Chronik der Stadt Reichenau

Dasselbe steht bei dem Feldgärtner Kaspar Glaser (Klosser). Bei den zerstörten und verlassenen Gebäudern (Staweni rozborzeni a pusty) ist den Namen der gewesenen Besitzer die Endung „owsky“ ange¬ hängt, die dem deutschen „isch“ entspricht Da die Untertanen von der Kommission, die die Rolle zusammenstellte, persönlich gefragt wurden, so bekam sie die Namen bald mehr schriftmäßig, bald mehr mundartlich zu hören. Manche gaben die Vornamen rein deutsch an, andere wieder tschechisch, was wohl mit den Sprachenkenntnissen zu¬ ammenhing. Die „Maschka“ und „Maschku“ sind die Vorfahren der heutigen „Maschke“ raglich bleibt nur, ob sie nicht damals schon genau so „Maschke“ hießen wie jetzt und ihre Namen rein tschechisch angaben oder diese von der Kommission als geläufige tschechische Namen mit tschechischen Endungen aufgeschrieben wurden. Den Namen „Poczkar“ dessen Endung „ar“ dem deutschen „er“ gleich¬ zusetzen ist, vermag ich nicht zu übertragen; er ist offenbar sehr entstellt. Den deutschen Charakter der Bevölkerung erweisen alle übrigen Fami¬ liennamen einwandfrei. Daß der Name „Preyßler“ für 1654 nicht nachzuweisen und nur in einem einzigen Falle zu vermuten ist, rechtfertigt den Schluß, daß alles, was über Richter dieses Namens erzählt wird (desgleichen die in der Chronik mannigfach erzählten Hofüberlieferungen) der Zeit nach dem 30jährigen Kriege angehört. Leider fehlen die Angaben über die von dem Grundbesitzer zu entrich¬ tenden Steuern, doch mag es auch damals schon, entweder aus Unlust oder Geldmangel, viele saumselige Steuerzahler gegeben haben, da sich die Be¬ hörde genötigt sah, zur Eintreibung rückständiger Steuern eigene Exeku¬ tionssoldaten zu den Bauern zu legen. Diese Soldaten mußten vom Bauern so lange verköstigt und beherbergt werden und außerdem noch 3 kr. Tagegeld erhalten, bis er seine Steuer bezahlt hatte. Zur Niederschrift der Steuer¬ rolle um 1654 gab es solche Exekutionssoldaten noch nicht. Der Exekutions¬ oldat hatte nach seiner Vorschrift nichts weiter zu tun, als die Restanten täglich einmal an seine Steuerschuld zu erinnern Nach den Berichten alter Leute, welche diese Steuereintreibung noch erlebten, soll es unter den Exekutionssoldaten mitunter recht mildherzige, aber auch Tyrannen gegeben haben. Die einsichtsvollen halfen mit bei der Feldarbeit oder beim Dreschen, während andere brutal und anspruchsvoll ich wie Herren bedienen ließen, in der Kost und dem Nachtlager sehr wähle¬ risch waren und im Wirtshause auf des Bauers Kosten zechten Die über 80 Jahre alte Frau Marianne Matzig erzählte, daß bei ihrem Großvater und dem Nachbar Steuersoldaten einquartiert waren, die sich weigerten, am Dachboden oder in der Scheune zu schlafen, sondern den Bauer zwangen, selbst in der Scheune zu nächtigen und für sich das Ehebett bean¬ pruchten, in welchem die Frau mit den Kindern schlief. Auch schlachteten ie dem Bauer ein junges Schwein aus dem Stalle und verzehrten es in drei Tagen. Die Bauern mußten diesem Treiben geduldig zusehen, bis sie das Geld zum Steuerzhlen von dem Nachbarn geborgt erhielten. Der eben¬ falls über 80 Jahre alte Tuchschuhmacher Johannes Hübener Nr. 27 (Kasper¬ hans) berichtet aus der guten alten Zeit, daß der Bauer Hofmann (ein Vor¬ fahre des heutigen Tischernaz und Pietschbauer) die Steuern aus dem Grunde 7 Jahre schuldig blieb, weil sein zum Militärdienste eingefangener Bruder zufällig als Exekutionssoldat bei ihm einquartiert wurde und ihm die ganze Zeit als Knecht diente, bis er im Jahre 1809 wegen des Fran¬ 31

RkJQdWJsaXNoZXIy MjQ4MjI2