Chronik der Stadt Reichenau

Die Kosten für den Bau der Bürgerschule betrugen die ansehnliche Summe von 90.000 Kronen, zu welchen noch die Kosten für den Malersaal 10.000 Kronen, Unterkellerung 4200 Kronen und für die Dampfheizung 5000 Kronen, kamen. Die Dampfheizung bewährte sich als zweckmäßig durch mehr als 15 Jahre durch einfache Bedienung, Verteilung einer gleichmäßigen Wärme in allen Unterrichtsräumen, Sauberkeit und Sparsamkeit. Im Kriege 1914/18 war jedoch der zur Beheizung nötige Koks nicht mehr zu beschaffen, weshalb die Gemeinde in den Klassenzimmern Öfen für Kohlefeuerung aufstellen mußte, wodurch ihr große Kosten erwuchsen. Als Lehrkörper wirkten nach Eröffnung der neuen Bürgerschule, welche anfänglich nur dem Unterrichte der Knaben diente, Direktor Emil Wan¬ der und Fachlehrer Heinrich Huyer, die beide schon seit dem Jahre 1897 im Raume der Volksschule den Bürgerschulunterricht erteilten, sowie die neu angestellten Fachlehrer Anton Rau und Gustav Ginskey. Als Re¬ ligionslehrer wirkte Pater Mansfeld. Der Lehrplan war in drei Stufen oder Jahrgänge geteilt und wurde die Bürgerschule von den Schülern aus Reichenau, Radl und Puletschnei, sowie auch von einigen aus Kukan besucht. Die am 1. September 1889 errichtete 6. Volksschulklasse wurde nach Errichtung der Bürgerschule wieder aufgelassen. Der Volksschulgarten war durch die schon früher beschriebenen Verhält¬ nisse zwischen Schule und Gemeinde in einen verwahrlosten Zustand ge¬ raten. Bürgerschuldirektor Wander, welcher heute, nach rund 25 Jahren, den Garten noch immer pflegt, brachte nach seinem Amtsantritte durch mühevolle Arbeit den Garten wieder in einen geordneten und ansehnlichen Zustand. Der frühere Turnplatz der Volksschule wurde nach Eröffnung der Bür¬ gerschule aufgelassen und dient jetzt über die Sommermonate dem Kinder¬ garten als Spielplatz. Die Volksschüler benützen jetzt den Turnsaal der Bürgerschule, welcher auch dem deutschen Turnvereine und dem Arbeiter=Turnvereine abwechselnd dient. Ein nachahmenswertes Beispiel von Liebe zum Lehrberufe gab im Jahre 1825 der Kantor Franz Rudlof, als er ein Verzeichnis anlegte, in welches er alljährlich am Schulschlusse die besten Schüler eintrug und deren Lebens¬ laufbahn gewissenhaft verfolgte und die Ergebnisse seiner Beobachtung in ein Buch eintrug. Es sei an dieser Stelle der Werdegang einiger Vorzugs¬ schüler aus diesem Ehrenbuche vermerkt 1825: Franz Mueller Nr. 60 (Beckfranzes) wurde Lehrer in Schön¬ bach, Dittersbach, Ringelshain und starb als Oberlehrer in Röchlitz. Ambros Schlesinger, erlernte die Ölmalerei, ging als solcher nach Wien und studierte dort Chirurgie. Anton Seiboth studierte auf Lehrer, überging zum Kanzleidienst und wurde gräfl. Waldsteinischer Ökonomie=Verwalter in Soll¬ nitz 1826: Johann Kittel widmete sich der Malerei und studierte später in Wien ebenfalls Chirurgie. Josef Mueller besuchte die Lehrerbildungsanstalt, bildete sein musi¬ kalisches Talent an der Prager Orgelschule aus, ging im Jahre 1840 als Kapellmeister zum k. k. Infanterie=Regimente „Tursky“ nach Arad in Ungarn, quittierte 1873 den Dienst und starb im Jahre 1876 in Italien. Marianna Peter erlernte die Malerei und wurde die Gattin Ignatz Muellers Nr. 198 (Müller Naz). 74

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