Chronik der Stadt Reichenau

Balkengerüst in der jetzigen Spitzform wieder aufbauen. Durch diesen Um¬ bau verlor der Turm seine frühere so schöne Form und Kuppel in Zwiebel¬ gestalt. Das Aussehen der Kirche erlitt durch die Einbuße des früheren Turmdaches seinen domähnlichen Charakter. Auf Anregung Pfarrer Bernards wurden auch neue Seitenaltäre auf¬ gestellt. Am 25. Mai 1895 wurde der Altar mit der prächtigen Figur der „heil. Marie“ von der Lourdes geweiht und im Jahre 1896 der ebenso künst¬ lerische Altar mit der Figur „des heil. Josef mit dem Jesukinde“ Für die Fronleichnamsfeier schaffte Pfarrer Bernard vier neue Altäre mit neuen Bildern an und kamen diese Altäre am Fronleichnamsfeste 1898 das erstemal in Verwendung. Ebenso wurden die 14 Kreuzwegstationen durch neue ersetzt. Sämtliche Bilder für die Altäre und den Kreuzweg wur¬ den von Reichenauer Malern ausgeführt Außer den hier vermerkten Anschaffungen hat Pfarrer Bernard durch manches zur Ausstattung der Kirche beigetragen, so die von ihm selbst, den Familien Peukert und Wenzel gespendeten 5Figuralfenster, sodaß der hochwürdige Herr Bischof anläßlich der Firmungin Reichenau seine Ver¬ wunderung und Lob über die schöne Ausstattung der Kirche und Geräte aussprach Obwohl die beiden letztgenannten Pfarrer der tschechischen Nation an¬ gehörten, wußten sie sich die Achtung und das Vertrauen unserer deutschen Kirchengemeinde im vollen Maße durch ihren Biedersinn und Volkstümlich¬ keit zu erwerben Im Vorraume des oberen Stockwerkes der Pfarrei befinden sich an den Wänden die in Öl gemalten Bildnisse der Pfarrer: Roßmeisel, Muen¬ ster, Stowasser und Felger. Für unsere Kirche sind im Laufe der Zeit ihres Bestandes drei Ein¬ brüche durch Diebe zu verzeichnen. Der erste Einbruch geschah während der Amtszeit Pfarrer Roßmeisels nach dem siebenjährigen Kriege im Jahre 1764 durch zwei abgedankte Kriegsknechte, die sich zuvor in Reichenau herum¬ getrieben hatten. In der Nacht vom 26. zum 27. Juli 1764 hatten sie das Fenster der Sakristei durchbrochen und eine dort befindliche Opferbüchse zertrümmert und ihres Inhaltes beraubt. Beim Durchbrechen der Kirchen¬ tür wurden die Räuber vom Pfarrer, der durch die Wachsamkeit seines Hun¬ des aus dem Schlafe geweckt wurde, überrascht. Der Pfarrer, der mit einer Flinte bewaffnet war, drohte den Dieben mit Erschießen, wenn sie das ge¬ raubte Geld nicht sofort herausgäben. Den unbewaffneten Dieben blieb nichts anderes übrig, als das gestohlene Geld herzugeben, worauf sie der Pfarrer zur Sakristei hinausjagte. Unter Pfarrer Bernard wurde am 1. September 1886 ein Kirchenein¬ bruch verübt, bei welchem die goldene Monstranz gestohlen wurde. Die Monstranz wurde einige Tage später auf einem nahen Felde in zertrüm¬ mertem Zustande aufgefunden. Von den Tätern aber war keine Spur zu ermitteln. Die am 16. Juni 1805 gefallenen Mannakörner, die während eines Ge¬ witters über Reichenau fielen und von denen einige in einer Büchse in der Pfarrei aufbewahrt wurden, sind bei der Turmreparatur mit anderen ge chichtlichen Gegenständen in dem vergoldeten Turmknopf zum ewigen Ge¬ dächtnis hinterlegt worden. So weit sich die Geschichte unserer Kirche und des Glaubens aus ihrem Anfange bis zum Jahre 1900 aus Geschichtswerken verschiedener Art ermit¬ teln ließ, sind die Aufzeichnungen in diesem Abschnitte enthalten und doku¬ 60

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