Marienkirche in Steyr

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Adolf Bodingbauer Marienkirche in Steyr »Unsere liebe Frau vom Siege« ehemalige Dominikanerkirche, heute J esuitenkirche Geschichtlicher Überblick Im Spätmittelalter bestanden in den Städten Linz, Wels und Enns bereits Klöster der Bettelorden. In Steyr jedoch, damals noch die reichste Stadt Oberösterreichs, fehlte ein Mendikantenkloster. Da der Predigerorden bevorzugt wurde, kamen im Jahre 1472 Dominikaner aus Krems mit der Einwilligung Kaiser Friedrich III. hierher, um ein Kloster zu errichten. Diese vorgenommene Gründung eines neuen Klosters war jedoch mit größten Schwierigkeiten verbunden. Abt Berthold VI. (1461 bis 1473) von Garsten, welcher der oberste Pfarrherr von Steyr war, sah darin eine Schmälerung der geistlichen Jurisdiktion Garstens sowie der pfarrlichen Rechte und Einkünfte. Er konnte aber in Rom die Klostergründung nicht verhindern, der Streit wurde durch Papst Sixtus IV. 1478 zu Gunsten der Dominikaner entschieden und dem Nachfolger Bertholds, Abt Benedikt I. (1473 bis 1488), sowie dem Kloster Garsten ewiges Stills~hweigen über diese Sache aufgetragen. Die Bauzeit von Kirche und Kloster der Dominikaner fällt in die Jahre von 1472 bis 1478. Die Kirche wurde 1478 zu Ehren der »Verkündigung Mariens« geweiht. Dieser spätgotische Bau wurde zusammen mit den Klostergebäuden am 18. März 1522 ein Raub der Flammen. 1543 schließlich verließen die Dominikaner Steyr, bedingt durch die immer mehr um sich greifende Reformation und die ständig nachlassenden Erträge der Almosensammlungen. 1559 wurde mit Erlaubnis Kaiser Ferdinands I. das Dominikanerkloster wieder aufgebaut und darin die protestantische Lateinschule untergebracht. Das größte Hochwasser, welches Steyr jemals erlebte, zerstörte jedoch am 8. Juli 1572 die ennsseitigen Trakte des Komplexes. Im Zuge der Gegenreformation wurde am 10. November 1624 das Gotteshaus, das den Protestanten als Schulkirche gedient hatte, wieder dem Dominikanerorden übergeben und durch den Abt von Göttweig, Georg Falb, geweiht. Die Übergabe des Klosters erfolgte am 12. Februar 1625. Seit der katholischen Restauration und besonders nach den Siegen über die Türken wurde der Barockstil zum sinnvollen Ausdruck gewalt iger Erneuerung des kulturellen und kirchlichen Lebens. In der Zeit von 1635 bis 1681 entstanden drei barocke Klosterkirchen in Steyr. Von 1642 bis 1647 erhielt die Dominikanerkirche ihr heutiges barockes Aussehen. Die Bauarbeiten leitete der Maurermeister HansTanner. Bausteine bezog man vom Steinmetz Peter Poiger aus Garsten und aus der Ffarre Losenstein. 300 Stämme Bauholz für das Kirchendach hatte Kaiser Ferdinand II. bereits 1636 gespendet. Sammlungen in der Stadt, auf dem Lande sowie größere Geldspenden von mehreren Wohltätern ermöglichten den Bau. Aus der Mitte des 17. Jahrhunderts stammen die beiden Kapellen des Kirchenvorplatzes. Über die Ausstattung der Kirche im 17. Jahrhundert sind wir nur mangelhaft unterrichtet. Unter dem Presbyterium ist die Stifterin des alten Hochaltares, Margareth Leiblin, bestattet ( t 1662). Obenstehendes Bild: Kircheninneres

