserem Lande ein Zupan. Gefördert wurde das slawische Element dort und da, wenn Grund und Boden in die Hände slawischer Herren kamen. So verleiht, um ein paar Beispiele anzuführen, K. Arnulf dem Geist lichen Zazco im Jahre 888 Besitz um Wels'*) und K. Ludwig cuidam homini (ducis Austriae) nomine Zwetboch (Swatopluk) im Jahre 903 mehrere Huben bei Kirchdorf im KremstaP). Besonders aber seit die Otakare von Steyr in einem beträchtlichen Teile des Landes Eigen besitz und einen großen Anhang aus den Kreisen des Dienstadels ge wonnen hatten, nahm der Zuzug slawischer Elemente merklich zu. Woher kamen diese Leute? Aus Steiermark und Kärnten. Denn nicht nur die Otakare hatten dort ihren eigentlichen Rückhalt, sondern auch eine Reihe von Adelsgeschlechtern durch mannigfache Versippung Boden gewonnen, wie umgekehrt der steierische Adel seine Fäden bis zum Inn spann. Und eng waren auch die gegenseitigen Beziehungen der geistlichen Häuser zu Karantanien. *) Vgl. Oö. Stiftsurb. II, 215, n.5; 223, n. 17. ®) Dopsch, Die Wirtschaftsentwickiung der Karolingerzeit I, S.T39. ») Dopsch, Die ältere Sozial- und Wirtschaftsverfassung der Alpenslawen, Weimar 1909, S.42 u. 49. & h , *) Oö. ÜB. II, n. 25. *) Ebd. II, n. 37. \

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