Chronik der Stadt Reichenau

alleiniger Inhaber der bedeutend vergrößerten und für Dampfbetrieb ein¬ gerichteten Mühle. 1864: Als letzter erscheint von Rudlof der Schüler Anton Hofrichter Nr. 194 in dem Ehrenbuche verzeichnet. Derselbe studierte an der Unterreal¬ chule in Reichenberg, absolvierte die Lehrerbildungsanstalt in Leitmeritz, erhielt eine Lehrerstelle in Liebenau, kam später als Oberlehrer nach Saskal, von wo er in den Ruhestand trat. In das vom Kantor Rudlof im Jahre 1825 angelegte Buch, welches er bis zum Jahre 1864 weiterführte, wurden von seinem Nachfolger Josef Czumpelik die Ergebnisse seiner Beobachtungen eingetragen und auch vom Oberlehrer Stephan Klement die Laufbahn der vorgemerkten Schüler ergänzt Es wäre für die nachkommende Lehrerschaft gewiß eine dankbare Auf¬ gabe gewesen, das vom Kantor Rudlof im Jahre 1825 begonnene Werk der Eintragung von Vorzugsschülern weiterzuführen. Wir könnten heute mit Stolz die Erfolge der Reichenauer Schule feststellen und viele bedeutende Männer und ihre Laufbahn verzeichnen, die den Grundstoff ihrer Schul¬ bildung unserer Heimatschule verdanken und der Lehrerschaft ein glänzendes Zeugnis ihrer Mühewaltung ausstellen. Hiermit schließt der Abschnitt „Schule“ und sind in demselben wohl alle zu erfassenden Begebenheiten enthalten, die sich seit ihrem Anfange bis zum Schlusse 1900 aus verschiedenen Quellen ermitteln ließen. Nachtrag: Am 13. Mai 1702 starb der Reichenauer Kantor Christov Wen¬ zel Jehne. Kreuze und Heiligenstatuen. Vor Jahrhunderten, als unsere Bevölkerung noch von mehr Gottes¬ furcht und religiösem Geiste durchdrungen war, als in der heutigen, von der Industrie belebten und vom Glauben abtrünnigen Zeit, wurden von from¬ men Christen bei verschiedenen Anlässen, wie ansteckenden Seuchen, Unglücks¬ fällen, Morden und katastrophalen Ereignissen zum ewigen Gedenken oder aus Dank und Sühne zumeist an den betreffenden Orten Heiligenstatuen oder Kreuze aus Stein, Eisen oder Holz aufgestellt und öfters mit einem Fonde zur Erhaltung fundamentiert Als erstes und ältestes derartig in Reichenau stehendes Denkmal 1. dürfte wohl die am Eck zwischen der an der Körnerstraße und dem abzwei¬ genden Wege nach Hinterbusch stehende Steinsäule des heiligen Prokop oder sogenannte Pestsäule sein. Diese Säule wurde im Jahre 1702 als Denkmal an die an dieser Stelle an der Pest gestorbenen drei Mitglieder der Familie Preißler (Hanspoul aus Kaschen am Tage des heiligen Prokop errichtet. Als Sühneopfer für die erloschene Pest ließ die Gemeinde im oben genannten Jahre die Prokop¬ säule aufstellen, ohne jedoch einen Erhaltungsfonds zu derselben zu stiften. Die Instandhaltung blieb der Bevölkerung überlassen. Nach der kirchlichen Aufschreibung wurde die Statue zum letzten Male von dem Hausbesitzer Ignaz Schöffel im Jahre 1834 renoviert und harret seit dieser Zeit einer neuerlichen Ausbesserung 2. Am alten Friedhofe steht auf eisernem Sockel ein handgeschmiedetes Eisenkreuz mit ebensolcher Opferbüchse und bezeichnet die Stelle, wo bis zur Abtragung der alten Holzkirche im Jahre 1711 der Altar gestanden hatte. 77

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