Eine wirkungsvolle Erneuerung der Kircheneinrichtung wurde in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts durchgeführt, besonders in der Zeit von 1774 bis 1778. Aus dieser Periode stammen der Hochaltar, sechs Seitenaltäre, die ·Kanzel, das Orgelgehäuse und die Kirchenstühle. Die Namen der Künstler, welche die sehenswerte Rokokoeinrichtung schufen, sind bis heute nicht bekannt geworden. Es ist anzunehmen, daß die damals in Steyr seßhaften Bildhauer Johann Nepomuk Hofer, Josef Schuster und Ferdinand Christoph Kreitsch Aufträge erhielten. Am 16. Juli 1785 wurde das Dominikanerkloster im Zuge der Reformen Kaiser Josefs II. aufgehoben. Die Orgel mußte den Karmelitern in Linz (Landstraße) übergeben werden, sie wurde jedoch ein Jahr später durch ein von der Bürgerschaft gespendetes Instrument ersetzt. Die Klosterbibliothek kaufte um 161 Gulden Kaspar Schiefer, während das Klostergebäude die Textilfabrikanten Daniel Pellet und Anton Schaitter um 6.600 Gulden erwarben. Zur Zeit der Koalitionskriege (1800, 1805, 1809) wurde die Kirche als Heustadel benützt. Bis 1865 versahen Weltpriester den Gottesdienst in der mehrmals renovierten Kirche; bis 1851 führte zur Kirche vom Stadtplatz her ein gedeckter Zugang. Am 23. April 1865 übergab der Diözesanbischof von Linz, Franz Josef Rudigier, die ehemalige Dominikanerkirche der Gesellschaft Jesu, die in Steyr ein Missionshaus errichtete. Da keine Wohnungen im Kloster zur Verfügung standen, mußten diese für die Patres im ehemaligen Chorgebetsraum hinter dem Hochaltar eingerichtet werden. Seit 1911 dient das Kloster als Jesuitenresidenz. Der vordere Trakt des ehemaligen Klostergebäudes fand später (seit 1911) als Postamt Verwendung, der rückwärtige diente Wohnzwecken, während nach dem Zweiten Weltkrieg das ehemalige, reich stuckierte Refektorium über längere Zeit als Maschinenwerkstätte verwendet wurde. 1976 wurde der ennsseitige Flügel von der Diözese Linz erworben. Die letzte Restaurierung der Kirche (innen und außen) erfolgte in der Zeit von 1975 bis 1978.

Rechte Vorplatzkapelle (Ölberggruppe) - unten linke Vorplatzkapelle (Kreuzigungsgruppe) - beide Kapellen um 1650 Bau und Ausstattung Die Kirche besitzt heute nicht mehr das ursprüngliche Patrozinium »Verkündigung Mariens«, jetzt ist sie der Rosenkranzkönigin (»Unsere liebe Frau vom Siege«) geweiht (Fest am 7. Oktober). Der von 1642 bis 1647 durchgeführte Neubau ist eine der frühen Schöpfungen der nach der Gegenreformation in Österreich einsetzenden klösterlichen Bautätigkeit. Vorbild war die Jesuitenkirche St. Michael in München, jedoch ohne Querschiff und mit zwei Fassadentürmen. In der östlichen Häuserzeile des Stadtplatzes eingeschlossen, tritt die Kirche mit ihrer Westfassade aus der Fluchtlinie zurück, so daß ein kleiner Vorplatz entsteht, der seitlich von zwei Kapels Jen flankiert wird. Die Plastiken dieser Kapellen scheint der Bildhauer Elias Sturmberger hergestellt zu haben. - Die zweigeschossige Fassade wird von einem zweigeschossigen Giebel bekrönt, daneben befinden sich zwei Türme mit Zwiebelhelmen in der Höhe des Giebels. Die Kirche besitzt drei Tore. Das mittlere ist stark betont, darüber befindet sich eine Muttergottesstatue mit dem Jesukind aus der Mitte des 17. Jahrhunderts, am höchsten Punkt des Portales ist das Wappen des Dominikanerordens zu sehen. In der Giebelnische darüber erblickt man die aus der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts stammende Statue des Ordensgründers St. Dominikus. Die Kirche besitzt ein einschiffiges, dreijochiges Langhaus, beiderseits je drei Seitenkapellen, darüber vorkragende Emporen. Für den Raum charakteristisch ist die Kolossalpilasterordnung sowie die Stichkappentonne auf Gurten. Der Raum des Chores ist

