Oberösterreich, 37. Jahrgang, Heft 4, 1987

men, d. h. nicht unbedingt restaurative Wie derholungen, zuließ und dennoch, weil durch die Technik gebunden, einen angenehm empfundenen Zugang zur „klassischen", d. h, altbewährten Möbelmalerei offen ließ. Auch in Oberösterreich wurde die wiederent deckte Technik der Kleister- bzw. Kammzug malerei angewendet, am eindrucksvollsten von Malermeister Otto Hirsch (geb. 1921 in Linz), der zahlreiche Proben seiner sowohl handwerklichen wie künstlerischen Gestal tungskraft hinterlassen hat. Ein Glanzstück seines restaurativen Schaf fens ist die malerhandwerkliche Wiederher stellung des „Schönen Zimmers" im Sensenschmiedmuseum Micheldorf. Hirsch versuchte, wie er selbst angibt, „mit heutigen Werkstoffen und heutiger handwerklicher Ar beitsauffassung alle möglichen Anstrichflä chen bildhaft zu gestalten", darunter eben auch durch Bemalung von Möbeln. Entspre chend dem Umfang seines handwerklichen Könnens ist sein Werk vielseitig. Gelegent lich bemalte er sogar Tresor- und Tabernakel türen. Türen — schon in der „klassischen" Bauernmalerei eine bevorzugte „Anstrichflä che" — sind überhaupt sein Lieblingsfeld. Er benützt gerne die vom sachlichen Werkstil der Zeit zwischen 1950 und 1970 geprägten glatten, profillosen Flächen von doppeltüri gen Kastenmöbeln, um sie zu einem einzigen Bild zusammenzuschließen, etwa zu einem „Familien-Schrank". Dieselbe Chance einer Großfläche nützte er zu dem durch die große Bauernmöbelausstellung im Linzer Schloß museum (1967) bekanntgewordenen „LinzerKasten", bei dem Linzer Architekturmotive reizvoll zu einem Ganzen zusammengefügt sind. Er verschmäht es aber auch nicht, so wie manche der bekannten Maler vor ihm, seine modernen Motive in die Profilrahmen eines „alten" Bauernkastens zu setzen, so auf einem weiteren „Familien-Kasten" mit Allego rien und Anspielungen, die wohl nur von dem Auftraggeber richtig gedeutet werden kön nen. Daß in dem Oeuvre von Otto Hirsch auch wieder die Volksheiligen und die Jah reszeiten auftauchen, kann nicht wunder nehmen. Überraschend ist, wie sensibel er auf die jeweiligen Strömungen der zeitgenös sischen Malerei eingeht. Die Ausdruckskraft reicht da vom völlig Abstrakten bis hin zu ex pressionistischen und surrealistischen An klängen der Gegenwart. Otto Hirsch ist nicht der einzige Malermeiste,r der in diesem Jahrhundert sein Kunsthand werk auf Möbel angewandt hat. Nicht uner wähnt sollte bleiben Albin Roth sen., Maler meister in Bad Ischl, der in den zwanziger und dreißiger Jahren Dutzende von „Bauern möbeln", meist im neobarocken Stil, für zahl reiche Villenbesitzer im weiteren Bereich des Otto Hirsch, Entwurf für einen zweitürigen Kasten, der bei der Bauernmöbelausstellung im Linzer Schloßmuseum 1967 als „Linzer Kasten" gezeigt wurde

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