Oberösterreich, 37. Jahrgang, Heft 4, 1987

bringen. Unmittelbar nach dem zweiten Welt krieg unternahm das Möbelhaus Lutz in Haag am Hausruck üetzt „Möbel Lutz Wels") nach anfänglichen Proben mit kleinen Ziertruhen und Puppenstuben unter der Regie von Frau Gertrude Seifert ganze Einrichtungen bemal ter Möbel nach Entwürfen namhafter Künst ler, wie C. M. Adlmannseder, Gertrud Wim mer-Brunner und Fritzi Mally-Juran-Wagner, anzubieten. Den stärksten Anteil von Entwür fen modern bemalter Möbel hatte jedoch Pro fessor Kar/Lange/; Wien. Ergriff dabei auf die Schablonentechnik des 16. und 17. Jahrhun derts zurück, ohne diese nachzuahmen. Die neuen Muster waren nicht frei von Einflüssen des Jugendstils, besonders deutlich in den fioralen Eiementen. Bevorzugt wurden Ju gendmotive, deren Beliebtheit eine gewisse Breitenwirkung versprach. Als origineller, moderner Beitrag unterschied sich dieser Stil von dem der rein restaurativen, die Zeit zwi schen 1750 und 1850 wiederholenden Groß herstellern, die vermutlich den Erwartungen der meisten Liebhaber entsprachen. Leider ist, nach kurzer Blütezeit, in der auch Hotels wie das „Weiße Rößl" in St. Wolfgang beliefert wurden, die Nachfrage geschrumpft und dem überbordenden Angebot der Möbel-Groß kaufhäuser gewichen. Da Moden immer ra scher wechseln, ist anzunehmen, daß gele gentlich auch das „moderne" farbige Möbel wieder eine Blütezeit erlebt. Es wurde bisher versucht, die geradlinig vor wärtsdrängende, „moderne" Möbelmalerei des 20. Jahrhunderts in ihrer jeweiligen Kor respondenz zu den herrschenden Strömun gen und Kunstrichtungen darzustellen, so wie ja auch die unter dem Begriff „Bauernmö bel-Maler" verstandenen Meister, wie wir ge hört haben, fast bis zum Ende des 19. Jahr hunderts jeweils ihrem Zeitstil, und auf diesen sogar sehr sensibel reagierend, ge huldigt haben,. Nun gibt es aber neben dieser geradiinig fort schreitenden Entwicklung, die leider nicht mehr durch Breitenwirkung flächig, sondern nur durch Einzelmeister punktuell fixiert wer den kann, sehr wohl eine weiter ausgreifende Möbelmalerei, deren Kennzeichen eine be wußt restaurative Anknüpfung an die alte Bauernmöbelmalerei ist. Diese Anknüpfung erstreckt sich in der Regel sowohl auf die alte Technik, die alten Motive, ihre Anordnung und Komposition, als auch auf Farbwahl und Beschriftung, mit einem Wort, sie läuft letzt lich auf eine möglichst getreue Kopierung der alten Vorlagen hinaus. Natürlich gibt es auch bei dieser gerade in Oberösterreich blühen den und sehr verbreiteten Richtung qualitati ve Unterschiede, ja auch nicht wenige Fälle kreativer Weiterführung der Vorlage. Beinahe unüberschaubar sind die Bemühun gen der verschiedensten Volksbildungsein richtungen, dem Hunger nach künstlerischer Freizeitbetätigung durch Abhaltung von Kur sen für Möbelbemalung, meist unter Hinfüh rung auf bewährte alte Techniken, gerecht zu werden. Über dieses Phänomen an sich, noch mehr aber über die schließlichen Er gebnisse dieser Freizeitmalerei werden erst spätere Generationen endgültig urteilen dürfen. Herauszuheben und gewiß auch anders zu bewerten sind die hervorragenden Restaura toren bemalter Bauernmöbel, die um eine sorgfältige, wissenschaftlich fundierte Wie derherstellung des Originals bemüht sind. Meistens sind es Frauen, die dieser Kunst zu neigen. In den Jahren zwischen 1940 und 1980, also der Jahrhundertmitte, haben in Oberösterreich vorwiegend Gertrud WimBett aus dem Möbelhaus Lutz, bemalt mit Jagdmotiven nach Entwurf von Professor Karl Langer. OÖ. Landesmuseum, Freilichtmuseum, Samesleiten. — Foto: Elfriede Mejchar, Wien I

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