Oberösterreich, 31. Jahrgang, Heft 4, 1981

sich aber auch viel hintergründigere Darstel lungen, wie z. B. der Hahn als Künder des Lichtes und somit als Vertreiber der nächtli chen Unholde, der zugleich als Tier der Wach samkeit gilt (auch in christlicher Symbolik) und häufig als Wetterfahne am First zu finden ist. Neben durchaus weltiichen Bildern von Musi kanten und Handwerkern - meist Zimmerleu ten - finden sich außer auf Staubiäden vor al lem auf den großen Stadeltoren immer wieder mehr oder weniger künstlerisch gestaltete Bildthemen, die stark magischen Charakter haben. Das mag mit der Bedeutung der Tenne (des ,,Tenns") zusammenhängen, die nicht nur in der bäuerlichen Arbeitswelt eine bedeu tende Rolle spielt, sondern auch als Treffpunkt der Geister. Daß in der Nacht zum 6. Jänner die ,,Percht" mit den ,,Zoderwascherln" (den ungetauft verstorbenen Kindern) hier eintrifft, um zu kontrollieren, ob der Tennboden auch gekehrt ist, wird in weiten Teilen Ober- und Niederösterreichs noch heute erzähit. Ob da mit auch jene Maskenköpfe zusammenhän gen, die von den Kopfbändern der Stadelsäu len starr herabblicken? Wiederum ist es das Hausruckviertel, das durch auffallend häufi ges Vorkommen dieser fast exotisch anmu tenden Masken heraussticht. Mit wenigen Schnitten des Reifmessers wird die Augen partie hervorgehoben, das gebleckte Gebiß angedeutet. Sparsame Bemalung In Schwarz und Rot genügt zur Vollendung. Die Wände des Hauses sind auch für geistige Wesen undurchdringlich. Anders verhält es sich hingegen mit den Wandöffnungen, also Fenstern und Türen, durch deren Ritzen feind lich gesinnte Mächte eindringen könnten. Vor allem zum Schutz der Türen wurde ein beson ders reichhaltiges Repertoire an Gegenmitteln ersonnen, das in volkskünstlerisch gestalteten Werkstücken weiterlebt. Da ist zunächst einmal der Türstock bzw. das Türgewände, an dem sich in Bodennähe der Lebensbaum finden kann - eine Symbolik, die umso deutlicher wird, vyenn man sich an die Funktion der Schwelle im Totenbrauchtum er innert; erst wenn der Sarg mit dem Verstorbe nen an der Schwelle niedergesetzt wurde, ver läßt seine Seele endgültig das Haus und die Familie, um im Jenseits weiterzuleben. Häufig trägt auch der Schlußstein des Gewän debogens ein Segenszeichen, hier reichen die Möglichkeiten vom einfachen Dreisproß über christliche Namenskürzel bis zum ,,Auge Got tes". Auch im Tympanon oberhalb des Tür stockes wurden vielfach Zeichen oder Sprü che angebracht, die bei den besonders wichti gen und daher umso schützenswerteren ,,Troadkästen" zumeist eine sehr sorgfältige Ausformung erfahren haben. Auch die unmittelbar an die Türöffnung an schließenden Wandflächen geraten vielfach in dieses unsichtbare Spannungsfeld zwischen ,,drinnen" und,.draußen" und werden deshalb mit ,,Haussegenbildern" versehen. Es domi nieren Darstellungen des hl. Florian, der Hl. Dreifaltigkeit und der hl. Mutter Maria, oft durch einen Sinnspruch unterstützt. Über Stalltüren ist St. Leonhard als Viehpatron nicht selten. Einem älteren Formenkreis gehören - meist runde - Gesichter oder Maskenköpfe an, die am Türgewände oder am Türblatt selbst an gebracht sein können und einem Vorstel lungsbereich entsprechen, der, wie uns die Ethnographie zeigt, weltweit verbreitet ist und vornehmlich der Abwehr immaterieller Feinde dient. Die sogenannten ,,Neidköpfe" - oft mit gebleckter Zunge als verstärkendem Element der Abwehr-finden sich in der Regel im Gie bel- oder Türbereich, wobei es keine Rolle spielt, ob es sich hiebei um eine Malerei oder eine Reliefplastik handelt. Sogar als Mittel punkt sogenannter,,Sonnentüren" finden sich diese Fratzen. Vielfältige Ausgestaltung haben die Türblätter selbst erfahren. Von der Konstruktion her un terscheidet man aufgedoppelte und Füllungs türen. Die-wohl älteren-aufgedoppelten Tü ren zeigen häufig Strahlen-, Rauten-, Stern oder Malkreuzmuster, die Füllungen der ein gestemmten Türen hingegen tragen oft Le bensbaum- und Zirkelschlagmuster. Während die Türblätter also häufig Motive mit Segen charakter aufweisen, ist der Formenschatz der Türschlösser, Türklopfer, Glockenzüge usw. weitaus diffiziler und aus den volkskünstlerlsch virtuos gestalteten, meist schmiedeei sernen Produkten dringt oft nur ein Schimmer von latenter Magie. Am ehesten noch beim Türklopfer in Form eines Rinderkopfes und extrem torquiertem Gehörn, dessen spitze Enden offensichtlichen Abwehrcharakter symbolisieren - so wie die umgestürzte Egge am Feld. Oder wie anders sind die drohend

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