gegenüber dem Langhaus schmäler (eingezogen), ist zweieinhalbjochig und besitzt eine spitze Stichkappentonne. Ursprünglich war der Chorraum vierjochig, der eineinhalbjochige Chorgebetsraum wurde 1865 abgetrennt und für Wohnzwecke ausgebaut . Bemerkenswert ist die reichgeschwungene Orgelempore im westlichen Langhausjoch aus den siebziger Jahren des 18.Jahrhunderts mit gleichzeitigem Stuck. Der Kirchenstuck stammt aus verschiedenen Zeiten, besonders reich ist er an den Decken der Seitenkapellen des Langhauses ausgeführt. Bei der letzten Restaurierung des Kircheninneren wurde an der Decke der Herz-Jesu-Kapelle die Inschrift »Erectum hoc altare Anno MDCLIII« (1653) freigelegt. Diese Datierung, die sich auf die Errichtung des ehemaligen Dominikusaltares bezieht, kann auch für die Herstellung der Stuckdecke herangezogen werden. In dieser frühbarocken Art ist auch die Stuckierung in den drei Seitenkapellen der Epistelseite erfolgt. Der Stuck der beiden übrigen Kapellen ist jünger. Die Kreuzkapelle besitzt ausgeprägten Knorpelwerkstuck (60er Jahre des 17. Jahrhunderts), die Johannes-Nepomuk-Kapelle Laub- und Fruchtstuck (1680 bis 1690). Einrichtung (Rundgang) Der wesentliche Teil der Einrichtung gehört der Zeit von 1774 bis 1778 an. Derbemerkenswerte Hochaltar zeigt in zentraler Stellung die Schutzfrau der . Kirche mit dem Jesukind. Die Assistenzfiguren sind Heilige des Dominikanerordens: Hyazinth (mit Monstranz), Dominikus (mit Kreuz), Thomas von Aquin (Sonne auf der Brust), Vinzenz Ferrer (mit Posaune). Der Altar ist eine Stiftung der Adelsfamilie Riesenfeld (zwei Engel rechts und links neben der Madonnenstatue halten Schilder mit dem Wappen dieser Familie, einem Stuckdecke der ersten Seitenkapelle (links), datiert 1653 Giebelnische mit Statue des hl. Dominikus (1. Hälfte des 18. Jahrhunderts)

