Franz Xaver Pritz - Geschichte der Stadt Steyr

11 zu einer furchtbaren Höhe an. Die Enns bricht Brücken und Stege weg, kommt in ungeheurer Wut, Bäume in großer Masse daherwälzend, bei Steyr an; oft unterliegen die Brücken ihremAndrang, und kaum kann der Damm die Stadt vor ihren Verheerungen schützen. Die Steyr, hoch aufschwellend, vernichtet oft in wenigen Stunden den Wert oder Ertrag dessen, was sie das ganze Jahr hindurch geleistet; die großen Gewerke werden sehr beschädigt, die Wehren zerstört, die tieferliegenden Häuser bis an den ersten Stock überschwemmt, und das Tal sieht, von den nächsten Hügeln betrachtet, vielen kleinen, zerstreuten Inseln gleich, die aus den Fluten hervorragen. Das Klima dieser Gegend ist gemäßigt, eine frische Luft weht wegen der Nähe der Gebirge und schnellen Flüsse, hier sind keine Sümpfe, noch so viele Nebel, wie an den Ufern und in den Auen der Donau. Die Gegend ist auch gesund, und sehr selten herrschen hier ansteckende Krankheiten. Wohl ist es kälter, und die Ernte fällt etwas später, als in den ebenen Gegenden Oberösterreichs; vorzüglich ist die Luft im Frühling, wenn der Schnee in den benachbarten Bergen schmilzt, rauer, und die Reife sind häufiger; aber die Stadt selbst ist durch den Taborberg gegen die Nordwinde sehr geschützt, nur die Ost- und Westwinde stürmen bisweilen gewaltig heran. Im Sommer ist oft große Hitze, wenn sich die Strahlen der Sonne in dem Tal lagern: da ziehen auch fürchterliche Gewitter heran, die sich in den Gebirgen bilden, entladen aber auch ihre Güsse größtenteils in denselben, und schaden der Stadt weniger. Der Spätsommer und Herbst sind gewöhnlich die beständigste und angenehmste Jahreszeit, und zu Ausflügen in die schöne Gebirgsgegend am geeignetsten. Steyr ist eine landesfürstliche Stadt, bildet einen eigenen Kommissariatsbezirk und eine Steuergemeinde unter dem Magistrat. Die Grenzen desselben sind gegen Norden das Kommissariat Gleink, gegen Osten der Ramingbach, der von hier, von seinem Einfluss in die Enns, mehrere Stunden in das Gebirge hinein die Grenze zwischen dem Land ob und unter der

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