Chronik der Stadt Reichenau

Gegen dieses Urteil kann die Berufung und das Gnadengesuch binnen 30 Tagen, vom Tage der Zustellung an gerechnet, bei dem k. k. Gefälls¬ Bezirksgerichte in Leitmeritz eingebracht werden. K. k. Gefälls=Bezirksgericht Leitmeritz, am 27. Oktober 1891. Dieser Franz Josef Lazina (Vochtkanterschuster) war ein tschechischer Flickschuster und Radaumacher, der der Gemeinde Reichenau viel zu schaffen machte. Als er nirgends im Orte mehr Quartier erhielt, nahm ihn der Zolkermüller in sein Haus. Nach Verbüßung der oben angeführten Arrest¬ trafe sah sich die Gemeinde veranlaßt, ihn für immer aus Reichenau ab¬ zuschaffen und wurde der spätere Besitzer der Zolkermühle durch nachsol¬ gendes Schreiben von diesem Beschlusse in Kenntnis gesetzt: Z. 2023. An Herrn Josef Hübner, Hausbesitzer Nr. 129 in Reichenau Sie werden hiemit in Kenntnis gesetzt, daß der bei Ihnen wohnende Franz Josef Lazina aus Lhota=Hlasna infolge gerichtlicher Abstrafung und Gefährdung der öffentlichen Ruhe und Ordnung auf Grund des Ausschu߬ Beschlusses vom 23. November 1892 aus dem Gemeindegebiete für immer ausgewiesen worden ist und dasselbe binnen 14 Tagen zu verlassen hat Gemeindeamt Reichenau, am 13. Dezember 1892. Vinzenz Peukert. Der Gemeindevorsteher: Diese Prozeßabschriften werfen ein klares Bild auf den alten Zolker¬ müller und die Bewohner seines Hauses und sollen der Nachwelt deshalb erhalten bleiben. Noch sollen einige Schriftstücke aus der früheren Zeit hier Aufnahme finden, deren Originale sich im Besitze des Wirtschaftsbesitzers Herrn Josef Preißler Nr. 478 (Honsodel) befinden und zum Teile noch von dem letzten herrschaftlichen Richter Anton Schöffel (Schöffeltounel) stammen. Wegen einer geringen Schuld von 9 fl. 25 kr. wurde eine ganze Reali¬ tät verpfändet und einige Leute mußten deshalb den weiten Weg zum Herr¬ schaftsamte in Svijan zurücklegen. Die Urkunde lautet: 3=kr.=Stempel. Schuldschein des Josef Seiboth in Reichenau Nr. 133. Ich, Endesgefertigter bekenne hiermit, daß ich der Ebellischen Erbmasse (Ebel=Schmied, ehemals wohnend im Hause beim jetzigen Bergschneider Nr. 53) noch neun Gulden 25¼ Kreutzer, sage neun Gulden fünfundzwanzigein¬ viertel Kreutzer Conventions=Münze für die mir geleistete Schmiedearbeit schulde Ich verspreche und gelobe, diese Summe von heute binnen einem Jahre, das ist bis ultimo November 1835, an den Reichenauer Dorfrichter gern und willig bar zu bezahlen. Zur Sicherheit verpfände ich den bezüglichen Ebelli¬ schen Erben all mein bewegliches und unbewegliches Gut, insbesondere mein eigentümliches Wohnhaus in Nr. 133 in Reichenau und räume gesamten Erben zugleich das Recht ein= sich auf meine Realität ohne fernere Einver¬ nehmung vormerken zu lassen. Urkund dessen meine undder erbetenen Zeugen eigenhändige Unter¬ schrift Anton Schöffel Josef Maschke Josef Seiboth Richter Zeuge Schuldner. Herrschaftsamt Syjjan, am 3. November 1834. Amtlich beglaubigt und bewilligt. Unterschrift unleserlich 171

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