wilden Mann auf Goldgrund mit roter und silberner Stirnbinde, der einen Baumstrunk entzweireißt). Im Presbyterium sind je zwei Oratorienfenster mit Schmiedeeisengittern aus dem vierten Viertel des 17. Jahrhunderts zu sehen. Darunter sind besonders die Stuckrahmen (um 1720 bis 1730) mit Breitbildern von Wundern des hl. Dominikus zu beachten. Diese vier Ölgemälde zeigen folgende Szenen: 1. Die Albigenserschlacht bei Muret im Jahre 1213. 2. Eine Totenerweckung in Anwesenheit von Kardinälen. 3. Bekehrung ei ner vornehmen Dame. 4. Rettung von schiffbrüchigen Pilgern . Unter diesen Gemälden wurden 1976 folgende Inschriften freigelegt und ergänzt: 1. Hostes fidei nefandi albigenses execrandi frustra tentant vincere. Dum Dominicus hoc sign um praefert, vu lt et hinc benignum coe lum hosres ste rncre. 2. Mortuum napo leonem vivum reddir , act ionem intuentur tremuli , quotquot ibi versabantur, purpurari tres mirantur, gratu lantur singu li . 3. Dum marrona cont ineret, domi daemonem haberet simiae hac specie. Mox a sancto coniu ratur et ill aesam postulacur domum hanc desere . 4 . Aquis hie dum immergu ntur, ope sanct i eruun tur omnibus periculis. Deus sancrum hie honorar, quod, qui cumquc hunc imp lorat, non privetur grat iis. Als ruchlose Feinde des Glaubens versuchen die Albigenser, die man bannen muß, vergeb lich zu s iegen. Indem Dominikus dieses Zeichen voranträgt, will er, daß alsdann ein gütiger Himmel die Feinde n iederringt . Den toten Napoleon macht er wieder lebendig, den Vorgang sehen, so viele sich dort aufhalten , zitternd; drei Kardinäle (Purpurträger) wundern sich , ei nzeln bringen sie ihre Glückwünsche dar. Während die ehrbare Dame ihn verwe ilen ließ, hatt e sie einen Dämon unter di eser Affengestalt zu Hause. Bald wird er vom H eiligen beschworen und aufgefordert, dieses Haus unverletzt zu verlassen . Währe nd sie hier im Wasser versinken, werden sie durch die Hilfe des Heiligen allen Gefahren entrissen. Gott ehrt hier den Heiligen, weil, wer immer ihn anruft, der Gnadenerweise nicht beraubt werden soll. Zu den wertvollsten Gegenständen des Gotteshauses ist die Kanzel zu zählen. Auf dem Schalldeckel erscheint die Kirche in personifizierter Form, auf ihm sind als allegorische Gestalten der Alte Bund (Gesetzestafeln) und der Neue Bund (Meßkelch) dargestellt. Die Tür der Kanzel ist mit dem Relief des Guten Hirten geschmückt, an der Brüstung sind Reliefs mit Heiligen des Predigerorderns zu sehen: In der Mitte empfängt Dominikus den Rosenkranz, links ist dargestellt wie Raimund von Penyafort auf seinem Mantel über das Meer von Mallorca nach Barcelona fährt, die Szene rechts schildert die Rettung einer Monstranz und Madonnenstatue durch Hyazinth aus der von den Tataren belagerten Stadt Kiew. Am unteren Rand der Kanzel sind die vier Evangelisten mit ihren Attributen vollplastisch dargestellt. Die erste Kapelle des Langhauses auf der Epistelseite ist heute dem hl. Josef geweiht. Der Altar ist im Rokokostil, das Bild und die beiden seitlichen Statuen (Jesliitenheilige Franz Regis und Franz de Hieronymo) gehören der Periode nach 1865 an. An der Kapellenwestwand ist ein Kupferepitaph mit Wappen und reicher Stuckumrahmung aus dem Jahre 1685 angebracht. Es wurde für Gott!ieb Hoffmann und seine fünf Söhne errichtet . Er war der Schwiegersohn des Steyrer Bürgermeisters Maximilian Luckhner, der ein großer Wohltäter der Kirche war. Das Gemälde an der Südwand der Kapelle zeigt den Tod des hl. Franz Xaver SJ auf der Insel Sancian, darüber hängt ein achteckiges Bild, das den sei. Petrus Gonzales OP darstellt. An der Decke sind drei kreisförmige Fresken (hl. Zacharias und Anna mit Maria, in der Mitte Gottvater).

Rokoko-Kanzel (1774 bis 1778)

Hl. Albert der Große (1774 bis 1778)

I / '-+ l l1111111u111ui11111111u-rr1J.~md.111~ij1,·111it1ll1 11 ,, ,,i111r. 1·1 dp1·ci1 ', ' 1 l11\~h111 IO(llllill!':lllll'l11i:1·t:tlll \Jl"!Ul-.11 UI / \ ,, .1' .. ; , 111111111111 l\\1111 ,\rit'I I'\'(' • / >J .. . · 1 l < - • (' Wunder des hl. Dominikus (Bekehrung einer vornehmen Dame), um 1720 bis 1730 Wappen des Dominikanerordens (Orgelempore, 1774 bis 1778) Anbetung der Hirten (gestiftet 1669 vom Steyrer Bürgerm. Maximilian Luckhner) :"'=::::====-~==-==-=.:=~:::::::5 - r.:; f") /, / r , \\

Rokoko-Hochaltar ( 1774 bis 1778)

