Oberösterreich, 31. Jahrgang, Heft 4, 1981

Unks: Mittelstück eines Rüstbaumes mit „Bann-" oder „Zauberknoten" aus der „ Taverne am Moos", Weyer an der Enns. - Foto: O. Götzinger Rechts: Mitteistück einer stukkierten Stuben decke mit ,,Auge Gottes" aus einem Vierkanthof in Asten. - Foto: F. Gang! 1 % \ ■■ Spruch „Maria und Joseph, gelobt sei Jesu Christ in Ebickeit Amen" eingekerbt, darunter die Anfangsbuchstaben der Heiligen Drei Kö nige, die nicht nur mit dem ,,Perchttag" (dem 6. Jänner) in Verbindung zu bringen sind, son dern auch mit dem Zaubersegen gegen Ku geln und Feinde. Der ursprünglichen Konstruktion, die vielfach bis ins ausgehende Mittelalter erhalten blieb, entsprechend, bildete die Firstsäule einen zentralen Punkt im Hause, dem nicht nur in statischer, sondern auch in kultisch-magi scher Bedeutung eine besondere Rolle zu kam. f*Joch heute wird in manchen Teilen Un garns die Firstsäule ,,Muttergottes" genannt. Durch konstruktive Änderungen im Baugefüge verschwand die Firstsäuie noch während des Mittelalters aus den Wohntrakten der Häuser, umso lebendiger blieb die Tradition im Bereich des Stalles oder Stadels, wo vor allem die „Tennsäulen" die ursprüngliche Funktion der abgekommenen Firstsäulen übernehmen mußten. Ein bisher unbeachtet gebliebenes Phänomen dürfte mit diesem Wandel in der Baustruktur zusammenhängen: als die First säule aus dem Wohnhaus verschwand und die Stube gegen den Dachraum hin mit einem ,,Boden" abgeschlossen wurde, übertrug man viele der einst für die Firstsäule geltenden Funktionen auf den die Decke unterstützen den ,,Rüstbaum". So finden sich zumindest seit dem 16. Jahrhundert vorchristliche und christliche Sinnzeichen nebeneinander: Sechssterne und deren Vielfache, Bann- oder Zauberknoten, Wirbelräder und Lebensbäu me, oftmals datiert und mit den initialen der früheren Besitzer versehen, künden von der besonderen Stellung des Rüstbaumes im Haus. Vor allem Im Mühl- und Traunviertel sowie in der benachbarten Eisenwurzen entstanden ganz besonders bemerkenswerte „Reamlböden" mit oft reich geschmückten Rüstbäumen. Einem modebedingten Umdenken entspre chend, wurden nach 1800 kaum noch offene Balkendecken verlegt, die Putz- und Stuckar chitektur des 18. und frühen 19. Jahrhunderts brachte in Form der ebenen, verputzten Decke ein neues Element ins Haus. Allerdings blieb auch hier die ursprüngliche Sinngebung des Deckenmittelpunktes erhalten. Eine zentrale Heiiiggeisttaube, ein ,,Auge Gottes" oder ein Medaillon mit einem frommen Spruch lösten die älteren Sinnbilder ab. Besonders im oberösterreichischen Traunviertel, von St. Florian bis Wels etwa, entstanden oft sehr beach tenswerte Arbeiten dieser Art. Nicht nur im Übersinnlichen, auch in der Rechtsprechung, bildet die Traufe bzw. die von den fallenden Dachtropfen ausge schwemmte Rinne ums Haus eine Grenze. In diesem Sinne ist auch die Mehrzahl der zwi schen Traufe und Hauswand gelegenen Staubladenmalerelen zu sehen, deren künst lerisches Repertoire sich ganz am Formen schatz der ursprünglich magischen Zeichen orientiert: Raute und Malkreuz aus diagonalen Linienführungen entwickelt, „Sechsstern", ,,Drei- und Vierpaß" aus dem Zirkelschlag entstanden, und die nahezu unzähligen Va rianten des ,,Lebensbaumes" vom einfachen Dreisproß bis zum aufwendigen, verästelten Gewächs mit Ranken, Blättern und Blüten, das dem doppelhenkeligen Gefäß mit dem Lebenswasser entwächst. Daneben finden

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