Chronik der Stadt Reichenau

3.Jeder Bauer und Häusler schlagen gemeinsam für den Pfarrer das nötige Brennholz im Pfarrbusche. (Radel löste später diese Leistung durch eine Geldentschädigung ab.) Die drei Kirchengemeinden Reichenau, Radl und Puletschnei leisten dem 4. Pfarrer zur Bestellung der Festtafel am Kirchenfeste Sankt Wenzel das Fest=Küstergeld. Diese Abgabe bestand in 6 Strich 1½ Achtel Korn = 1 fl. 44 kr.) und 7 Strich 2½ Achtel Hafer (à Strich = 52 (à Strich kr. C. M.) Nach zweijährigem Aufenthalte verließ Pfarrer Johann Georg Her¬ telt seinen Wirkungskreis von Reichenau und übersiedelte am 25. Juli 1712 nach Böhm.=Leipa. 3. Pfarrer Ferdinand Vitus Vetter waltete als Seelsorger in Rei¬ chenau bis zu seiner Versetzung nach Haida im Jahre 1716. 4. Balthasar Teichmann starb hier als Pfarrer nach einjähriger Tätig¬ keit im Jahre 1717. 5. Pfarrer Johann Josef Michalek, ein geborener Prager, wirkte 22 Jahre in Reichenau als Seelenhirt. Im Jahre 1719 war ein sehr heißer und trockener Sommer, sodaß die Mohelka und die meisten Quellen in Rei¬ chenau ausgetrocknet waren. Im Oberdorfe spendeten nur vier tiefe Brun¬ nen auf der Bauernseite noch genügend Wasser und waren dieselben immer von den Bewohnern belagert, um einige Seidel des kostbaren Wassers zu erhalten. Im Jahre 1725 legte Pfarrer Michalek den Grundstein zu der von dem Hausbesitzer Elias Hübner in Radl erbauten Kirche. Dieselbe wurde im Jahre 1726 vom Dechant Christof Weiß, einem Bruder des Reichenauer Hausbesitzers Augustin Weiß Nr. 251, feierlich geweiht und auf den Namen der heil. Dreifaltigkeit getauft Pfarrer Michalek verließ Reichenau im Jahre 1739 und folgte ihm als 6. Pfarrer Wenzel Kostial vom 8. Mai 1739 bis 4. Mai 1740 7. Pfarrer Franz Josef Roßmeisel kam im Sommer des Jahres 1740 mit Vater, Mutter und seinem Bruder Leopold, welcher ebenfalls Geistlicher war und als Kaplan wirkte, nach Reichenau. Ein Vetter der Familie Ro߬ meisel, die aus Graslitz stammte, erbaute die sich noch heute im Besitze der Familie befindliche Schänke in Radl, die abbrannte und wieder neu aufge¬ baut wurde. Pfarrer Roßmeisel wirkte 25 Jahre in Reichenau bis zu seiner am 10. September 1765 erfolgten Versetzung als Dechant nach Semil 8. Pfarrer Johann Leopold Roßmeisel, der durch 25 Jahre unter einem Bruder als Kaplan gewirkt hatte, starb hier am 27. März 1772 und betrug bei seinem Tode die Zahl seiner Kirchkinder 3037. 9. Pfarrer Johann Georg Lißner, ein Nixdorfer Ortskind, betätigte sich nebst seinen kirchlichen Obliegenheiten auch als Geschichtsschreiber über Reichenau. Ein bedeutsames Ereignis aus seiner Zeit verdient der Nach¬ welt erhalten zu bleiben und sei hier vermerkt. Es war in der Zeit, als Kaiser Josef in Böhmen die Leibeigenschaft aufgehoben hatte. Die Grundherren, mit Ausnahme der Grafen von Wald stein als Besitzer der Herrschaft Swijan, hatten ihren Untertanen diese Be¬ freiung verschwiegen. Die Tatsache war aber doch unter das gedrückte Volk gedrungen und so erhoben sich die Bauern und Häusler der benachbarten tschechischen Herrschaften und überfielen in ungeordneten Sturmhaufen die Schlösser, Amter und Pfarreien. Am 26. März 1775 kam ein solcher Haufen tschechischer Freiheitsstürmer in der Stärke von ungefähr 700 Mann auch vor die Reichenauer Pfarrei und wollte in dieselbe eindringen. Der Küster hatte jedoch beim Nahen der Horde Sturm geläutet, worauf die Reichenauer Ortsbewohner und die der Umgebung in der Stärke von ziemlich 800 Mann 52

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