Franz Xaver Pritz - Geschichte der Stadt Steyr

50 Enns; wie ein großes, freundliches Bild stellt sich die bunte Reihe der Städte und Dörfer dar; das liebliche Garsten und Steyr erscheint in ganzer Pracht und Größe mit den vorbeieilenden Flüssen; Gleink, Dietach, Losensteinleithen, die schöne Tyllisburg, das herrliche St. Florian, die Stadt Enns, die benachbarten Schlösser und Kirchen, Linz mit seinen Umgebungen, die Berge des Mühlkreises mit ihren Märkten und Kirchen liegen deutlich vor dem Blick des Beobachters. GegenWesten schließt die SzeneWolfsegg und der Nebelschleier, welcher die Ebenen des Innkreises und Bayerns verhüllt. Alles übertrifft aber der südliche Anblick, der sich hier entfaltet. Hoch und kühn ragen die Gebirge, Riesen gleich, empor, auf die niederen Hügel und Täler herabblickend. Wie freundliche Nachbarn stehen hier der kahle Priel, die Hochsengse und die Gebirge von Spital nebeneinander. Die Berge der Steiermark, und die Gipfel von Admont schauen im Hintergrund herüber, und alle diese sind auf einem engen Raum zusammengedrängt, und dem Auge so nahe, als wären sie um einige Stunden näher gerückt. Wohl mag das Auge von manchen Bergen eine größere, weiter reichende Aussicht genießen, aber so vieles und schönes auf einem solchen Raum wird man schwerlich finden. Doch nicht bloß die Aussicht, sondern die Gegend herum selbst hat ihr Interessantes; auf diesen freundlichen Gefilden, den Alpen und ihrem üppigen Gras ähnlich, blüht manche Blume, welche die niederen Täler nicht kennen; alles ist mit dem schönsten Laubholz bewachsen und nicht finstere, dunkle Tannen machen die Gegend melancholisch; ein großer, freier Platz gibt Raum zu Unterhaltungen mancher Art; unten am grasigen Abhang sprudelt silberhell eine frische Quelle hervor, von unschätzbarem Wert an einem heißen Tage, auf der südlichen Seite unten lagern oft Hirsche, die hier in der Nähe ihren Futterplatz haben, oder springen munter umher, und beleben die einsame Gegend. Weiter vorwärts ist die Hirschzunge, ein steiler, grasreicher Abhang, von seiner Gestalt so genannt, und fast am Ende des ganzen Bergrückens ist das Windloch, eine Höhle, oder ein unterirdischer Gang; der Weg hinein ist enge und steinig, nur mit Fackeln darf man sich hineinwagen, unbekannt ist noch die Länge oder Tiefe desselben. Man hört

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