Chronik der Stadt Reichenau

zogene Beheizungszulage von 50 fl. und 10 fl. wurde auf Anregung des neuen Inspektors den Lehrern wieder ausgezahlt. Oberlehrer Podlipny sowie sämtliche Lehrer erstrebten wegen über¬ füllung der Unterrichtsräume die Errichtung einer 6. Klasse in der auf¬ gelassenen Fachschule an. Der frühere stets als schulfeindliche Ortsschul¬ inspektor Anton F. Lang hintertrieb die Eröffnung dieser Klasse mit leider nicht wiederzugebenden Worten. Josef Peukert befürwortete jedoch die Errichtung und nach einer Ein¬ gabe vom 29. März 1889 an die Landesbehörde wurde die 6. Klasse bewilligt und mit Beginn des neuen Schuljahres am 1. September 1889 erhielt der Lehrer Josef Cerwinka die 6. Klasse in dem Raume der früheren Fachschule zum Unterrichte Den Bedürfnissen der neuen Zeit Rechnung tragend und der Jugend in der in Reichenau aufblühenden Industrie und Geschäftsbelebung den Kampf ums Dasein durch gute Schulbildung erleichtern zu helfen, beschloß die Gemeinde im Einvernehmen mit der Schulleitung eine Bürgerschule anstelle der bisherigen 6. Klasse zu errichten. Nach Erledigung der nötigen Vorarbeiten durch die Gemeinde und Schule, sowie auch der Bewilligung durch die Behörde in Prag wurde der ortschrittliche Gedanke zur Tat. Am 2. Jänner 1897 wurde die erstrebte Bürgerschule zum Wohle un¬ serer Heimat Reichenau und der wissensdurstigen Jugend in der ehemaligen Fachschule eröffnet. Die Stelle als Direktor erhielt Herr Emil Wander. Zu Beginn des neuen Schuljahres am 1. September 1897 trat auch Fach¬ lehrer Hujer als neue Lehrkraft den Dienst in der Bürgerschule an. Der Raum für eine Erweiterung der Bürgerschule war in der Volks¬ schule jedoch nicht vorhanden und so mußte von Seite der Gemeinde an den Bau eines neuen eigenen Gebäudes für die Bürgerschule gedacht werden, um so mehr, als auch die Nachbargemeinde Kukan den Bau einer Bürger¬ schule anstrebte und die Schüler auch Reichenau in die Bürgerschule nach Kukan hätten eingeschult werden müssen, welcher Umstand für unser Rei¬ chenau einen großen kulturellen und wirtschaftlichen Schaden bedeutet hätte. Nach gründlicher Beratung wurde auf Anregung des Ortsschulinspek¬ tors Josef Preißler Nr. 65 (Tanzpreißler) als Bauplatz der im Jahre 1837 aufgelassene alte Friedhof gewählt. Die Grundsteinlegung zur neuen Bürgerschule fand am 8. Juni 1899 statt. Beim Grundgraben fand man noch viele Totenschädel und Gebeine der dort Begrabenen, die gesammelt und am neuen Friedhofe wieder bestattet wurden. Nach zweijährigem Bau erstand das mächtige Gebäude der Bürger¬ schule und konnte dieselbe am 19. August 1900 in feierlicher Weise durch den bischöflichen Vikär, Kanonikus und Erzdechant P. Bergmann aus Rei¬ chenberg geweiht werden. Diese Feier gestaltete sich für Reichenau zu einem wahren Jubelfeste. Alle Ortsvereine, Geistlichkeit, Lehrkörper mit der Schul¬ jugend der Umgebung, Gemeindevertretung, Bezirksschulinspektor, höhere Beamte aus Gablonz und eine große Menschenmasse nahmen teil an dem ür Reichenau so bedeutungsvollen Ereignisse. Begeisternde Ansprachen hielten Baumeister Emilian Herbig aus Gablonz bei der übergabe, Bürgermeister Josef Ullrich Nr. 228 (langer Poul) als Vertreter der Gemeinde Reichenau und Bürgerschuldirektor Emil Wander, welcher den nach Tausenden zählenden Anwesenden in schwung¬ voller Rede die hohen Ziele der Volksbildung und die Opferwilligkeit der Gemeinde zu Gehör brachte. 73

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