Chronik der Stadt Reichenau

Der bisherige Oberlehrer Josef Czumpelik wurde vor Eröffnung der neuen Volksschule pensioniert und übersiedelte nach Grafenstein bei Grot¬ tau, wo er bis zu seinem am 17. August 1879 erfolgten Tode die einklassige Schule leitete. In Czumpelik verlor Reichenau einen tüchtigen Schulmann und weit über die Grenzen des Ortes bekannten Musiker. Czumpelik betä¬ tigte sich neben dem Schuldienste als Komponist kirchlicher und weltlicher Musik= und Gesangswerke. Der Gesangverein „Liederkranz“ besitzt noch von Czumpelik vertonte Werke über die ersten Lehrer, welche an der neuen Volksschule in Reichenau unterrichteten, schreibt die hiesige Schulchronik, daß der Klassenlehrer Wil¬ helm Preißler im Frühjahre 1878 als Oberlehrer nach Georgental bei Morchenstern versetzt wurde Der provisorische Unterlehrer Anton Preißler ging am 1. Juni 1878 an diePrivatschule des Industriellen Leopold Riedel in Christiansthal Der Unterlehrer Anton Lucke aus Daleschitz verließ nach Schulschlust im Jahre 1880 den Schuldienst gänzlich und betätigte sich später als Glas¬ warenerzeuger, starb jedoch kurz nach Beginn seiner neuen Laufbahn an Lungenschwindsucht im Gemeindehause Lehrer Josef Cerwinka übertrat nach Eröffnung der neuen Bürger¬ schule im Jahre 1900 in dieselbe als Fachlehrer, wurde im Jahre 1917 pen¬ sioniert, und lebt, mit einem schweren Augenleiden behaftet, zurückgezogen vom öffentlichen Leben, mit Ausnahme kurzer Besuche bei seiner Tochter in Reichenberg, in Reichenau. Cerwinka war einer der tüchtigsten Lehr¬ kräfte in Reichenau und nur mit Ehrfurcht gedenken seine nach Tausenden zählenden einstigen Schüler seiner Person als unermüdlichen, gerechten Leh¬ rer und schaffensfrohen Jugendbildner. Oberlehrer Stephan Klement widmete dem Schulgarten große Sorg¬ falt, welchen er in schöner und zweckmäßiger Weise anpflanzte, den größeren Schülern das Pfropfen der Obstbäume lehrte und sie in den Gemüseanbau und die Rosenzucht einführte. Einige von den Schülern unter seiner Leitung gepflanzte Bäume haben heute schon eine stattliche Höhe und Stärke erreicht und mußten wegen Verschattung der Gemüsebeete gefällt werden. Auch regte Oberlehrer Klement alljährlich vor Weihnachten Schülerauf¬ führungen in einem Saale an, deren Reinertrag für Schul= oder Beklei¬ dungszwecke armer Schüler angewendet wurde. Diese Aufführungen mußten des gediegenen und sinnreichen Inhaltes wegen öfters wiederholt werden und warfen beträchtliche Erträge ab. Oberlehrer Klement geriet in ein Zerwürfnis mit dem Ortsschulrate, in welchem jedoch das Recht auf Seite des Oberlehrers war. Infolgedessen trebte er seine Versetzung an, der auch binnen kurzem stattgegeben wurde. Am 30. März 1881 verabschiedete sich Oberlehrer Klement von den Schülern Zu diesem Abschiede hatten sich auch die Eltern einiger Schüler eingefunden um in wohlwollender Weise dem Scheidenden ihre Verehrung zu bekunden Dieses Abschiednehmen fand in der 4. Klasse in Anwesenheit des Lehrers Cerwinka und seiner Schüler statt. Unter den Gästen befand sich auch der Ortsschulinspektor A. F. Lang aus Nr. 20, der den Oberlehrer Klement vor allen Anwesenden in gröblicher Weise beleidigte, so daß die Frauen über diese Roheit weinten. An seiner Ehre tief gekränkt und seinem bisherigen Wirkungskreise in Reichenau im Herzen bitter grollend, verließ er am 31. März 1881 Rei¬ chenau Oberlehrer Eduard Podlipny trat am 1. April 1881 den Schuldienst in Reichenau an und fand sein biederes Wesen und Volkstümlichkeit in kurzer 70

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