Oberösterreich, 19. Jahrgang, Heft 1, 1969

Burg Clam, Blick in die heute noch intakte und benutzbare Bibliothek. 1625 Doctor iuris in Wien und bald der erste Syndicus der Stände in Oberösterreich. 1630 erfolgte der erste Ankauf einer Herrschaft, in den Wirren der Zeit mit ihren religiös-politi schen Kämpfen gelang ihm die Ansammlung eines gewalti gen Vermögens und Besitzes, die ihm zur Würde eines Gra fen von Windhaag verhalfen. Mit seiner Klostergründung in Windhag zollte er der neuen gegenreformatorischen Zeit ih ren Tribut, seine kulturellen Bemühungen waren sehr frucht bar. Leider ist nur ein ganz geringer Teil seiner Schätze im Lande geblieben, über die Wiener Dominikaner gelangten sie an die Universitätsbibliothek in Wien, von dort kamen die ältesten Bestände in die Hof-, die heutige Österreichische Nationalbibliothek. Auch auf Tollet hören wir wieder von einer Bibliothek, Wen zel Reichhard von Sprinzenstein hat 1652 ein Inventar dar über hinterlassen. Von besonderer Bedeutung ist in dieser Zeit die Bibliotheksgründung des katholisch gebliebenen Georg Sigismund von Lamberg, seit 1614 Burggraf von Steyr. Die Bibliothek, die er begonnen hat, besteht als einzige von allen heute noch in ihrem Zusammenhange im alten lambergischen Schloß zu Steyr. Allein schon dieser Zusammenhang sichert diesem Bestand, der geistige Interessen und Kulturbewußtsein von rund drei Jahrhunderten verkörpert, seine außerordent liche Bedeutung. Man kann wohl sagen, daß der geistige Hintergrund, der alle diese Bibliotheken und die darauf gegründeten Bestrebungen trug, in tiefster Wurzel von den weitgehenden politischen Bestrebungen des Adels im 16. und am Anfang des 17. Jahr hunderts bestimmt war. Wenn wir gesagt haben, daß mit der Gegenreformation keine Zäsur erfolgte, so muß man dennoch festhalten, daß der gewaltige Auftrieb, der die Bestrebungen des Adels im 16. Jahrhundert verursachte, sich zwar über die zwanziger Jahre dieses Säculums hinaus fortsetzte, aber dann bald verdorrte. So werden zwar die bestehenden Einrichtun gen in ihren wichtigsten Beispielen weiter gepflegt, die Zahl der Neugründungen bleibt aber gering. Wir nennen etwa die Bibliotheksgründung des Sigismund Friedrich Engel von Wagrain auf der Seisenburg im Jahre 1684. Von dieser Bücher sammlung liegt ein Katalog aus 1765 vor, der zeigt, daß sie in Haltung und Zusammenhang noch dem alten landständischen Geist entsprang. Sie bestand bis 1918 und ist dann verkauft worden. Eine weitere Neugründung, vielleicht auf älterer Wurzel, ist von Schloß Clam überliefert, wo der 1710 verstor bene Domherr Wolf Christoph von Clam einen neuen Anfang legte. Es muß hervorgehoben werden, daß diese Bibliothek noch heute besteht und im Familienbesitz ist. Wenn wir diese Aufzählung überprüfen, so sehen wir, daß von einem recht beträchtlichen Teil des landständischen Adels

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