Oberösterreich, 35. Jahrgang, Heft 2, 1985

Christliche Kunstblätter, Titelbild von Heft 4/1965 „Neue Kirchen im Rheinland" Motiv „St. Laurentius in Köln", von Emil Steffann ... Sämtliche Fotos: R. Mair 3/55 galt der ersten Tagung in Wllhering, 1/57 der zweiten in Puchberg, 3/57 der dritten in Schiierbach. Heft 3/55 war für die neue Linie programmatisch. Otto Mauer ergründete „Prinzipien sakraler Kunst", Walter Warnach, Köln, widmete sein Referat der „Abstrakten Kunst im Kirchenraum", Urban Rapp, Würz burg, analysierte „Die gegenwärtige Situa tion der christlichen Kunst", der Maler Georg Meistermann, Frankfurt/Köln, setzte sich für „Die Begegnung von Priester und Künstler" ein. Pere Capellades war von Paris herbei geeilt, um über die „Situation der zeitgenössi schen sakralen Kunst in Frankreich" zu be richten, was sich in der hervorragenden Bebilderung des Heftes niederschlug. Sie setzte mit einem Glasfenster von Rouault in Assy ein, stellte in der Folge Glasfenster von Leger und Manessier vor, und bringt zuletzt — zum erstenmal in Österreich — Fotos von Ronchamp und von der„Chapelle Matisse" in Vence. Mit diesem Heft war ein Qualitätsmaßstab ge setzt, der in den folgenden Jahren nicht im mer erreicht wurde. Es entsteht zunächst so etwas wie ein Amalgam aus den alten „Christ lichen Kunstblättern" und etwas Neuem, das sich erst langsam und mühsam durchsetzen mußte. Das kennzeichnet auch die ersten Jahre nach der Übernahme der Redaktion durch Günter Rombold (mit Heft 3/58). Er stellte von Anfang an jedes Heft unter ein ei genes Thema. Das erste Themenheft 3/58 galt dem Barock, wofür Josef Andreas Jung mann mit der Bemerkung, dieses Thema sei von ihm noch nie behandelt worden, einen Beitrag unter dem Titel „Liturgisches Leben im Barock" lieferte. Das folgende Heft 4/58 galt der „Malerei der Gegenwart"; es hatte ähnlich programmatischen Charakter wie das erwähnte Heft 4/55. Da schrieb Kurt Le onhard, Stuttgart, über „Fläche und Raum in der gegenstandsfreien Malerei", es folgte ein bis dahin unpublizierter Artikel von Oskar Schlemmer „Die Kunst der Form- und Far bensprache", Annemarie Heynig stellte „Na tur und Landschaft im Werk Ernst Ludwig Kirchners" in große Zusammenhänge, Curt Grützmacher wies erstmals einen Zusam menhang zwischen der Malerei von Marc Chagall und dem Chassidismus auf (der Arti kel erschien bald darauf in Tel Aviv) und Lothar Schreyer, Hamburg, ging Lyonel Fei ningers Weg vom Erkenntnisbild zum Symbol nach. Dr. Erhard Göpel besprach dieses Heft in der „Frankfurter Allgemeinen Zeitung" und sagte: „Es wirkt erfrischend, daß hier einmal von Konfession nicht die Rede ist, weder bei der Auswahl der Autoren noch der der be sprochenen Künstler (Münch, Kirchner, Fei ninger, Chagall, Kandinsky). Auch das ,Numinose', das Guardini bei seinem Vortrag m ■ Neue Kirchen Im Rheinland anläßlich der Sprachentagung in München bei Dante, Rilke, den Dänen zur Sprache brachte (mit der unsichtbaren Autorität der Kirche im Hintergrund), wird nicht strapaziert. Einziger, wortlos angelegter Maßstab ist das Transzendieren eines Künstlers durch sein Werk." Mit dem letzten Satz hatte Göpel in der Tat das Grundanliegen der Zeitschrift bis heute getroffen. Doch bis zur Durchsetzung des überregiona len Charakters der Zeitschrift war noch ein weiter Weg. Es zeigte sich, daß es nicht so einfach war, das Blatt über Wasser zu halten. Die finanzielle Situation war schwierig, und auch der ideologischen Gegner gab es ge nug. So erklärt es sich, daß zunächst regional begrenzte Themen wie „Oberösterreichs Be nediktiner im Mittelalter" (2 und 4/61) oder eine Reihe von — sehr reizvollen — Heften, die den einzelnen Vierteln Oberösterreichs gewidmet waren („Das Mühlviertel" 3/62, „Das Innviertel" 1/64, „Das Salzkammergut" 3/65), mit überregional angelegten Heften wechselten, wobei immer mehr der Kirchen bau in den Mittelpunkt des Interesses rückte. Das hing mit dem „Kirchenbauboom" dieser Zeit zusammen. Otto Mauer hatte in Heft 1/57 die erste wichtige Nachkriegskirche Öster38

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