Oberösterreich, 19. Jahrgang, Heft 1, 1969

haben. Zell an der Pram, dieser reizvolle barocke Schloßbau südbayerischer Prägung, sei als Musterbeispiel hervorgehoben. Die Gemeinde gleichen Namens beweist seit 1950 in der Erhal tung des Objektes eine beachtenswerte kulturelle Gesinnung. Die Frage eines endgültigen und wirklich geeigneten Verwen dungszweckes für Schloß Zell an der Pram konnte allerdings bis heute nicht geklärt werden. In einigen Fällen dienen Schlösser schulischen Zwecken: Auhof (Linz), Bogenhofen, Losensteinleiten, Ort bei Gmunden, Wag rain. Schloß Auhof vermittelt der Linzer Hochschule für So zial- und Wirtschaftswissenschaften die Bindung an die Ver gangenheit, die auch im modernen Hochschulwesen nicht übersehen werden kann. Der ländliche Barockbau ergibt zu dem technoiden Neubaukomplex einen im Gemüthaften ver ankerten Kontrast. Untergebracht ist hier die Verwaltung der Hochschule (Rektorat, Direktion, Studienbeihilfen, Rechen zentrum). Schloß Bogenhofen, ein unscheinbarer Bau des 19. Jahrhunderts in der Gemeinde St. Peter am Hart (Bez. Braunau am Inn), beherbergt in seinen Mauern ein Privat seminar. Auch Losensteinleiten, der mächtige Schloßkomplex im Gemeindegebiet Wolfern, dient einem Privatgymnasium (Unterstufe) als Unterkunft (Kamillianer-Juvenat Josephinum). International bekannt ist die Ansicht von See- und Landschloß Ort bei Gmunden. Wir verdanken die Erhaltung dieses Ensembles, in dem die Landschaftskulisse des Traunsees mit menschlicher Architektur eine besondere Harmonie eingegangen ist, den österreichischen Bundesforsten, die ne ben der örtlichen Forstverwaltung hier auch die Bundesför sterschule untergebracht haben. So können hoffentlich die beiden Orter Schlösser noch lange Paradebeispiele für die Schönheit des Holzschindeldaches bleiben! Denkmalpflegerisch weniger bedeutungsvoll ist Schloß Wagrain in Vöcklabruck zu klassifizieren. Doch lohnt sich auch seine Erhaltung, die durch Unterbringung eines Bundesgymnasiums gesichert er scheint. Auch hier wurde zum Altgebäude ein Neubau im bewußten Kontrast gesetzt. Leider besteht wenig Hoffnung, diese Serie künftig erweitern zu können. Während die Denkmalpflege die Meinung ver tritt, daß sich alte Schlösser für bestimmte Schultypen oft sehr zweckmäßig adaptieren ließen, hat in dieser Frage die Schulverwaltung in jüngster Zeit eine betont starre Haltung bezogen. Der Schulbau wurde in Bauverordnungen einzemen tiert, so daß keine Beweglichkeit mehr gegeben ist. Außer dem operiert man von Technikerseite gerne mit dem Schreck gespenst der Mehrkosten, einer Behauptung, die sachlich nicht gehalten werden kann. Die heutigen Kubaturpreise für Neu bauten haben eine Höhe erreicht, die in einem Altbau auch kostspieligste Sanierungen zulassen würden. In beschränktem Maße fand die öffentliche Hand in Ober österreich für alte Schlösser eine weitere Verwendungsmöglich keit in der Fürsorge und Wohlfahrtspflege: Gneisenau, Haus und Hartheim. Sowohl in Gneisenau als auch in Haus ist es gelungen, dem Altbau organisch neue Trakte anzufügen. Gneisenau, Gemeinde Kleinzell, u. a. einst Sitz der Familie Neithart, die im 17. Jahrhundert einen Kardinal hervorbrachte und von der angeblich der preußische Feldmarschall Gneisenau abstammen soll, ist heute stimmungsvolles Altersheim für den Bezirk Rohrbach. Die historischen Bauteile werden liebevoll gepflegt. Gleiches gilt für den einst Starhembergischen Besitz Haus, Gemeinde Wartberg ob der Aist, in dem ein Fürsorge heim des Landes Oberösterreich, betreut von den Barmherzi gen Schwestern, untergebracht worden ist. Hartheim, der ■

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