Die zweite Kapelle ist heute die des hl. Ignatius von Loyola. Auf dem Altarblatt (gemalt von Carl Atzker, 1867) sieht man, wie Christus mit dem Kreuz Ignatius in der Nähe von Rom vor der Kapelle La Storta erscheint. Ignatius befand sich im Jahre 1540 auf dem Weg nach Rom, um seine Ordensgründung durch Papst Paul III. bestätigen zu lassen. Christus sprach zu Ignatius folgende Worte: »Ego vobis Romae propitius ero.« (Ich werde euch in Rom gnädig sein.) Die beiden flankierenden Statuen sind gleichzeitig Stuckdecke der zweiten Seitenkapelle (links), Knorpelwerkstil (1660 bis 1670) wie das Bild und stellen die Jesuitenheiligen Franz Borgias (mit Krone) und Stanislaus Kostka (mit Jesukind) dar. Dem Altar gegenüber hängt ein Bild des hl. Petrus Martyr (Inschrift: Bedenk! Ob Petrus nicht dem Glauben treu verblieben, da er mit eignem Blut das CREDO hat geschrieben!). An der Breitwand der Kapelle ist die Kreuztragung Christi (Öl auf Metall, drittes Viertel des 17. Jahrhunderts) erwähnenswert, darüber ein achteckiges Ölbild des hl. Hyazinth OP. An der Decke ein Fresko: Christus erscheint Maria Magdalena als Gärtner (noli me tangere). In der dritten Seitenkapelle, die heute dem hl. Petrus Canisius SJ geweiht ist, blieben dem Rokokoaltar die ursprünglichen Statuen (Pestpatrone Sebastian und Rochus) erhalten. Auch das Oberbild, die hl. Dominikanerin Katharina von Siena, ist original. Auf der Mensa des Altares steht eine Kopie des Gnadenbildes »Maria vom Guten Rat« (18 .Jahrhundert). Das Original ist in Genazzano (in der Nähe von Rom) zu finden. Das Gemälde der Geburt Christi mit der Anbetung Stuckdecke der dritten Seitenkapelle (links), 1680 bis 90 der Hirten an der Südwand hat neben seiner künstlerischen auch stadtgeschicht!iche Bedeutung. Es wurde nämlich vom Steyrer Bürgermeister Maximilian Luckhner im Jahre 1669 gestiftet. Dies ist im unteren Teil des Bildes dem Wappen, den Initialien »ML« zu beiden Seiten des »Fluges« und der Datierung zu entnehmen. Maximilian Luckhner war Bürgermeister der Stadt Steyr von 1660 bis 1677. Er war der Sohn jenes Maximilian Luckhner, der im Laufe der Bauernkriegswirren im Jänner 1627 in Losenstein ermordet wurde. Maximilian Luckhner, die bedeutendste Persönlichkeit

Bild oben: HI. Thomas von Aquin Bild unten: HI. Vinzenz Ferrer, beide in reichgeschriitzten Rokokorahmen dieses Geschlechtes, war seit 1643 Eisenhändler in Steyr. Wichtig für ihn waren seine verwandtschaftlichen Beziehungen zu Georg Mittermayr von Waffenberg und Gottlieb Schröffl von Mannsberg. Er starb im Jahre 1680 und wurde in der Dominikanerkirche beigesetzt. Das Epitaph des Gottlieb Hoffmann zitiert die »Luckhnerische Begräbnuß«. - Wappenbeschreibung: Gevierter Schild, im ersten und vierten Feld in schwarz ein silbernes Einhorn auf grünem Hügel, im zweiten und dritten Feld rote Schräglinksbalken in weiß. Offener gekrönter Helm mit rechts rot-weißen, links schwarz-gelben Decken. Zier: Offener, von weiß und rot siebenmal entgegengeschrägter Flug, inmitten desselben das silberne Einhorn wachsend. In den Mittelpunkt des Bildes sind Maria und das Jesukind gerückt. Köstlich ist die Darstellung eines Hirten, der aus seinem Korb ein Ei nimmt. Auch die Landschaft im Hintergrund ist besonderer Beachtung wert. Außerdem hängen hier noch zwei achteckige Gemälde (hl. Katharina von Siena und hl. Raimund von Penyafort). Unter der Orgelempore sind zunächst zwei Gemälde (hl. Thomas von Aquin und Vinzenz Ferrer) in reichgeschnitzten Rokokorahmen interessant. Über dem Ausgang hängt ein breitformatiges großes Ölgemälde aus der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts: Totenerweckung durch den hl. Vinzenz Ferrer. Darunter links und rechts Gemälde der Heiligen Dominikus und Ludwig Bertrand OP. An der Orgelempore befindet sich ein Fresko des Ordenswappens der Dominikaner (das spezifische Emblem ist neben anderen der Hund mit der Fackel im Maul). Evangelienseite: Johannes-Nepomuk-

