Oberösterreich, 19. Jahrgang, Heft 1, 1969

«t' m ■'SM fSf-:, V-ff ■'' r*'*. Blick auf Altpernstein mit Kremsmauer. Die urkundlich 1147 erstmals genannte und im 16. Jahrhundert neu erbaute mächtige Anlage ist heute Jugendburg (Jugendherberge). Im Bild nebenan Blick in den Speiseraum. Aufnahmen: E. Widder Vorläufig zeigt sich in der Burgen-Denkmalpflege keine andere Möglichkeit, als Verschiedenes zu versuchen. Es wird dabei wohl jede Region ihre eigenen Wege finden müssen. Im benachbarten Niederösterreich hat der museale Trend ganz außergewöhnliche Erfolge erzielen können. Die niederöster reichischen Schloßmuseen — Petronell, Marchegg, Gobelsburg, Greillenstein u. a. — sind als vorzügliche Beispiele anzufüh ren. Die Entwicklung ist dabei noch nicht abgeschlossen, Neu planungen befinden sich dem Vernehmen nach in Durchfüh rung. Anderswo gelang mit Erfolg die Eingliederung von Bur gen und Schlössern in die gehobene Gastronomie. Beide Lö sungsmöglichkeiten sind bisher in Oberösterreich nicht domi nierend in Erscheinung getreten. Die ganze Problematik ist auch so sehr noch mit dem Alltag verwoben, daß einmal der Versuch einer Überschau gemacht werden sollte. Dies ist Sinn dieses Aufsatzes. Als Grundlage für diese Untersuchung wurde das DehioHandbuch, Band Oberösterreich, genommen. Darin sind für unser Bundesland ca. 140 Burgen, Schlösser und Ruinen ver zeichnet, gegenüber dem einstigen Reichtum ein geringer Rest, im Landschaftsbild aber immer noch eine stattliche Zahl. Davon befinden sich etwa 84 Objekte, das sind 60 Pro zent, in irgendeiner praktischen Verwendung. Dieses positive Bild wird durch die Feststellung abgerundet, daß von diesen 60 Prozent ungefähr die Hälfte, also 30 Prozent, von der alten Funktion Wohn-, Wehr- und Verwaltungsbau immerhin bis heute die Wohnkomponente bewahren konnten. Diese Familien, die eine Tradition von Jahrhunderten tragen, müs sen in unserer Zeit als Burg- und Schloßbewohner hohe Opfer und Lasten auf sich nehmen. Von der früheren Repräsentation ist kaum mehr als ein kümmerlicher Rest geblieben. Der einstige Glanz fehlt. Die Opfer sind finanzieller, aber auch zivilisatorischer Art. Diese Altgebäude lassen sich nur schwer dem modernen Wohnkomfort anpassen. Somit gebührt diesen Familien sehr viel Dank der Öffentlichkeit, denn in aller Stille leisten sie Arbeit für die Allgemeinheit, indem sie aus eigener Kraft erhalten, was vielfach heute als allgemeines Kulturgut empfunden wird, für dessen tatsächliche Erhal tung jedoch die Mittel niemals ausreichen würden. Manche Fremdenverkehrsgemeinde verlöre das Prunkstück ihres Pro spektes, besäße sie nicht mehr „ihr" Schloß. Somit ist es auch richtig, daß sich vor allem der österreichische Burgen verein bemüht, daß dieser für die Allgemeinheit geleistete Dienst gebührende Anerkennung bei den staatlichen Stellen findet. In erster Linie geht es um steuerliche Begünstigungen, die man richtiger als Steuergerechtigkeit formulieren sollte. Aber nicht nur Private, auch Staat, Länder und Gemein den fungieren als Burgenbesitzer und verwenden diese Ge bäude zum Teil noch für Verwaltungszwecke, erhalten sie somit in einer historischen Funktion. Als prominente Bei spiele seien die Stadtburgen Freistadt und Steyr angeführt. Schwierig ist meist die Lage für Gemeinden, die Schloßbesitz

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