Chronik der Stadt Reichenau

verglasten Muttergottesfigur Erwähnung getan. Diese Mutter=Gottes=Säule steht an der Hochstraße auf der Gartenecke der Bauernwirtschaft des Josef Peukert Nr. 357 (Goutfriedel) und wurde zum Andenken an Blitzschlag mit tötlichem Ausgange errichtet. Der Geschichtsschreiber Franz Preißler schreibt darüber: anno 1801 den 7. September hat bei Peukerts Poltens Wittibin der Dunner eingeschlagen Da hat ein kaiserlicher Husar bei Tische Abendbrodt gegessen und den hat der Dunner erschlagen. Das Keil=Ende hat gebrannt und ist gelöscht worden. Als die Säule verfault war, wurde der obere Teil mit dem Muttergot¬ teshäuschen abgeschnitten und an einem Baume befestigt Der Husar ist begraben am 9. September 1801 um 3 Uhr nachmittags. Das Haus Peukert Poltens war das des heutigen Sammel=Bauers Nr. 32. Die Säule wurde bisher von der Familie Josef Peukert instand gehalten. In unserer heutigen Zeit werden derartige Denkmäler nicht mehr errich¬ tet. Es ist bedauerlich, daß auch die Bevölkerung der Jetztzeit kein Verständ¬ nis und guten Willen für die Erhaltung dieser altehrwürdigen Kreuze und Heiligenstandbilder mehr zeigt und dieselben dem allmählichen Verfalle preisgibt. In Heiligenkreuz stand seit Urzeiten ein hölzernes Kreuz, dessen An Stelle des vermorschten Zeit der Errichtung nicht mehr zu ermitteln ist Holzkreuzes wurde später an anderer Stelle ein Steinkreuz gesetzt. Eine am Kreuze angebrachte Inschrift lautet: „Errichtet von Franz Maschke aus Jestrab im Jahre 1862“. Arbeit und Lebensweise früher und in der heutigen Zeit der Industrie. In unserer heutigen Zeit des hochausgebildeten Gewerbes, der Indu¬ trie und des leichten Geldverdienens, sowie an überfluß von Lebensmitteln und allen anderen zum Leben notwendigen Produkten wollen wir einen Blick zurückwerfen in jene Zeit, wie unsere Vorfahren vor 1000 Jahren dahin lebten. Es drängt sich uns unwillkürlich der Gedanke auf, daß unsere Urahnen in Ermangelung der in unserer heutigen Zeit so reichhaltigen und vielfachen Beschäftigung ihre Zeit in müßigem Nichtstun ohne Arbeit verbringen konnten. Doch war dem nicht so, denn auch sie wollten leben und mußten sich alle Bedürfnisse zu ihrer Erhaltung aus der Natur selbst beschaffen. Heute geht man einfach zum Kaufmann, Bäcker und Fleischer, um sich die nötigen Nahrungsmittel zu holen, ebenso ist es mit der Kleidung und allen anderen zum Leben nötigen Artikeln. In der grauen Vorzeit gab es diese Einrichtungen in unserer Urwald¬ gegend wohl noch nicht und den Leuten hätten auch die Geldmittel zum kau¬ en gefehlt. Unsere Vorfahren mußten darauf bedacht sein, das zum Leben Nötige der Natur abzuringen, sei es durch die Jagd nach Wild, wobei sie jedoch der Gefahr ausgesetzt waren, mit ihren primitiven Jagdgeräten von den damals noch in unseren Urwäldern hausenden Bären und Wölfen angefallen zu werden. Auch der Fischsang in unseren Gewässern dürfte ihnen einen Teil der Nahrung geliefert haben, da die ersten Ansiedler den Urwald erst roden und für den Anbau des Brotgetreides den Boden urbar machen mußten. 32

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