Kapelle mit Rokoko-Altar, der noch die alten Assistenzfiguren (hl. Blasius und hl. Florian) und das Oberbild (hl. Rosa von Lima) besitzt. In dieser Kapelle ist der Freskenschmuck besonders reich. An der Westwand der Kapelle wurde 1976 ein Fresko (Kommunion der hl. Katharina von Siena) freigelegt, ebenso zwei Gemälde in den Fensterleibungen. Der Freskenschmuck der Decke bringt Begebenheiten aus dem Leben der hl. Dominikanerin Rosa von Lima. Außerdem ist das dem Altar gegenüberliegende Ölgemälde (hl. Aloisius von Gonzaga SJ, 18. Jahrhundert) beachtenswert. In der vorletzten Kapelle trägt der spätbarocke Altar als einziger Seitenaltar noch das ah;e H auptbild : Christus am Kreuz. Nur die flankierenden Statuen (hl. Barbara und hl. Rita) sind aus der zweiten Hälfte des 19.Jahrhunderts. An der Decke wurden 1976 drei Wappenfresken freigelegt. Sie nehmen Bezug auf die Adelsfamilie Seeau, welche unter der Kapelle ihre Gruft besaß. Das mittlere Wappen ist das des Elias von Seeau (er war Besitzer der oberösterreichischen Herrschaften Mühlleiten, Litzlberg und Würting, war in der Salinenverwaltung in Gmunden tätig und Rentmeister des kaiserlichen Schlosses in Steyr); er starb 1670. An der Westwand der Kapelle erinnert eine Gedenktafel an den Verstorbenen. Elias von Seeau war zweimal ve rheiratet, in erster Ehe mit Magdalena Alt (Wappen links gut erhalten), in zweiter mit Elisabeth Maria von Prankh (Wappen rechts kaum zu erkennen, Inschrift jedoch gut lesbar) . Magdalena Alt war eine Tochte.r des Fürsterzbischofs von Salzburg, Wolf Dietrich von Raitenau u.nd der Salome Alt von Altenau. Eine zwei te Gedenktafel neben dem Fenster erwähnt als Verstorbenen Konstantin Honorius von Seeau. Er war Student in Olmütz und starb sechzehnjährig in Gmunden 1704. Die letzte Kapelle der Evangelienseite ist heute dem Herzen Jesu geweiht. Das Gemälde des Seitenaltares ist das jüngste in der Kirche. Es wurde 1947 von Max Poosch-Gablenz gemalt und zeigt Christus mit dem Erlöserherzen als Beschützer der Kirche und Jesuitenresidenz während der Zeit von 1938 bis 1945. Wie den Inschriften und Gemälden di eser Kapelle zu entnehmen ist, war sie ursprünglich dem Ordensvater St. Dominikus geweiht. Vor dem Fenster steht eine barocke Madonnenstatue mit dem Jesuk ind; sie ist eine Kopie der Statue von Neukirchen bei Heiligenblut im Bayrischen Wald. An den Ostwänden der Emporen über den Seitenkapellen hängen folgende vorwiegend barocke Gemälde (Öl auf Leinwand). In der Reihenfolge der Kapellen: HI. Pius V., hochformatiges Weihnachtsbild; hl. Petrus Martyr und hl. Pius V. (beide achteckig), hl. Antoninus, sei. Benedikt XI. Über den Zugängen zu den Kapellen zu beiden Seiten des Chores, an den Langhauspfeil ern und gegenüber der Kanzel sind schließlich noch hochformatige Gemälde (Öl auf. Leinwand) in spätbarocken Rahmen zu erwähnen. Über dem Zugang zur südlichen Kapelle der hl. Antonius von Padua (Kirchenlehrer), anschließend an den Pilastern des Langhauses: HI. Papst Pius V. (er gehörte vor seiner Wahl zum Papst dem Dominikanerorden an, während seines Pontifikates wurde 1571 der Seesieg über die Türken bei Lepanto errungen), sei. Albertus Magnus (Dominikaner, Bischof von Regensburg, Philosoph, Naturforscher und Kirchenlehrer), hl. Antoninus (Dominikaner, Erzbischof von Florenz; ikonographisch interessant ist der Zettel mit der Aufschrift »Deo gratias«, der schwerer wiegt als das Obst auf der anderen

