Oberösterreich, 31. Jahrgang, Heft 1, 1981

Barockfassade der ehemaligen Stiftskirche Mondsee, im Kern gotischer Bau mit reicher Barockausstattung, vor allem Guggenbichier-Altäre. Foto: Fr. Gangi . i mT«* : k. I später, nach dem Wiener Kongreß, mußten die Bayern alierdings das Mondseeland wieder zurückgeben; das Schieß mit seinen Besitzungen gehört jedoch bis heute den Erben des Fürsten Wrede. Vier Räume im ersten Stockwerk des Aussteilungsgebäudes sind der Volkskultur des Mondseeiandes vorbehalten. Einen Schwerpunkt bildet dabei - entsprechend dem ehemaligen Klosteriand - die religiöse Volkskunst, deren Äußerungen und Entäu ßerungen den bäuerlichen Menschen ein Leben lang und das Jahr hindurch begleite ten. Der ländliche Lebensraum ist nach den Sachgebieten Haus, Stall und Acker über sichtlich gegliedert, Exponate aus den Be reichen Tracht und Spiel vervollständigen das Bild. Detaillierte Darstellungen der bäuerlichen Handwerkskunst, wie Töpfern, Weben, Flechten, Zimmern, Drechseln und Erzeugen von Kienspan, markieren einen weiteren Schwerpunkt, der bei jung und alt Interesse finden dürfte. Im Bibiiothekssaal und im Betchor des ein stigen Stiftes Mondsee fand die Hochkunst des Mondseelandes ihre Heimstatt. Obwohl sie in jeder Epoche gültige Zeugnisse her vorbrachte - der Bogen spannt sich von der jungsteinzeitiichen Töpferei bis zu zeitge nössischen Bildhauern und Malern wird sie doch überragt und überhöht von zwei Glanzpunkten: den vollendeten Werken der Mondseer Schreibschuie und dem singulären Talent des barocken Bildhauers Meinrad Guggenbichler, der vierundvierzig Jahre seines Lebens in Mondsee verbrachte und hier eine große Werkstatt aufbaute. Das hohe künstlerische Niveau, das der Mondseer Schreibschule von der Zeit der Karolinger über das Hochmittelalter bis ins 15. Jahrhundert Anerkennung und Wert schätzung einbrachte, wird in der Schau ,,Das Mondseeiand - Geschichte und Kul tur" dokumentiert durch exzellente Proben der Buchmalerei in Antiphonalen, Homiliaren, Brevieren, Meßbüchern und LebenChristi-Beschreibungen, wobei als Leihge ber neben österreichischen Institutionen die Bayerische Staatsbibliothek München, die Stadtbibiiothek Nürnberg und das Germani sche Nationaimuseum Nürnberg aufschei nen. Nicht aus weiter Ferne mußten jene Expo nate herbeigeholt werden, die das Werden und Reifen Meinrad Guggenbichlers veran schaulichen. Nachdem er mit dem Hochaltar zu Straßwaichen eine überzeugende Probe seines jungen Talentes erbracht hatte, übersiedelte der Meister nach Mondsee. Von hier lieferte er seine geschnitzten Heili gen und Kirchenväter, seine Altäre und Kreuzigungsgruppen, Madonnen, Engel und Putten in die nähere und weitere Umge bung, so u. a. nach St. Wolfgang, Ober wang, Nußdorf und St. Georgen oder ins Salzburgische, nach Mattsee, Michaelbeu ern, Irrsdorf oder Eugendorf. Nicht übersehen darf die ehemalige Stifts und heutige Pfarrkirche von Mondsee wer den. Ihr Innenraum ist in die Ausstellung in tegriert. Besonderes Interesse verdienen die dreizehn Altäre, von denen sieben von Meinrad Guggenbichleroder zumindest aus seiner Werkstatt stammen. Dazu kommen die Oratorien, die Beichtstühle und vor allem die Kanzel, die Guggenbichler zwischen 1682 und 1687 schuf. Neben der barocken Fülle lebt in diesem Gotteshaus aber auch die Gotik ungebrochen fort, am überzeu gendsten dokumentiert in dem reich profi lierten Sakristeiportal, dessen Tür mit den schönsten spätgotischen Beschlägen ver ziert ist, die Oberösterreich aufzuweisen hat. Wer sich für Kunst und Volkskultur begei stert, dem bieten das Mondsee- und Wolf gangland sowie der Attergau darüber hinaus eine reiche Fülle an Sehenswürdigkeiten. Da wäre zunächst das Mondseer Rauch haus zu erwähnen, das als Freilichtmuseum weit über die Grenzen unseres Landes be kannt ist. Das aus Holz gefügte Gebäude hat keinen Kamin und vereint unter einem Dach Wohnung, Stall und Stadel, wobei das of fene Feuerder Kuchi die Stuben wärmte und der Rauch das unterm Dach gelagerte Ge treide trocknete. Eine vollständige Rauch hausstube und Rauchhauskuchi gibt es auch in Zeil am Moos am Zeller oder Irrsee zu bewundern, wo im Irrseer Heimathaus der Bildhauer und Heimatkundler Hans Mairhofer mehr als fünftausend Schau-

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