Oberösterreich, 32. Jahrgang, Heft 4, 1982

Kurfürst, Herr und Bauer", sowie seine Erzählung ,,Die Pfandherr schaft". Am Münchner Staatstheater erlebte Ortners ,,Stefan Fadin ger" 1934 die Uraufführung. Die Bühnenausgabe des Zsolnay-Verlages von 1933 war vom Autor seiner,,Heimat ob der Enns" gewidmet. Die Neufassung des oberösterreichischen Bauemkriegsdramas ,,Der Bauernhauptmann" ging in Linz am 21. Februar 1942 als Uraufführung in Szene. Die Neufassung steht, vor allem in der Schlußszene, freilich im Widerspruch zu den historischen Tatsachen. Wilhelm Ander manns Verlag brachte 1943 den ,,Bauernhauptmann" als Buch her aus. Der Szenenfolge ,,Beethoven", bei Zsolnay 1935 verlegt, hatte Ewald Baiser, der die Titelrolle spielte, Seele und Gestalt gegeben. Der Traum ist für Hermann Heinz Ortner ein beliebtes dramaturgi sches Element, so auch in seinen beiden von ihm als ,,Traumspiele" bezeichneten Bühnendichtungen ,,Himmlische Hochzeit" und ,,Das Paradiesgärtlein". Beide sind zuletzt 1943 gemeinsam in einem Band des Andermann-Verlages in Wien erschienen. Die,,Himmlische Hoch zeit" hat Ortner seiner Mutter gewidmet. Es ist der Traum ihres zehn ten Hochzeitstages, von dem Wallenstein'sehen Reiter Obristen Veit Jörg und dessen Ehefrau Christin zugleich geträumt: im Wundfieber von Veit Jörg, im Scheintod von Christin, die sich vom Gatten betro gen sieht. Aus Fiebertraum und Scheintod erwachen beide zum rei nen Glück ehelicher Treue. Das Spiel ist auf vielen Bühnen beifällig aufgenommen worden, so auch bei seiner Linzer Premiere am 15. Ok tober 1936. ,,Das ist kein Theater. Der tiefste Eindruck erschütterte, ließ die Menschen stumm sein unter dem Gefühl des Erlebten", so konnte man im ,,Frankfurter Generalanzeiger" über ,,Himmlische Hochzeit" lesen. ,,Das Paradiesgärtlein", ein heiter beschwingtes Traumspiel, läßt ebenso an Hans Sachs'sche Schwänke wie an Raimund oder Nestroy denken. Es atmet fröhliche Unbeschwertheit, für die man in den Kriegsjahren besonders dankbar war. Das sicherte dem ,,Paradies gärtlein" auch bei der Linzer Premiere am 17. April 1941 einen vollen Erfolg. Charme und Komik tragen die zuweilen possenhaften Szenen und führen schließlich alles zu gutem Ende. ,,Himmeltau", ein weiteres Kind der heiteren Muse, setzt den Weg fort, den Ortner mit seinem ,,Paradiesgärtlein" eingeschlagen hat. Die Komödie, in Wien, München und Zoppot am 30. Oktober 1943 gleichzeitig uraufgeführt, wurzelt im ,,Romantisch-Legendären, wie auch in der biedermeierlichen Welt des mimisch-musischen Altwie ner Volkstücks", schrieben die Münchner Neuesten Nachrichten. Wie der Düsseldorfer ,,Mittag" hervorhebt, entfesselt Ortner ein ,,Pandömonium des spießigen Kleinbürgertums", läßt jedoch dar über einen regenbogenhaften Himmel des Humanen, des Weltoffe nen schauen" und mitten darin auch,,das Dichterische, das Seelische aufscheinen". Das Komödiantische schließt in diesem Lustspiel das Menschliche nicht aus, und dieses wieder nicht jenes, sie gehören zu sammen, sie bedingen einander und sie wachsen aneinander. In Linz sah man das Stück erstmals am 9. Juni 1944. Beim Berliner Bühnenverlag Ahn und Simrock erschienen 1943 mit ,,Himmeltau" auch noch zwei weitere von Ortners Komödien; ,,Amai" und ,,Der Gefräßige". Von letzterer mag in jenen kargen Jah ren der Titel provokant gewirkt haben. Zu ,,Amai" regte die pikante Anekdote aus einem alten Reisebericht an, den Ortner gelesen hatte. Brünn, Oldenburg und Posen zeigten die Komödie zu gleicher Zeit auf ihren Theatern. Zwei Werke von besonderer Bühnenwirksamkeit sind:,,Isabella von Spanien", 1939bei Zsolnay verlegt, und,, Veit Sfo/?", 1941 bei S. Fischer erschienen. ,,Isabella" ist,,recht anders geartet, als meine sonstigen Dichterkin der", gesteht der Verfasser. Hermann Röbbeling, Direktor des Burg theaters, der auch zu ,,Beethoven" die Anregung gegeben hatte, er wartete sich von Ortner eigentlich Christoph Columbus als Hauptge stalt für ein historisches Schauspiel, der Dichter aber wählte die Köni