Oberösterreich, 37. Jahrgang, Heft 4, 1987

Oben: Sepp Moser, eine der von ihm bemalten Türen in seinem Wohnhaus (dem „Moserischen") in Neukirchen bei Altmünster. Motiv: Madonna mit Kind.— Foto: H. G. Prillinger, Gmunden Salzkammergutes geliefert hat. Er ist als Bin deglied zwischen „alter" und „neuer" Möbel malerei anzusehen. Dagegen hat etwa Hans Swoboda, Malermeister in Mondsee, für Gasthöfe und Private „modern" bemalte Mö bel in Kammzugtechnik angefertigt, die als Realisationen des Stils der Zeit, in der sie ge schaffen wurden (ca. 1948—1970), gelten können. Gelegentlich konnte es aber auch gesche hen, daß ein Bildhauer zum Pinsel griff und Möbel bemalte. Dies Ist bei dem „Allrounder" Sepp Moser (1925—1985) der Fall, der auch in dieser Hinsicht die Tradition seines Heimatortes Neukirchen in der Viechtau fort setzte. Die „Viechtau" ist ja nicht nur Stamm heimat einer dort seit dem 17. Jahrhundert blühenden Hausindustrie (sehr verwandt den Berchtesgadener-Erzeugnissen), sondern auch Herkunftslandschaft von charakteristi schen Möbeln: Truhen, aber auch einer ganz bestimmten Spezies von „Vogerlkästen", die als „VIechtauer" sehr geschätzt sind. Bekannt wurden die Meister Simon Pesendorfer und „I. P", hinter dem sich mit Sicherheit ebenfalls ein Pesendorfer verbirgt. Sepp Mosers Möbel übersetzen die ihm vertraute Ausdruckswelt eines Bildhauers folgerichtig in die Färb- und Formensprache eines Malers. Diese Möbel stehen als Handwerkskunst un serer Tage neben seinen Krippen, Kruzifixen, seinem Spielzeug und seinen Spanschach teln, in welcher Kunst er sich immer auch ge legentlich versuchte. Es überrascht, daß die eigentlichen „Nai ven" oder „Sonntagsmaler", vielfach als Nachfahren der alten „Volks-Künstler" anzu sehen, ihre Kunst kaum auf Möbel zur An wendung brachten. Neuerdings hat aber die u. a. auch als lllustratorln verschiedener Mär chenbücher und durch zahlreiche Ausstel lungen bekannt gewordene Künstlerin Rena te Schwarze,r geb. 1945 in Linz, ihre an sprechenden Motive auch auf Möbelflächen angewendet, so auf eine reizende kleine Kommode mit „Mühlvlertler Jahreszeiten". Auch der Deckel des Möbels Ist mit einer naiv aufgefaßten Mühlviertler Landschaft be reichert. Schätzenswert ist es, daß bei Renate Schwar zer endlich auch, nach einer mehr als hun dertjährigen Tradition, die alpinen Landschaf ten den Vorzug gab, das Mühlviertel in den Vordergrund der Betrachtung gerückt er scheint. Einmalig blieb leider der Versuch, bemalte Möbel „moderner", d. h. nicht bloß restauratlver Art gewerbsmäßig, unter die Leute zu Renate Schwarzer, Kommode, bemalt mit „Mühlviertler Jahreszeiten"

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