Chronik der Stadt Reichenau

Sein Amtsnachfolger Pfarrer Felger pflanzte rund um den verfallenen Schacht sieben Pappelbäume und nannte die Stelle: „Das Grab unerfüllter Hoffnungen“. Siehe Abschnitt. Ortsteile: Kaschen. In südlicher Richtung von Reichenau liegt auf dem Höhenkamme eine kleine Siedlung mit 16 Häusern, welche den Namen „Kaschen“ führt. Obwohl die sudetendeutsche Heimatforschung die Entstehung des Namens Kaschen anzweifelt, soll doch der Bericht Schwarzeckers hier vermerkt werden. Schwarzecker schreibt über diesen Ortsteil, daß der Schulze (Richter) Prei߬ ler im 15. Jahrhunderte während der Hussitenkriege seinen Sohn Johann Paul auf der Anhöhe als Wächter angesiedelt habe, um auf dem Berge Aus¬ schau nach anrückendem Kriegsvolke aus dem Böhmischen zu halten und beim Anzuge der Schar unter seinem Hause ein Signalfeuer anzubrennen. Dieser Johann Paul habe den Wald auf der Nordseite der Anhöhe mit seinen Brüdern gerodet und anbaufähig gemacht, wodurch auf der Anhöhe eine Bauernwirtschaft entstand. Ein Nachkomme des Johann Paul habe die Tochter eines reichen böhmischen Edelmannes geheiratet. Diese Böhmin habe „Kascha“ geheißen und sei von der Bevölkerung Hanspouls Kascha genannt worden. Der Berg sei von der Reichenauer Bevölkerung von dieser Zeit an „bei, oder auf der Kascha“ bezeichnet worden, wie auch der Name Hanspoul ich erhalten habe. Aus dem Worte Kaschasei die Bezeichnung Kaschen entstanden. Durch den reichen Kindersegen in der Familie sei die Rodung des Waldes zum Bau von Wohnhäusern und Feldbau nötig gewesen. Daß der Bericht Schwarzeckers glaubhaft erscheint, dürfte der Umstand beweisen, daß noch vor 40 Jahren fast der gesamte Kaschen im Besitz der Familie Hanspoul war und fünf Bauernwirtschaften von den Erben be¬ wohnt waren Eine Enkelin dieser Kascha habe den Wirtschaftsbesitzer Hoffmann Nr. 83 geheiratet und hieß auch diese Wirtschaft fortan die Kaschenwirtschaft, bis dieselbe anläßlich des Bahnbaues im Jahre 1857 abgetragen wurde und der Name sich von selbst verlor Obwohl die sudetendeutsche Heimatforschung die Namenserklärung der Kaschenwirtschaft in Zweifel zieht, bestand diese Wirtschaft doch in Reichenau, wie auch eine solche Kaschenwirtschaft im Ortsteile Haine in Radl bestand, deren Frauen aus der Familie Hanspoul in Kaschen entstammten. Eine Eigentümlichkeit von Kaschen soll noch hier vermerkt werden, näm¬ lich, daß dort die Granatschleiferei zuerst von der Familie Lang betrieben wurde, durch welche auch die Glasschleiferei um das Jahr 1750 in Reichenau Eingang fand. Hinterbusch. In nördlicher Richtung unterhalb Kaschen stehen 16 Häuser, welche mit dem Namen „Hinterbusch“ bezeichnet werden. Als auf dem Gemeindegrunde hinter dem Steigerhause bis zum Planewalde noch viel Baumbestand war und die Häuser durch den Wald vom Orte Reichenau abgetrennt waren, wurde diese Siedlung „Hinter dem Busche“ genannt. Erst in jüngerer Zeit wurde daraus der Name „Hinterbusch“, Die Bewohner führten vor nicht allzu langer Zeit fast durchwegs den Familiennamen „Lindner“, beschäftigten sich mit Feldbau, Leder= und Tuch¬ schuherzeugung, sowie auch mit der Glasindustrie. Der Wald ist schon über 14

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