Entwicklung und Auswirkungen des Enns-Ausbaues

Jahrgang 28 (1976), Heft 5/ 6 Entwicklung und Auswirku ngen des En ns-Ausba ues 85 des Kraftwerkes Hieflau war auch für die steirische Enns ein talformbedingter ennsnaher Ausleitungss tufenausbau vorgegeben. Auf Grund der Gefällsverhältnisse konnte natürlich keine Stufe gütemäßig auch nur annähernd an die Stufe Hieflau herankommen. Diesen Erwägungen und dem immer noch offenen Wunsch nach Schaffung eines Speichers zum Ausgleich der saisonbedingten Dargebotsschwankungen Rechnung tragend, wurde von der Ennskraftwerke AG der Projektsgedanke Graß b ergers aufgegriffen, das ganze fragliche Teilstück von rund 40 km Länge und 100 m Gefälle in einer einzigen großen, über die Landesgrenze Oberösterreichs hinausgehenden Speicherstufe, dem Speicherkraftwerk Kastenreith, auszunutzen13. In Anlehnung an ältere Projekte arbeitete die STEWEAG das Projekt „Mittlere Enns", oder auch „5-Stufen-Projekt" genannt, aus, welches nun im Widerstreit zum Speicherprojekt Kastenreith stand. Der von beiden Seiten mit ziemlicher Härte geführte Streit wurde nach mehrjähriger Dauer 1963 durch den Spruch des Verwaltungsgerichtshofes zugunsten des steirischen 5-Stufen-Projektes beendet. Die steirische Seite hat den Spruch des Verwaltungsgerichtshofes durch den Bau der zu dem Zeitpunkt noch nicht wasserrechtlich genehmigten Stufe Altenmarkt all erdings zwei Jahre früher schon vorweggenommen. Die drei auf steirischer Seite errichteten Stufen Wandau-Landl , Großreifling-Krippau und EßlingAltenmarkt, jeweils bestehend aus Wehranlage, Ausleitungsstoll en und Kraftanlage mit einem Maschinensatz, paßten sich mit niedrigem Ausbaugrad dem Grundl as tkonzept, vor allem aber dem Ausbaudurchfluß des bereits vorgesehenen Speichers Waag an14 • Die im 5-Stufen -Pl an vorgesehenen zwei Stufen auf oberös terreichischer Seite, Kleinkastenreith und Kleinreifling, wurden in Anpassung an den Durchlaufspeicherbetrieb der Ennskette umprojektiert, vor all em wesentlich höher ausgelegt und auch mit höherem Stauziel ausgestattet. Sie sind als die Stufen Weyer und Schönau 1970 bzw. 1972 in Betrieb gegangen. Mit der Stufe Weyer15 wurde in Österreich noch einmal der Typ des Pfeilerkraftwerkes nach Grengg - Lauffer verwirklicht, allerdings auf Grund der geländemäßigen Beengtheit mit nur einem Maschinenpfei ler und zwei Wehrfeldern, also gewissermaßen in funktioneller Umkehrung des so ausgefa llenen KW-Typs Großr aming (Abb. 7). Die Kombination mit einer Ausleitungsstufe gleich großer Maschinenleistung über einen 500 m langen Triebwasserstollen ist ebenfa lls eine ungewöhnliche, aber zwecken tsprechende Spielart, vor allem, weil das Ausleitungskraftwerk Einphasenstrom für die Eisenbahnlinie Ams tetten bzw. St. Valentin - Selzthal erzeugt. Der Stufenausbau der Enns war damit abgeschlossen. Mi t Ausnahme des 1949 schon fertigges tellten Salzaspeichers konnte im Ennsoberlauf bisher nur mehr der Waag-Speicher im Verband mit dem Gesäusewerk Gstatterboden-Hieflau realisiert werden. So ist es auch verständlich, daß nach dem Scheitern von Kastenreich für die schon einmal vorhandene leistungss tarke Durchlaufspeicherkette ab Großraming immer wieder Speichermöglichkeiten gesucht wurden. Die relativ kleinen Stauräume, di e Katastrophenhochwässern eine Verweildauer von weniger als einer Minu te gewähren , sind keineswegs zur Hochwasserkappung geeignet. In den letzten zwanzig Jah ren gab es mehr als fünf H ochwässer dieser Größenordnung, die vor allem in der Stadt Steyr beträchtliche H ochwasserschäden verursachten. Der große Speicher Molln-Breitena u des vorhin erwähnten Projektes „Große Enns" wurde daher von oberösterreichischer Seite in den sechziger Abb. 7. KW Weye r Jahren wieder aufgegr iffen, mit der Absicht, ihn als Pumpspeicherbecken in das wasserwirtschaftliche System von Enns und Steyr ei nzufügen. Die Ennskraftwerke AG hat im Jahre 1963 diese Planungen von der OKA übernommen und weiter ausgearbeitet . Unter Miteinbeziehung der Steyr, der Krummen Steyrling und des Reichramingbaches wurde ein Mehrzweckprojekt entwickelt, das der Energiewirtschaft, dem Hochwasserschutz und der Trinkwasserversorgung überregional d ienen könnte16 . Die erste Ausbaustufe, der Speicher Klaus an der Steyr, wurde noch fertiggestell t, gleichzei tig aber die Umwandlung der Ennskraftwerke AG in eine Betriebsgesellschaft vo llzogen . Der weitere Ausbau fiel zunächst ei nem mißverstandenen Umwel tschutzdenken und landespoliti - scher Fehl einschätzung zum Opfer. Der bestens gelungene Speicher Klaus, der immer mehr zum Anziehungspun kt erhol ungssuchender Naturli ebhaber wird, soll te doch in der Lage sein , ein ige Ressentiments übereifriger Natu rschützer beiseite zu räumen. Betrachtet man nun die Auswirkungen eines derartigen Ausbaues, der einen Wildfluß in eine - tei lweise auch des Wassers beraubte - Stufenkette verwandelt, so erkennt man, daß das Staukraftwerk wesentlich weitreichendere Maßnahmen auslöst als das Aus leitungskraftwerk. Bei diesem ist in der Regel nur ein bescheidener Wasserfass ungsspeicher erfo rderlich , die T riebwasserfüh-

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