Das Land ob der Enns

Lauriacus — Ovilava — luvavum. 7 und Carnuntum der Hauptort, Sitz der 2. italischen Legion, eines Bi schofs und seit der Teilung der Provinz vielleicht auch der des.Statt halters von Ufer-Noricum. Hier lag eine Abteilung der Donauflotte (classis Lauriacensis) mit ihrem Fräfekten, bestand eine Schildfabrik (scutaria), waren auch lanciarii Lauriacenses stationiert. Von dem großen Legionslager, dessen Platz im Volke die Burg, auf der Burg(Flurname) heißt, werden uns die seit 1904 von der Limeskommission der Akademie der Wissenschaften planmäßig vorgenommenen Grabungen nach ihrem Abschlüsse ein klareres Bild zeigen, als es gelegentliche frühere Funde vermochten. Die St. Laurenzkirche in Lorch geht in die römische Zeit zurück, noch um 900 wird sie als secus murum constructa, d. i. an der ehemaligen, damals noch bestehenden Lagermauer gelegen, bezeichnet^). Hier und in der Richtung nach Südwesten dehnte sich die Lagerstadt aus, wie die Funde lehren. Aber auch auf der Höhe, wo heute die Stadt Enns steht, 10. Jahrh. Anesapurch, Ensiburg, sind Funde gemacht worden. Die Leichen wurden am Eichberg bestattet. Der kelt.-röm. Name Lauriacus ist nach Holder von einem Gentilicium Laurius gebildet. Er lautete später Labo-, Lavo-, Lahoriacum, in deutscher Form Lorah und lebt als Lorch bis heute fort^). Lauriacus-Enns war infolge seiner Lage und Bedeutung schon früher den Überfällen der Germanen ausgesetzt gewesen, bot zwar noch zuletzt der aus den oberen Donauorten flüchtenden Bevölkerung eine Zeitlang Schutz, mußte aber endlich auch aufgegeben und geräumt werden. Das berichtet die Vita s. Severini. Trotz dieses Abzuges der Ein wohner wird die Kontinuität der Bevölkerung durch Münzfunde ver bürgt, die ziemlich ununterbrochen bis auf K. Tiberius II. (1 582) rei chen, sowie durch eine einzelne Münze von Heraklius (f 641)3). Daß aber die Romanen gegenüber den Deutschen in der Minderheit waren, ergibt sich aus der späteren Form des Namens Lauriac-, die verschobenes Suffix zeigt. Wäre es umgekehrt gewesen, so hätte, wie bei Marciacus im Salzburgischen, das im Munde seiner romanischen Bewohner über urk. Marciago zu Morzig, Morzg wurde, aus Lauriac- zunächst Lorago und dann Lorg entstehen müssen. Nach dem Berichte der Gesta s. Hrodberti, wonach der Heilige um 698 Lorch besucht und dort viele geheilt hat, müßte man allerdings an Romanen denken, aber das könnten z. T. auch aus der Umgebung zu gelaufene gewesen sein, und überdies erheben sich gegen die Zuverlässig keit des Berichtes schwere Bedenken^). Von einem romanischen Typus 1) Oö. UB.1,472. In der Nähe des Prätoriums,an der Stelle eines römischen Heiligtums, stand einst die Kirche Maria am Anger. 2) Der urk. Flußname Lorahha (mit lat. Endung) ist vom Ortsnamen gebildet, bedeutet also Lorcher Bach. Mit dem deutschen Worte Ache, das Cori, Lauriacum oder Lorch (Jahresber. d. Museums in Linz 1871), S.8f. und Pillwein, Traunkreis, S. 126, darin suchen, hat er nichts zu tun. 2) Vgl. Kämmel 127 und Dopsch 179. *) Dopsch a.a.0., S.171 ff.

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