Chronik der Stadt Reichenau

Tage hörte Österreich auf, ein deutsch regierter Staat zu sein und trug seit jener Zeit den Keim des Verfalles in sich, denn in Bosnien wurde später der Stein geworfen, welcher das tausendjährige Reich zertrümmerte. Auch diesen Feldzug nach Bosnien machten mehrere Reichenauer Ortssöhne als aktive Soldaten und Reservisten mit, einer behielt den Namen „Bosniak nach diesem Feldzuge bis zu seinem Lebensende, es war der Maler Augustin Kraus, Nr. 250 Die Österreicher hatten es in der Okkupation in Bosnien nicht mit regu¬ lärem Militär zu tun, sondern mit aufständischen Komitatschi oder Insur¬ genten, welche in scheinbar opferwilliger Begeisterung ihr Vaterland ver¬ teidigten und hiebei mit unmenschlicher Grausamkeit vorgingen. Wo sie sich zurückgezogen hatten, hinterließen sie vergiftete Brunnen und Quellen, owie auch vergiftete Lebensmittel. Kleine Militärabteilungen, welche in die Hände der Insurgenten gerieten, wurden grauenhaft durch Nase= und Ohrenabschneiden verstümmelt. Nach fast 2jährigem erbitterten Kampfe errang Österreich die Oberhand über das Land Bosnien und machte aus dem unruhigen und kampflustigen, freien Gebirgsvolke durch Millionenopfer an Geld zu Schul=, Straßen= und Eisenbahnbauten ein dem österreichischen Kaiserhause mit Leib und Seele ergebenes Volk. über den früheren und späteren Vorgang bei der Einbeziehung der ungen Männer zum Militärdienste schreibt Schwarzecker: „Nach dem Ein¬ tritte besserer Rechtsverhältnisse und der gesetzlichen Stellungspflicht mu߬ ten die jungen Burschen nach Jungbunzlau (of 'n Bunzl) zur Assentierung gehen und wurden vom Jungrichter dorthin geführt. Wenn die Burschen auf dem Wege untereinander Scherz trieben, soll der hinter ihnen gehende kleine und schwache Jungrichter immer gesagt haben: „Ihr Jungen, macht mr keine Ungelachenhejten“, wobei er ihnen mit seinem großen Stock gedroht habe. eingeführten Assentierungspflicht In dieser Zeit der schon gesetzlich sein Vater vermögend war, um konnte sich der assentierte Rekrut, wenn Auch war es erlaubt, für den 600 Gulden vom Militärdienste loskaufen. zu Assentierenden einen zum Soldaten tauglichen Stellvertreter zu stellen Es gab arme Teufel genug, die für 200 bis 300 Gulden ihre Jugend ver¬ kausten und für den Reichen 12 bis 18 Jahre als Soldat dienten. Unter den Stellvertretern gab es auch betrügerische Burschen, welche das Geld in Empfang nahmen und verschwanden, ohne sich der Kommission zu stellen oder einzurücken. So wird ein Fall berichtet, daß ein gewisser Krause aus Heiligenkreuz von einem Bauer in Kaschen (dürfte Hanspoul gewesen sein) 300 Gulden und einen Pack Lebensmittel erhielt, um für seinen zweitgeborenen Sohn zur Assentierung zu gehen. Gleichzeitig nahm Krause auch vom Wirte der Fichteschänke (heutige Grenzschänke) 200 Gulden, um auch für dessen Sohn einzurücken Der Kaschner Bauer, welcher auch ein großes Landfuhrwesen betrieb, fuhr am Vortage der Assentierung nach Jungbunzlau, um am dortigen Jahrmarkte Pferde zu kaufen und nahm auf seinem Wagen die Reichenauer Rekruten mit nach Jungbunzlau, darunter auch Krause, um sicher zu sein, daß sich derselbe auch wirklich zur Assentierung stelle. Im dichten Gedränge des Jahrmarktrummels war Krause aber plötzlich verschwunden und nicht nehr aufzufinden. Nach langer Zeit tauchte Krause mit einem Karussel auf dem Reichenauer Kirchenfeste (Fohrt), welche damals noch auf dem Kirchen¬ platze abgehalten wurde, wieder auf, nahm jedoch schnell Reißaus, als er ich von der Bevölkerung erkannt sah. Einige Jahre später machte sich 127

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