gin Isabella zur Titelfigur seines Dramas, das 1939 vorerst gleichzeitig als Uraufführung über die Bühnen von Breslau, Kassel und Hamburg gegangen war, ehe es ans Burgtheater kam. Der eigentliche Held die ser dramatischen Dichtung ist Sanchez Carera, nicht Columbus. Im Stil des historischen Dramas verläuft die Handlung in dichterisch freizügiger Umgestaltung spannungsgeladen und publikumswirk sam, so daß im Dresdner Staatstheater bei offener Szene starker Bei fall einsetzte: ,,Wie Carera vor König und Inquisition sich zur Liebe zum Vaterland bekennt, die über Kirche und Staat hinaus die einzige Triebkraft seines Handelns ist, das befeuert dieses Drama zu einer Glut, in der sich alle Bedenklichkeiten läutern und verflüchtigen", schrieben die ,,Dresdner Nachrichten". Die Linzer Premiere der ,,Isabella" stand am 25. Februar 1939 auf dem Programm. ,,Veit Stoß" ist - ebenso als ein Auftragswerk der Stadt Nürnberg an Hermann Heinz Ortner vergeben - wie der Marienaltar an Veit Stoß, den der Dichter zum Brennpunkt eines dramatischen Geschehens werden läßt. Wieder, wie im,,Tobias", geht es um ein Altarwerk, und auch hier um dessen Hauptfigur. Es ist Veronika als Modell für das Bildnis der jungfräulichen Gottesmutter. In dem vollendeten Altar bild erkennt Wolfgang, der an Veronikas tragischem Tod schuldlos schuldig Gewordene, seine Braut wieder:,, Als stund sie noch vor uns wie ehedem . . ."Die Künstlerschaft eines schöpferischen Menschen ist der Angelpunkt einer fesselnden Handlung; doch die Titelfigur des Dramas steht nicht im Zentrum des Geschehens, vielmehr über ihm, ohne dabei an Ausstrahlung einzubüßen. Seit 1930 hatte sich im Leben Hermarm Heinz Ortners mancherlei Wandel vollzogen, zählte er doch bereits zu den prominenten Er folgsautoren. Aber unstet war er auch jetzt geblieben. Der Verbin dung mit der angesehenen Burgschauspielerin Elisabeth Kalüna - seiner Leonore -, wie er sie einmal dankbar genannt hat, - war, wie Ortners erster Ehe, keine Dauer beschieden. Das wirft manchen Schatten auf die Persönlichkeit des Dramatikers, der nun den Höhe punkt seiner ,,Karriere" erreicht. Was die Anerkennungen seines Schaffens vor wie nach 1938 betrifft, so halten sich diese nicht die Waage. Dem Preis der Stadt Wien folgte 1936 die Verleihung des österreichischen Verdienstkreuzes für Kunst und Wissenschaft I. Klasse durch den Bundespräsidenten; 1937 hat dann Ortner noch die Goldene Anerkennungsmedaille der Stadt Wien ,,Ehre dem Dichter" verliehen erhalten. Zum Staatspreis kam es allerdings nicht. Der ,,Gaupreis" seines Heimatlandes ist, soweit bekannt, die einzige offi zielle Anerkennung, die Ortners Werk nach 1938 zuteil wurde, sieht man von den enthusiastischen Rezensionen in der Presse ab. Einige von Ortners Sujets lassen das Problematische im Leben des Dichters transparent werden. Der Scheidung von Elisabeth KaUina folgte 1939 eine dritte Ehe mit der Germanistin Dr. Gertraud Stermer, Ortners Sekretärin. Aus Ortners Werken war vor wie nach 1938 und 1945 manches her auszudeuten, was ihn hinsichtlich seiner Gesinnung den jeweiligen politischen Strömungen gegenüber im Zwielicht erscheinen ließ. Man denke an das antimilitaristische Drama ,, Wer wül unter die Sol daten" oder aber an seinen ,,Bauernführer" und an die Umarbeitung von ,,Auferstehung". Das brachte manchen Verdruß, besonders nach 1945, als es um Ortners Projekt einer Sakburger Musikolympiade ging, was schließlich zu einer Presse-Ehrenbeleidigungsklage geführt hat. Dabei fiel auch ein Hinweis auf die 1946 von Ortner verfaßte Sa tire ,,Der verfluchte Butterkrieg", eine Persiflage auf die NS-Machthaber. Welche Intrigen, Revanchen oder Zwistigkeiten an jeder Zeiten wende im kulturellen Bereich akut werden, darüber ließe sich ein auf schlußreiches Kapitel Literaturgeschichte schreiben. Dem an Erfolg gewohnten Hermann Heinz Ortner, dessen Werke über 36.000mal in elf Sprachen zur Aufführung gelangt waren, hat das auf 1945 fol80

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