1 L A Gitter über ei nem der Seitenausgänge (1650) T Rokokogitter der Orgelempore (1778) Waagschale), sel. Benedikt XI. (vor der Papstwahl Dominikaner, der letzte Papst vor dem Exil von Avignon). Über dem Zugang zur nördlichen Kapelle das Gemälde des hl. Johannes Nepomuk (Märtyrer, Prager Generalvikar) und gegenüber der Kanzel das des hl. Augustinus (Bischof von Hippo in Nordafrika, einer der vier großen abendländischen Kirchenväter). Ein Phänomen der Kirche ist die stilistische Folge der Arbeiten aus Schmiedeeisen. Die ältesten sind die Gitter der beiden Fenster über den seitlichen Kircheneingängen. Die Oberteile bringen die vierfachen Dreierschlingen (um 1650), die Emporengitter des Chores wurden im letzten Viertel des 17. Jahrhunderts geschaffen, um 1700 entstand das Speisgitter (Akanthusspiralen), das grandioseste Stück jedoch ist das Gitter der Orgelempore (1778) . Der beste Kenner der Eisenkunst im Lande

ob der Enns, der 1899 in Steyr geborene Otfried Kastner, schreibt: »Wohl die schönste Lösung bringt die Dominikanerkirche in Steyr: In ihrem Brüstungsgitter der Orgelempore ist alles geschwungen, von Lebensbaummotiven, Quadrillagen und Rocailles, die leicht und durchbrochen sind, flimmert es goldig, drückt sich nun auch in der Sprache der Eisenkunst Mozartsches Lebensgefühl aus . Man muß das Werk mit dem anderen großen Orgelemporengitter von Steyr in der Michaelerkirche vergleichen, um die Steigerung, die nun die Spätzeit erreicht hat, voll zu begreifen.« Die Orgelempore selbst ist ein Werk des Stadtbaumeisters Johann Wolfgang Hueber. Das frühere Kirchenpatrozinium erkennt man in der plastischen Gruppe über dem Triumphbogen (zweite Hälfte des 17. Jahrhunderts). Zu beiden Seiten des Chores befinden sich Kapellen. In der Kongregationskapelle (nördlich) sind noch Reste des spätgotischen Vorläuferbaues vorhanden . Die beiden westlichen Joche sind netzrippengewölbt. Die letzte Restaurierung legte 15 Steinmetzzeichen frei. Das östliche Joch (um die Mitte des 17. Jahrhunderts) ist kreuzgewölbt mit Stuckleisten. Der Altar aus dem zweiten Viertel des 18. Jahrhunderts umschließt eine Pieta, die wohl aus dem Ende des 17.Jahrhunderts stammt. Diese wird von den Heiligen Theresia von Avila und Franz de Paula Netzrippengewölbe in der Kongregationskapelle (Rest des spätgotischen Kirchenbaues) flankiert . Bemerkenswert ist das Altar-Antependium ob der Darstellung des toten hl. Johannes Nepomuk auf den Wellen der Moldau. Die rechts an das Speisgitter anschließende Wand besitzt ein Gemälde der hl. Notburga (signiert und datiert Fr. Fuchs 1903). An der Rückwand der Kapelle ist noch die Verkündigungsszene (zweite Hälfte des 19. Jahrhunderts) zu sehen, außerdem eine Barockstatue (hl. Anna mit Maria) zwischen den Fenstern. Die Lourdeskapelle (südlich) ist dreijochig und mit einem Kreuzgewölbe versehen. Außer einer Lourdesgrotte ist dort eine Kopie des Kreuzes von Limpias (Portugal) aufgestellt. Die Kreuzwegbilder sind barock (Rahmen neu), sie kamen aus Tirol hieher. Die spätbarocken Kirchenstühle im Langhaus sind stilistisch verwandt mit jenen in den Pfarrkirchen von Gleink und Christkindl. Die Stühle zu beiden Seiten des Chores gehören dem dritten Viertel des 17. Jahrhunderts an. Der Bodenbelag des Gotteshauses besteht teils aus Marmorplatten, teils aus Solnhofener Schiefer oder Kelheimer Platten, nur in der Lourdeskapelle ist Sandsteinbelag. - Die Kirche besitzt derzeit keine Glocken, sie fielen der Materialablieferung während des Ersten Weltkrieges zum Opfer und wurden bisher nicht erneuert . Ein neues Spielwerk der Orgel (gestiftet von Karl Rieß t) war der Schlußpunkt der letzten Restaurierung der Marienkirche, die 1978 ihre 500-Jahr-Feier hatte.

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