Franz Xaver Pritz - Geschichte der Stadt Steyr

36 §. 3. Unterhaltungsplätze, Charakter der Bewohner — Ansichten der Stadt; ihre nächsten Umgebungen. Auf dem sogenannten Graben, in einer erhabenen, schönen Lage ist seit 1818 die Promenade, die sich vom Schloss durch eine lange Strecke fortzieht; zwei Reihen von Kastanienbäumen beschatten sie, eine reine Luft weht dort und viele Ruhebänke sind angebracht. Unweit davon ist der fürstlich-lambergische Garten, groß und schön angelegt, aber jetzt als Ziergarten nicht mehr hergehalten. Mehrere Wirtsgärten zeichnen sich teils durch eine angenehme Lage, teils durch andere Vorzüge aus; der schönste ist unstreitig jener des Mayr neben der Promenade; der untere Teil desselben ist ein Obstgarten, aber der obere, höher gelegene Teil, zeichnet sich besonders aus; groteske Statuen zieren denselben, überall sieht man die schönsten Blumen, worunter viele ausländische und seltene sich befinden, ein Springbrunnen belebt mit seinem plätschernden Ton das Ganze, und von dem artigen Lusthaus genießt man eine weite Aussicht über die Stadt und ihre Vorstädte, in den nahen Damberg und die ferneren Gebirge hin. Zu den angenehmeren und besuchteren Gärten gehören ferner der Gröswangische, Gafflische, Reichlische, Kaltenböckische u. s. f. Es ist wohl begreiflich, dass in einer gewerbfleißigen Stadt, wie Steyr, an den Werktagen diese Orte oder Gärten nicht sehr besucht sein können, doch findet man an schönen Sommerabenden immer einige Gesellschaft von Gebildeten, aber an Sonn- und Festtagen ist oft alles belebt; die Bewohner, vorzüglich die Eisenarbeiter, erholen sich an diesen Tagen von ihrem mühevollen Geschäft, und war nur Arbeit undVerdienst, so geht es dann auch lustig her. Oft verfliegt der Erwerb einer harten Woche in wenigen Stunden, aber man setzt sich wieder eben so tätig und rastlos amanderenTage an das alteGeschäft. Überhaupt ist der Charakter der größten Zahl der Bewohner Arbeitsamkeit und Tätigkeit, verbunden mit munterem Sinn; häusliche Sitte und Einfachheit, Anhänglichkeit an das Alte, Hergebrachte, und religiöser Sinn herrscht noch, so auch deutsche

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