Das Land ob der Enns

8 I. Kelten und Römer. der Bevölkerung um Enns, den Fr. Wöberi) mit Hinweis auf diese Stelle festgestellt haben wollte, ist jedenfalls nichts zu bemerken. Vorgeschobene Forts der Festung Lauriacus waren der nach einer Inschrift^) im Jahre 370 aufgeführte burgus®) an der Mündung der Enns in die Donau, von dem noch 1574 die mächtigen Quadern zu sehen waren, ferner das auf einer Donauinsel gelegene, stark befestigt gewesene Spielberg, aus *Spiegelberg, von specul-a Wachtturm, jenseits der Donau ein an der Stelle des Schlosses Pragstein zu vermutendes Boll werk und das an der Straße von Mauthausen nach Böhmen gelegene Zirking, c. 1170 Cirtina^), das ich für ein kelt.-röm. *Cir-dun- halte^). Am rechten Ufer der Enns dienten das Kastell AIhing®) und die näher der Donau zu gestandene Biburg^), jenseits des Stromes Nardunum (Naarn) der Flankendeckung gegen Angriffe von Norden. Von Lorch führte die römische Heerstraße nach Ovilatus®). Sie wird zur Zeit der Entstehung der Florianslegende ,Ochsenstraße' ge heißen haben wie andere Römerstraßen. Ich glaube nämlich, daß der Verfasser eben durch diese Bezeichnung der ihm offenbar bekannten Straße auf den Einfall gekommen ist, den Leib des Heiligen von einem Ochsengespann auf ihr befördern zu lassen. Auf dem Wege nach Ovilatus liegen Asten und St. Florian, die eine nähere Besprechung erheischen. Asten. Die Asten in Oberösterreich und den angrenzenden Gebieten von Salzburg und Bayern®) liegen alle in der Nähe von Römerorten: Asten®) bei Lauriacus-Enns, nahe der Abzweigung der Straße nach Salzburg von der nach Passau; Asteni®) bei Alkofen, dem vermutlichen Mari1) Die Skiren und die deutsche Heldensage, Wien 1890, Anm.21. ®) Gaisberger, Römische Inschriften im Lande ob der Enns, S. 14, n.5. ®) So in der Inschrift. Vgl. Vegetius, De re militari IV, 10: castellum parvulum,quem burgum vocant. Solche burgi begegnen in der Vita s. Severini. . Oo. ÜB. II, n. 234. Hirtina im Abdrucke der MB. ist Lesefehler, was Müller nicht erkannt hat. Mit seinem famosen ,Hirtenfluß' ist es also nichts. ®) Daß die Römer auch jenseits der Donau Kastelle anlegten, ist sicher. Vgl. Dopsch a. a. 0., S. 129. «) E. Nischer, Lauriacum—Enns—Albing (Monatsbl. d. Ver. f. Landesk. von NO. 1920, S.57—64) versucht allerdings zu zeigen, daß Albing nur als Provisorium bis zur Fertigstellung des Lagers Lauriacus gedient habe. ') Oö. ÜB. I, 472, n.56 (c. 900). ®) Für die Bestimmung des weiteren Verlaufes der Römerstraße von Enns weg bietet E. Nischer, Untersuchungen über die Römerstraße von Wien nach Wels(Mitt. d. geogr. Gesellschaft in Wien, Bd.62,1919, S.106ff.), nichts Neues. ") Im Ortsrepertorium der Länder Steiermark, Kärnten, Krain habe ich nur ein Asten in Kärnten gefunden, in jenem von Niederösterreich keines. Da zur römischen Zeit der Inn die Grenze gegen Raetia secunda bildete und auch die Enns schon damals in gewissem Sinne als Grenze betrachtet wurde, weil Kap. 12 der Vita s. Severini die Kastelle von Lorch aufwärts als die oberen be zeichnet, so mag die Tatsache, daß diese Asten gerade zwischen Inn und Enns rnehrfach begegnen, vielleicht in dem besonderen Eifer eines Statthalters in diesem Gebiete ihre Erklärung finden. ") Belege bei F0.3 I, 232 u. 303.

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