Chronik der Stadt Reichenau

1805 ein so ungeschlachtes Frühjahr erfolgte und das Korn schon am 16. März auf 28 Gulden gestiegen, welches dann bis auf 52 Gulden gestiegen, welches der Reichenberger Stadtmüller und viele andere mehr bis 15. Juli gekauft und verkauft. Worauf es aber hernach so geschwinde abschlug, daß es eben in diesem Monate den 18. auf 38 Gulden und 36 Gulden gefallen. Wo¬ her auch um diese Zeit des 5. August Korn genug auf den Markt kam, wel¬ ches bis Ende August schon auf 18, 15, 13 und 10 Gulden kam. In eben diesem Jahre 1805 fiel nach solchen ungeschlachten Frühjahr der erste Som¬ mertag so fruchtbar ein, daß es allerorten weit und breit als Mirakel von Gottes des Allmächtigen Segens voll alles auf das Vollkommendste gedieh. Im Jahre 1822 regnete es über den ganzen Herbst und Winter, aber es fiel kein Schnee, worauf ein zeitliches Frühjahr und dürrer Sommer folgten odaß zu Ende April schon das Korn blühte. Jeder Landbewohner staunte über die Fruchtbarkeit und Höhe des Kornes und anderen Getreides. Aber leider schlug alles fehl. Eine nicht vermutete große langandauernde Dürre, welche fast drei Monate dauerte, verheerte alles und der Getreidepreis stieg von 2 auf 5 Gulden. Ein strenger und überaus schneereicher Winter in Reichenau war auch der vom Jahre 1870 auf 71, in welchem der Schnee ellenhoch lag, Straßen und Wege durch hohe Schneewehen unfahrbar waren und von der Kirche bis zur Serpentine auf der Straße ein tiefer Einschnitt ausgeschaufelt wer¬ den mußte, um den Fuhrwerksverkehr zu ermöglichen. Auch im Orte mußte öfters stellenweise der Weg für den Verkehr ausgeschaufelt werden. Eine Winternacht mit reichem Schneefall brachte auch der 15. Mai des Jahres 1893. Am genannten Tage fand im Saale zum goldenen Stern jetzt Michel) abends ein Ball des Touristenklubs statt und fing es nach dem äußerst warmen Frühlingstage in der Nacht so heftig zu schneien an, daß gegen Morgen ein ziemlich hoher Schnee lag. Der Schreiber dieser Orts¬ geschichte, ein damals 22jähriger Bursche, beteiligte sich an dem Balle und fuhr gegen Morgen im Rennschlitten die sommerlich gekleideten Ballgäste heim, wonach er mit einigen Herren eine Schlittenpartie nach Liebenau un¬ ternahm. Auf der Rückfahrt, welche erst gegen Mittag angetreten wurde, wvar der Schnee von der wieder eintretenden Tageswärme bereits geschmol¬ zen und vom Gasthause „zur Aue“, wo noch eingekehrt wurde, fuhr der Schlitten bis nach Reichenau im Straßenkote. Aber auch von milden und warmen Wintern weiß die Geschichte zu berichten. Eine alte Stadtchronik schreibt, daß in Nordböhmen im Jahre 1579 zu Weihnachten in den Gärten noch die Herbstblumen blühten und auch die Obstbäume zu blühen anfingen, worauf im April und Mai großer Frost eintrat und alles erfror Der Reichenauer Chronist Augustin Weiß schreibt in seinem Buche: „Anno 1802 war ein warmer Winter. Am 16. und 17. Mai aber ist einso großer Schnee eingefallen, daß es nicht möglich gewesen, mit den besten Pfer¬ den und leichten Wagen über Pelkowitz zu fahren und haben müssen um¬ kehren Anno 1794 war ein so warmer Winter, daß die Leute meistenteils den ganzen Winter auf Reichenberg barfuß gegangen sind, wo erst auf die Öster¬ eiertäge ein entsetzlicher Schnee und Kälte eingefallen, allwo ich in diesem Jahr die Wollspinnerei in unserer Gegend angefangen. Im Jahre 1796 haben die Bauersleute bis 16. Feber auf den Feldern arbeiten und säen können, ist auch um den heiligen Dreikönigstag auf der Wiese des Anton Preißler Müllermeisters hinter der Blanne Heu gedörrt worden. 3

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