Chronik der Stadt Reichenau

Zeit allseitige Anerkennung. Podlipny war im Nachbarorte in Puletschnei geboren, wo sein Vater durch Jahrzehnte als Oberlehrer gewirkt hatte. Eduard Podlipny war der letzte Oberlehrer, der nebst seinen Schulobliegen¬ heiten noch den musikalischen und gesanglichen Kichendienst bei Hochämtern, Messen, Hochzeiten und Begräbnissen zu versehen hatte, da im Jahre 1902 der Chorregent Adolf Hübel mit diesen Funktionen betraut wurde, wo¬ durch dem Oberlehrer eine bedeutende Einnahmsquelle verloren ging. Podlipny war ein reger Mitarbeiter an der Gründung der Ortsgruppe des Deutschen Schulvereines in Reichenau im Jahre 1881 Die Schüleraufführungen fanden in dem Oberlehrer einen eifrigen För¬ derer, der Lehrkörper befaßte sich auf seine Anregung mit dem Einüben von Märchenspielen, Deklamationen und Gesang, welche von den Besuchern Es ist zu be¬ der Aufführungen immer gern gehört und gesehen wurden Aufführungen dauern, daß sich die Lehrerschaft nicht mehr mit derartigen befaßt, welche den Schülern Anregung zum selbständigen und sicheren Auf¬ treten boten und der Schule einen bedeutenden Reinertrag abwarfen. Am 17. Mai 1884 fand in der Schule eine Kommission statt wegen Neu¬ regelung der Malerschule und am 28. November 1885 kam von Prag als Lehrer für Olmalerei der Professor Bernhard Link an die Fachschule nach Reichenau An der Gründung des „Deutschen Kindergarten=Vereines“ in Reichenau im Jahre 1891 nahm auch Oberlehrer Podlipny regen Anteil. Der Kinder¬ garten wurde in der Volksschule untergebracht, wo er sich noch heute befindet. Im Jahre 1884 fanden in Reichenau viele Erkrankungen an Blattern tatt, besonders die Kinder wurden von der Epidemie stark befallen. Aus diesem Grunde wurde wegen Ansteckungsgefahr die Schule geschlossen und im selben Schuljahre nicht mehr eröffnet. Zu Beginn des neuen Schuljah¬ res war die Krankheit erloschen. Am 21. August 1884 starb in der alten Schule der im Jahre 1877 pensionierte Lehrer und zeitweilige Schulleiter Franz Adam nach langer, qualvoller Krankheit. Adam hatte viele Jahre n Reichenau als Lehrer gewirkt und sich die Zuneigung der Bevölkerung erworben. An seinem Begräbnisse nahmen hunderte seiner ehemaligen Schüler teil sowie eine große Zahl Lehrer, darunter mehrere, die an der Schule in Reichenau mit ihm gewirkt hatten, sowie Oberlehrer Florian Preißler aus Heinersdorf, Oberlehrer Beutel aus Maxdorf, Wil¬ helm Preißler aus Georgental u. a Am 31. März 1886 erhielt der aus Kukan gebürtige Lehrer Franz Simm die Berufung als Oberlehrer nach Dessendorf. In Lehrer Simm verlor Reichenau einen tüchtigen Lehrer und die nationalen Vereine einen leißigen Mitarbeiter und Vorkämpfer. Simm war mit einer Tochter des Bilderhändlers und Dosenerzeugers Anton Schoeffel Nr. 188 verheiratet Am 1. September desselben Jahres übersiedelte auch der Lehrer Johann Schlafmann in seinen neuen Wirkungskreis nach Maxdorf als Oberleh¬ rer. Auch Schlafmann war mit einer Reichenauer Bürgerstochter, Marie Preißler aus Nr. 248, verheiratet. Zwischen der Schulleitung und der Gemeinde war es seit einiger Zeit zu Mißhelligkeiten wegen der Beheizung und Reinigung der Klassenzimmer, Gänge, Stiegen und Aborte gekommen. Der Kostenpunkt für diesen Auf¬ wand schien der Gemeinde zu hoch. Ortsschulinspektor Anton F. Lang, wel¬ cher zugleich erster Gemeinderat war, stand als Anhänger der sozialdemo¬ kratischen Partei in keinen guten Verhältnissen zu der national eingestellten Lehrerschaft. 71

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