Chronik der Stadt Reichenau

59 Die Schulchronik enthält über den Anbau folgende Aufzeichnung: „Im Jahre 1825 wurde eine zweite Schulklasse von Stein an die Nordseite, dort, wo früher der Stall angebracht war, hinzugebaut. Dabei wurden die Wände des alten Schulzimmers neu unterzogen und aus der alten Lehrerwohnung das jetzige Wohnzimmer, zur Hälfte aus Stein, aber nur halb so groß, ein¬ gerichtet. An der Westseite baute man einen Stall an. Aborte kamen daher nach Süden zu. Etwas später wurde eine Bodenkammer über dem neuen Schulzimmer mit Ziegeln ausgesetzt, welche das zweite Wohnzimmer für den Lehrer ersetzen sollte. Das steinerne Schulzimmer konnte aber der schlechten Bauart wegen im Winter nicht verwendet werden, sodaß bis zum Jahre 1860 während der Wintermonate nur halbtägig unterrichtet werden konnte. Erst im genannten Jahre wurde ein großer eiserner Ofen angeschafft, der wohl jetzt noch steht, aber seine Zwecke nur höchst mangelhaft erfüllt. Das Schulzimmer blieb immer feucht und ungesund, dabei, weil an der Nordseite gelegen, besonders in den Herbstmonaten sehr dunkel, so daß der Lehrer mit dieser Kalamität zu kämpfen hatte.“ Im Jahre 1830 erreicht es Kantor Rudlof, daß das von den Schülern zu zahlende, jedoch von der ärmeren Bevölkerung oft nicht gezahlte Schul¬ geld, welches bisher vom Kantor selbst eingehoben wurde, von nun an durch den Richter einkassiert wurde. Die Schülerzahl hatte sich bedeutend vermehrt so daß dieselbe im Jahre 1831 schon die stattliche Zahl von 367 schulpflichtigen Kindern in der Gemeinde Reichenau betrug Im Jahre 1854 trat mit der neuen Geldwährung eine Erhöhung des Schulgeldes für jedes Schulkind von 3 kr. Scheingeld auf 3 kr. Konven¬ tionsmünze ein Kantor Rudlof hatte die Witwe seines Vorgängers Czumpelik geheiratet, welche einen Sohn mit in die Ehe brachte, der sich ebenfalls dem Lehrfache widmete. Wie im öffentlichen Leben, betätigte sich Rudlof auch am zu dieser Zeit in Reichenau aufblühenden Vereinsleben, erkrankte aber im Jahre 1863, so daß er den Lehrberuf aufgeben mußte und nur noch den Kirchendienst behielt. Die Wohnung und das Schulfeld wurden ihm von der Gemeinde belassen. Die Oberlehrerstelle (dieser Titel war im Jahre 1859 eingeführt worden) überging provisorisch auf den bisherigen Unterlehrer Franz Adam In der Schulchronik befindet sich über die Besetzung folgende Aufzeich¬ nung: „Da diese Dienstveränderung von der hohen k. k. Statthalterei in Prag nicht bestätigt worden war, wurde, nachdem Sr. Durchlaucht der Fürst Camill von Rohan sich des Patronates über die Reichenauer Schule begeben hatte, von dem im Jahre 1867 gewählten Schulausschusse (Obmann Magister, Chirurg, Dr. Franz Möller) der Konkurs zur Besetzung der Lehrerstelle ausgeschrieben. Bei der am 2. Dezember 1867 erfolgten Wahl erhielt der Stiefsohn des am 23. November 1866 verstorbenen Kantors Rudlof, Josef Czumpelik, derzeit Lehrer an der Filialschule in Letarschowitz, Bez. Turnau, die Majorität der Stimmen und wurde dem hochwürdigen bischöflichen Kon¬ istorium zu Leitmeritz als Lehrer präsentiert und als solcher angestellt. Derselbe fungierte vom 1. Jänner 1868 als Lehrer und wurde am 18. No¬ vember 1871 mit Dekret als definitiver Oberlehrer angestellt. Die Schule war bis zum Jahre 1868 zweiklassig und wurde im Jahre 1869 im Gemeindehause ein ebenerdiges Zimmer als dritte Klasse eingerich¬ tet, in welcher die erste Klasse untergebracht wurde. Am 1. September 1869 trat der in Kratzau geborene Lehrer Johann Winter den Schuldienst in Reichenau an und ging ein Jahr später schon wieder als Lehrer nach Böhm.= Aicha ab. Vom 1. Oktober 1870 an mußte Oberlehrer Czumpelik die zweite 67

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