Chronik der Stadt Reichenau

verwendet wurde, sowie bei der Dorfjugend zur Erzeugung der vielge¬ brauchten Grübelkaulen Abnehmer fand Vom Bahnhofe bis zu den Häusern, welche als Vogtland bezeichnet wer¬ den, und gegen die Fuchsbresche erstreckt sich eine mächtige Ader Quarzsand, welcher bei Hausbauten als Mörtel und auf Straßen und Wege zur Auf¬ chotterung, sowie auch zur Anlage von Gartenwegen Verwendung findet Lehm findet sich an einigen Stellen, doch befindet sich das größte Lehm¬ lager im Planewalde. Auch auf den Gemeindewiesen an der Schillerstraße lagerte eine ziemlich starke Lehmschicht und im Jahre 1867 errichtete eine Aktiengesellschaft daselbst eine Ziegelei, welche 1882 von der Gemeinde über¬ nommen und weiterbetrieben wurde, bis der Ziegelofen am 10. September 1892 während des Ziegelbrennens in Flammen aufging und die Ziegelei zu bestehen aufhörte Weißer Ton lagert auf dem Gemeindegrunde um das Steigerhaus und die benachbarten Häuser. Durch Jahrzehnte wurde der Ton von der Ge¬ meinde, der Familie Hofrichter, Nr. 194, und den kleinen Hausbesitzern ge¬ graben und auf Fuhrwerken in entferntere Gegenden zu Industriezwecken verfrachtet, was einen lohnenden Verdienst abwarf. Die ärmere Bevölke¬ rung nützte den Ton für ihre Zwecke aus, formte aus demselben viereckige Klötzchen oder Kugeln und verhausierte diese in Buckelkörben an Zimmer¬ maler und zum Stiegenstreichen in Reichenberg, Gablonz und ins Gebirge. Zu Ende des vorigen Jahrhunderts hörte das weiße Lehmgraben in¬ folge des Aufblühens der Glasindustrie auf lohnend zu sein, und wurde eingestellt. Häusler, welche zu wenig Grund um ihr Haus hatten, um eine Grube aufzumachen, gruben in der Hausflur oder im Keller ein tiefes Loch und trie¬ ben am Grunde Gänge nach mehreren Seiten bis unter die Nachbarhäuser um viel weißen Lehm zu gewinnen. Nach Jahren senkten sich mit dem Erd¬ boden zugleich auch die Häuschen, sodaß einige abgetragen werden mußten. Torf wurde in Reichenau bis um das Jahr 1880 gestochen. Er lagerte auf dem Wiesengrunde unterhalb des Eisenbahnviaduktes und auf dem feuchten Wiesengelände in Niedergutbrunn. Der Torf wurde mit Grabscheiten oder Spaten aus dem Moorboden zu viereckigen Ziegeln ausgestochen, gedörrt und im Winter zum Stubenheizen verwendet. Die durch den Bahntransport ein¬ geführte verbilligte Kohle ließ das durch lange Zeit betriebene Torfstechen ein Ende finden Kohle, die schwarzen Diamanten, in Reichenau zu finden, war im Jahre 1852 das Bestreben des Pfarrers Alois Schalk. Um der armen Bevölkerung in schwerer Zeit Arbeit und Brot zu beschaffen und nach seinen geologischen Vergleichen mit den Bodenverhältnissen des Teplitzer Kohlengebietes auf Erfolg hoffend, legte er im oben genannten Jahre auf der Pfarrwiese einen Kohlenschacht an. Als die Arbeiter in einiger Tiefe auf schwarze Torfschich¬ ten stießen, erfaßte den Pfarrer und die Ortsbewohner ein heller Jubel, daß nun die ersehnte Kohle kommen müsse. Doch leider erfüllte sich die ver¬ rühte Hoffnung nicht; denn es fand sich keine Kohle. Als Pfarrer Schalk am Ende seiner Geldmittel angelangt war, verkaufte er die Anlage an eine Reichenberger Gesellschaft, aber auch diese fand keine Kohle und als infolge anhaltenden Regens in einer Nacht der Schacht zusammenbrach und alles Werkzeug in der Tiefe begrub, ließ auch die Gesellschaft mit großen Geldver¬ lusten den Schachtbetrieb auf, welcher sich im Laufe der Zeit von selbst wie¬ der ausfüllte. Pfarrer Schalk verließ Reichenau, über den Mißerfolg seines Strebens entmutigt, nach kaum zweijährigem Wirken. 13

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