Chronik der Stadt Reichenau

50 Jahre abgeholzt und viele Neubauten erstrecken sich schon bis nahe an den Ortsteil, so daß in wenig Jahren Hinterbusch mit Reichenau verschmolzen sein wird. Fuchsbresche. Von Hinterbusch durch den Planewald getrennt, liegt in westlicher Rich¬ tung von Reichenau hinter dem Bahnhofe eine Siedlung mit dem Namen „Fuchsbresche“. Wie die Sage berichtet, soll der Herrschaftsbesitzer Graf von Waldstein in dem früher dort bestehenden Walde einen Wildheger ansässig gemacht haben, dessen eifrigste Tätigkeit im Nachstellen der zahlreichen sich dort aufhaltenden Füchse bestanden habe. Im ganzen Walde soll er durch Fangeisen, Fallen und Gruben den Füchsen nachgestellt haben. Durch sein beständiges Fangen seien in wenig Jahren die Füchse ausgerottet worden, aber die Siedlung habe ihren Namen „Fuchsbresche“ behalten. Zu bemerken wäre noch, daß die meisten Familien dieses Ortsteiles den Namen Seiboth ührten. Heiligenkreuz. Fast eine halbe Wegstunde vom mittleren Reichenau entfernt liegt in westlicher Richtung hinter der Fuchsbresche in einem Talkessel das aus 17 Häusern bestehende Dörfchen Heiligenkreuz. Abgeschlossen von der Außen¬ welt, ohne jedes Verkaufsgeschäft, lebten die Bewohner ohne günstige Ver¬ bindung bis zur Erbauung der Liebenau—Gablonzer Straße im Jahre 1857 in völliger Abgeschiedenheit. Schwarzecker schreibt, daß sich im dreißigjähri¬ gen Kriege (1618—1648) einige Leute aus Furcht vor raub= und mordlusti¬ gen Soldatenscharen in der unauffindlichen und schwer zugänglichen Tal¬ schlucht angesiedelt hätten und alle Abende und Morgen vor einem Holz¬ kreuze ihre Gebetandachten verrichteten. Die dort erbauten Häuschen wären von der Bevölkerung „beim heiligen Kreuze“ genannt worden, woraus der Name „Heiligenkreuz“ entstanden sei. Das Dörschen gehörte ursprünglich keiner Gemeinde an und die Bewohner wollten in späterer Zeit nach Pelko¬ witz einverleibt werden. Radl soll aber die Eingemeindung für sich erstreb haben. Erst bei der Grenzbegehung der Herrschaftsgüter im Jahre 1808 durch eine Prager Kommission sei Heiligenkreuz, welches noch heute eine eigene Hausnumerierung führt, der Gemeinde Reichenau einverleibt worden. Gutbrunn. In nordöstlicher Richtung liegt der ebenfalls zu Reichenau gehörend Ortsteil Niedergutbrunn, während das nur durch einen Streifen des Groß waldes getrennte Obergutbrunn mit dem Forsthause durch den Unverstand des damaligen Richters Anton Scheffel (Scheffeltounl) bei der Grenzbestim¬ mung im Jahre 1845 samt dem Großwalde der Gemeinde Radl einverleibt wurde Die Siedlung zählte am Schlusse des Jahres 1900 insgesamt 19 Wohn¬ häuser. Die Bevölkerung betreibt zum geringen Teil Feldbau; in früherer Zeit beschäftigten sich einige Männer mit Steinmetzerei, während heute viel¬ fach das Glasschleifen und Polieren als Erwerbsquelle dien Der Name „Gutbrunn“ stammt wohl von einer Quelle, welcher in frü¬ herer Zeit große Heilkräfte zugesprochen wurden. Um das Jahr 1750 erbaute dort ein kaiserlicher Obrist für seinen Schwiegersohn, welcher Arzt war, ein Heilbadehaus. Das Gebäude brannte nach kurzem Bestande ab, wurde aber wieder aufgebaut. Nach mehreren Bränden ist heute an dieser Stelle die 15

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