Chronik der Stadt Reichenau

Am Pfingstsonntage des Jahres 1704 wurde während des Hochamtes von der dichtgedrängten Volksmenge der Kirchenbesucher eine schon morsche Holzwand hinausgedrückt und war dies der Anlaß zum Bau einer neuen Kirche. Der Reichenauer Hausbesitzer Augustin Weiß Nr. 251 schreibt in seinen historischen Aufzeichnungen über das Zustandekommen des Kirchenbaues und dessen Kosten folgendes „Nach dem nun die Reichenauer Kirche allhier auf den alten Kirchhofe von undenklichen Jahr und zeitten hergestanden, welche nur Von Holz Ge¬ bauet gestanden und noch stehet sankt Titul des Heiligen Wencesley, nun gänzlich eingegangen und baufällig geworden, Ist auch in hiesiger Zusam¬ menkunft der dahmaligen Kirchkinder zum Gottesdienste der gestalten zihm lich klein und Enge geworden, daß schon fast die meißten leuthe unter wäh¬ renden Gottesdienste außerhalb der Kirchen stehen bleiben mußten. Dahero dann der Seelige Pater Johann Friedrich Schossig um erbauung einer Größeren Kirche bey Wayland Exelenz Seeligen Gedächtnis Ernst Karl von Waldstein In gnädigster Erwägung sothaner bitligen Gesichts, aus ange¬ bohrener zuneigung zur Ehre Gottes und des heil. Wencesley, Böhm. Landes und Kirchen Patrons. In der Glücklichen anwesenheit hier anno 1704 sich dahin gnädigst eklasiert und eine neue Kirche daselbst mit Von Stei¬ nen mit zuziehung der Kirchenmittel und Amtsgeldern aufbauen zu lassen. mit weiterem Gnädigem befehle Solches Gebäü zur beförderung der Ehre Gottes also vorzunehmen und damit bis zur Völligen ergänzung zu Kon¬ kurieren, wie solches auch zu gehorsamster Folge geschen und eine Kirche nächst und oberhalb Pfarrdey von Grund aus von Stein, 51 Ellen lang, 17 Ehlen breit und 22 hoch bis an das Gewölbe. (Anmerkung des Verfassers Laut den Maßangaben der Chronik des Gablonzer Bezirks=Lehrerverbandes vom Jahre 1893 sind die Ausmaße folgende: Länge 65m, Breite 21 m und bis an die gewölbte Decke 28 m hoch.) Dann zwischen den Besianen die Mauer 2 Elen stark, durchgehends mit Ziegel gewölbet darin fein sauber verfertigt. Solche Kirchen nebst der Sakristei gehöhrig gepflastert, geputzt und ausgeweißt, dan in Summa den ausgesetzten Abrieß nebst den daraus stehenden Glockenthurme, worinen eine Schneben Stiege, dan ein gewölbtes Oratorium erbaut Gebunden, ein gehöhrig aufgesetztes und mit Schindeln außer der oberen Kippe an Glocken Thurme das ganze Kirchentürmelso durch Klamper und überzinnten Blecke beschlagen völlig gedeckt, die Böden mit Bretern belegt. Ferner das ganze Gebäüde mit aller nothwendigen Schmied=Schlosser=Tischler=Glaser und anderen Arbeiten bis 1712 versehen werden. Wobei an unkosten aufgegangen wie folgt: 1r. r. fl. fl. 50 Flastern 31 100 677 denen Maurern * * * Glasern 333 109 52 Steinmäzern 45 * * * Bildhauern 58 45 15 Steinbrechern 94 * * ** * * Mahlen 57 40 142 Kalk Brennern * * * 368 — 171 Kupfer Schmidt Ziegel Streichern * * Voreisen 409 09 21 Zimmer Leuthen* * * 14 3¾ 181 vorunterschiedliche Nägel 113 Schmidtarbeit * * 348 21¾ vor Blech 367 Tischlern samt Bindern acit 05 130 4.675 30½ Schlosser * * Anmerkung: Nachdem in dieser Rechnung kein Fuhrlohnangerechnet ist, muß man annehmen, daß die Fuhren von den Bauern der drei Gemein¬ den Reichenau, Radl und Puletschnei durchgeführt wurden 50

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