Franz Xaver Pritz - Geschichte der Stadt Steyr

10 geziert sind, vorwärts nach Grünburg und Steinbach. Schon hatte sie viele Mühlen, Hammerwerke und Sensenschmieden in Bewegung gesetzt, aber hier beginnt ihre ausgedehntere Wirksamkeit, gleichsam das Vorspiel zur großen Arbeit, und immer näher kommt sie, immer höher wachsen ihre Fluten. Wohl trägt sie keine Schiffe, sondern nur Nachen, und gewöhnlich Ladenflöße, welche von den aufwärts liegenden Sägemühlen verfertigt, in Steyr zu größeren Flößen verbunden, nach Wien und nach Ungarn geführt werden; aber sie dient doch geschäftig zu den verschiedensten Arbeiten, die ihren Namen selbst in fremden Weltteilen verkündigen. Kaum ist irgendwo ein Strom, der so klein und dessen Laufbahn so kurz ist, und der doch so vieles bewirkt, wie die Steyr, und worin manche Ströme sie nicht erreichen. Eine halbe Stunde außerhalb der Vorstadt Aichet wurde sie durch Kunst zum Behufe der Gewerbe in zwei Arme geteilt; jeder hat seine eigene Bestimmung und angewiesene Tätigkeit, und treibt die Gewerke nicht bloß für das friedliche, häusliche Leben zum Handel und Wandel, sondern auch für die Waffen des Krieges. Sausend und brausend, bald eingezwängt, bald durch geöffnete Schleusen dringend oder sich über Wehren stürzend, unter Brücken und Stegen dahineilend, vereinigen sich endlich die geteilten Arme zu einem Strom wieder, welcher noch über zwei lange Wehren mit majestätischem Sausen sich stürzt, das herrliche Schloss begrüßt, welches mit seinen wallenden Gebüschen und Bäumen auf einem Hügel ihr zur Seite prangt, treibt noch im letzten Augenblick (wohl seit 800 Jahren!) zwei bedeutende Mühlen, überträgt dem Schloss und der Stadt seinen Namen, und vermählt sich mit dem schönen, aber stärkeren Ennsstrom. Lange noch sieht das Auge den herrlichen, grünen Streifen an seiner Seite sich einem schönen Bande gleich dahinziehen, bis die Steyr gänzlich mit der Enns vereint, auch ihren Lauf und ihr Schicksal teilt. Aber nicht immer so nützlich rollen beide Ströme ihre Fluten her; oft, wenn plötzliches Tauwetter im Frühling den Schnee der hohen Berge schmilzt, oder wenn Wolkenbrüche und Güsse der Ungewitter in denselben niederstürzen, schwellen sie schnell

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