Chronik der Stadt Reichenau

und den aufrührerischen Tschechen zu mehrfachen Zusammenstößen, bei wel¬ chen es auf beiden Seiten blutige Köpfe gab Große Zahlungen und viel Rekruten mußte die Bevölkerung im Jahre 1788 aufbringen, als sich Kaiser Josef II. im Türkenkriege mit Rußland ver¬ wickelt hatte. Es folgten dann die Kriege zwischen Österreich und dem korsischen Em¬ porkömmlinge Napoleon I. in den Jahren 1803 bis 1815, welche sich jedoch hauptsächlich in den südlichen Ländern der Monarchie abspielten. In diesen Kriegen wurden große Forderungen an Geld und Mannschaft an die Be¬ völkerung gestellt. Nach einem vorliegenden Berichte aus jener Zeit hatte Rei¬ chenau 34 Mann als Soldaten zu stellen. Im Jahre 1808 wurde die Reserve und die Landwehr errichtet und eine neuerliche Rekrutierung fand statt, welche wieder junge Burschen und verheiratete Männer zu den Waffen rief. Am bekanntesten sind aus diesem Kriege wohl die berühmten Freiheitskriege der Tiroler unter ihrem heldenhaften Führer Andreas Hofer. Einige Berichte von Franz Preißler über die Rekrutierung aus dieser Zeit sollen hier niedergeschrieben werden. „Im Jahre 1799 sind viele Russen und Polacken durch unsere Gegend und den Koschen über Prag nach der Schweiz gezogen und haben auch in Reichenau viele Burschen mitgenommen. Am 9. November 1800 gab Erzherzog Karl Ludwig ein Patent heraus, nach welchem die jungen Männer freiwillig gegen die Franzosen einrücken sollten. Da aber aus Reichenau niemand freiwillig ging, kam am 23. November eine Kommission behufs Zwangsassentierung nach Reichenau. Von 7 zwangs¬ gestellten Burschen wurden 5 assentiert: Weißschneiders Sohn, Liebschmieds Sohn, Wabermahrens Sohn, Vogtbäckens Sohn und Schleiferkatrins Sohn.“ „Im Frühjahre 1805 sind wieder Werber nach Reichenau gekommen und haben nach Ostern angefangen zu assentieren. Zum 2. Male sind sie in Rei chenau am 2. Dezember zur Assentierung gewesen“. „Eine große Assentierung fand in Reichenau auch im Jahre 1807 statt. Im April in einer Nacht kamen Soldaten und böhmische Bauern, umstellten rüh die Dosenfabrik und fingen 7 in die Arbeit gehende Burschen sowie 3 andere junge Männer und führten sie nach Jungbunzlau“. „Am 24. Juni 1809 kamen 24 Soldaten, ein Offizier und der Kreisad¬ junkt von Jungbunzlau, trieben alle jungen Männer zusammen und nah¬ men eine große Zahl mit, darunter einen verheirateten Mann und 5 Wei¬ ber. Am 28. Juni wurden wieder 16 Burschen nach Svijan abgeführt“. Der Landwirt Josef Hofmann Nr. 87 (Tischernaz) erzählte dem Verfas¬ ser, daß im Jahre 1809 ein Bruder seines Großvaters bei der Arbeit am Felde von den Häschern aufgegriffen wurde und nach Jungbunzlau abge¬ ührt werden sollte. Als die Häscher mit dem Burschen durch den Kaschen kamen, erkannten ihn die dortigen Bauern und befreiten ihn aus den Hän¬ den der Häscher, wobei dieselben anständige Hiebe erhielten und in rascher Flucht die „Goslenze“ hinabrannten. Hofmann starb, ohne Soldat gewesen zu sein, hochbetagt im Jahre 1865 in Reichenau. Daß die Franzosen auch bis in unsere Gegend vordrangen, beschreibt Josef Benesch in seiner Chronik: „Im Franzosenkriege (1813) befand sich auf den Feldern von Grünwald gegen Reinowitz hin, insbesondere aber auf dem dortigen „Walcherberge' ein Lager österreichischer Jäger. Sie hatten Zelte aufgeschlagen, unter denen sie kampierten. Die Bewohner des Ortes, sowie die aus der ganzen Umgebung (Gablonz a. N.) mußten jeden Mittag das fertige Essen in das Lager bringen. Während die mündliche überlie¬ ferung gegenüber den Leuten, die ihnen die Mahlzeit brachten, sehr liebens¬ würdig sein läßt, weiß sie von den übrigen Mannschaften zu erzählen, daß 120

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