Chronik der Stadt Reichenau

Moorboden stießen, erfaßte den Pfarrer Schalk sowie die ganze Bevölkerung von Reichenau ein heller Jubel und Freudenrausch, daß jetzt die ersehnten chwarzen Diamanten, die Kohlen kommen müsse. Aber der Freudenjubel war verfrüht, denn es fand sich noch keine Kohle. Schwarzecker schreibt über Pfarrer Schalk und seinen Kohlenschacht fol¬ gende Episode: „Als der unternehmungslustige Pfarrer am Ende seiner Barmittel angelangt war, aber die Hoffnung auf Kohle noch nicht aufgegeben hatte, fuhr er zu Sr. Durchlaucht dem Fürsten Rohan als Patronatsherr nach Sychrov, um denselben für die Weiterführung des Unternehmens zu gewinnen“ Der gutmütige Fürst ging auf den Plan ein und bewilligte dem Pfarrer 500 fl. zur Fortführung der Arbeiten. Er übergab dem Pfarrer einen Bo¬ gen Papier mit seiner Unterschrift zur Ausstellung eines Schuldscheines und beauftragte ihn, das Geld beim Rentverwalter zu beheben. Pfarrer Schalk füllte das Papier aus und schrieb entweder aus Versehen oder auch mit Wissen anstatt der bewilligten 500 fl. den Betrag von 5000 fl. und erhielt vom Rentverwalter die Summe anstandslos ausgezahlt. Bei der nächsten Verrechnung des Fürsten mit dem Rentverwalter kam das Versehen des Pfarrers Schalk zu Tage. Der hochherzige Fürst lächelte üiber dem ihm gespielten Schabernak und sagte: „Er ist halt ein Schalk und hat seinem Namen Ehre gemacht. Was konnte ich von einem Schalk anderes erwarten“ verzieh großmütig dem Pfarrer seinen Schalkstreich und vernich¬ tete den Schuldschein. Pfarrer Schalk verkaufte nach vergeblichem Kohlesuchen den Schacht um 2000 fl. an eine Gesellschaft, aber auch diese fand trotz aller angewandter Geldmittel und Arbeit keine Kohle. Die sich im Schachte befindlichen Ar¬ beitsgeräte wurden in einer Regennacht von den zusammenstürzenden Erd¬ massen begraben und ruhen noch heute in der Tiefe. Der Betrieb des Koh¬ lenschachtes wurde eingestellt Pfarrer Schalk verließ Reichenau als Stätte unglücklichen Strebens nach einem Zeitraume von nur 16 Monaten und übersiedelte am 31. Dezember 1852 nach Lomnitz, wo er am 6. Jänner 1879 starb. Sein Amtsnachfolger pflanzte um den eingefallenen Kohlenschacht sieben Pappeln und nannte die Stelle „Das Grab unerfüllter Hoffnung“. Diese Bäume standen durch 60 Jahre als Denkmal und Wahrzeichen eines Pfar¬ rers, dem die Notlage seiner armen Kirchkinder zu Herzen ging und der für ein Streben, ihre Lage zu verbessern, sein Vermögen und seinen ehrlichen Namen opferte. Die Pappeln wurden nach der Jahrhundertwende mit dem Damm des zur Pfarrei gehörenden Fischteiches unterhalb der Straße entfernt, als die Pfarrwiesen verkauft und mit Häusern bebaut wurden. 18. Pfarrer Anton Felger, am 7. Feber 1814 in Horschitz geboren, kam am 9. April 1853 nach Reichenau und wirkte hier durch 23 Jahre als humaner und volkstümlicher Priester, sowie als Geschichtsschreiber über Reichenau. Während seiner Seelsorge wurde der im Presbyterium stehende Marienaltar durch die Bemühungen des Paters Karl Roeßler aufgestellt Pater Roeßler betätigte sich als hervorragender Musiker und schuf sich durch ein liebenswürdiges Wesen einen großen Freundeskreis in Reichenau. Zahlreiche Besuche und ein reger Briefwechsel ließen diese Freundschaft auch nach seiner Versetzung als Bürgerschuldirektor nach Graslitz fortbestehen. Im Jahre 1853 löste die Gemeinde unter dem Vorsteher Josef Peu¬ kert in Nr. 48 in übereinkunft mit Pfarrer Felger die um das Jahr 1700 57

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