Oberösterreich, 19. Jahrgang, Heft 1, 1969

wirkungsvolle Renaissancebau nahe Alkoven, wird durch pri vate Initiative erhalten. Besitzer ist der Oberösterreichische Landeswohltätigkeitsverein. In der NS-Zeit hat das Gebäude einen traurigen und bitteren Ruf bekommen. Echter Geist der Nächstenliebe will nunmehr Hartheim zum Symbol all umfassender Menschlichkeit erheben. Auf Gründen des Schlos ses wurde das „Institut Hartheim für schwerbehinderte Kin der" errichtet. Als Erwachsene sollen diese von der Natur so benachteiligten Menschen dann im alten Schloß Heimstatt und Wohnung finden. Diese Beispiele stammen zum Teil aus früherer Zeit. Man sprach damals vielleicht noch weniger von Burgen-Denkmal pflege, war dafür jedoch in seinem Denken nicht formelhaft eingeengt. Hatte keine Scheu vor dem Alten. Zog gerne dort ein. So wurden ohne Diskussionen für Burgen und Schlösser neue Verwendungszwecke gefunden, die sich — wie die Erfah rung zeigt — wirtschaftlich durchaus vertreten lassen. Denn man wird kaum annehmen wollen, daß sich zum Beispiel ein Bezirksfürsorgeverband (siehe Gneisenau) einen Luxus leisten könnte. In diese Richtung läßt sich auch die Umwandlung von Burgen in Klöster oder für andere kirchliche Zwecke einordnen, die an sich nichts Neues darstellt. Im Hochmittelalter wurde es förmlich zur frommen Übung, Burgen an Ordensgemein schaften zu stiften (so zum Beispiel Lambach,Suben, Reichers berg). Die wenigen aus der Gegenwart bekannten Fälle tragen nicht mehr diese religiöse Gloriole. Nüchterne Zweck überlegungen mögen dazu geführt haben, daß sich zum f rjgszgm .:V: Beispiel in der Burgruine Wernstein die „Armen Schulschwe stern V. Unserer Lieben Frau nach der Regel des hl. Augu stinus" und in Riedegg die „Kongregation der Missionäre von Mariannhill" einrichteten. Auf Schloß Puchberg bei Wels wird ein Bildungsheim des Bischöflichen Seelsorgeamtes Linz betrieben, dem es in keiner Weise Abbruch tut, wenn im be nachbarten alten Wirtschaftsgebäude ein Shetlandponygestüt zum Pony-Reiten für Kinder bis zum 12. Lebensjahr einlädt. — Junges Leben erfüllt den mächtigen Wächter des Krems tales Altpernstein, das die Katholische Jugend Oberösterreichs zur Jugendburg umgewandelt hat. Wieviele Möglichkeiten wären hier noch gegeben! Jugend braucht in unserer Zeit mehr denn je das Stimulans der Romantik! Bevor ich nun auf die in letzter Zeit beschrittenen Wege ein gehe, seien noch einige Einzelfälle angeführt. In Tollet hat sich mit bestem Erfolg ein bäuerliches Bildungsheim etabliert. Der Name Tollet ist zu einem festen Begriff im Bauerntum Oberösterreichs geworden. Das Schloß eignet sich einwandfrei für Schulungszwecke und wird von den Pächtern liebevoll betreut. Die historische Reminiszenz, die von den alten Mauern ausstrahlt, trägt wesentlich zur Bildung eines Tolleter Korpsgeistes bei. In anderer Weise versucht man, auf Klaus ein Kulturzentrum zu schaffen, das verschiedenen Zwecken — Ausstellungen, Konzerten — dienen soll. Im wahrsten Sinne des Wortes einen Einzelfall stellt jedoch das Künstlerzentrum Parz dar. Das Wasserschloß Parz, im Kern ein Altbau mit einer architektonischen Hülle des frühen 19. Jahrhunderts, wurde von einer Künstlergruppe gemietet, die sich 1962 kon stituierte, ein scharf profiliertes, modernes Kunstwollen ver tritt und gerade in ihrer bewußten Modernität den Weg in die ländliche Einsamkeit und in das Maß der Vergangenheit fand. Unausgesprochenes Gemeinschaftsprinzip dieser Gruppe ist die persönliche Handarbeit zur Erhaltung und Adaptierung des Schlosses, um hier Ateliers, Werkstätten und Ausstel lungsräume zu gewinnen. Sind Hammer und Mauerkelle abgelegt, so werden Mal- und Zeichengerät erfaßt, um weit-

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