Oberösterreich, 16. Jahrgang, Heft 3/4, 1966

„ViecKtauer Holzkunst" wurde nochmals zu Beginn des zweiten Weltkrieges auf breiterer Basis angekurbelt; es war aber nichts zu wollen, das „liebe Holz" kam neben dem Nürnberger Blech-Spielzeug nicht auf. Wie früher schon waren auch jetzt die „Verleger" in Nach-dem-See usw. mit zutragen, und so scheiterte dieser löbliche Versuch. Ob heute noch Krippenfiguren dieser Art erzeugt werden, kann ich nicht sagen. Sie waren auf jeden Fall Massenerzeugnis und nicht Schnitzkunst; von Armen für Arme geschaffen. Das Linzer Schloßmuseum zeigt in seiner volkskundlichen Abteilung eine ganze Reihe von Exponaten, die einprägsam den Verlust, der uns mit dem Aussterben dieser „Fabrikation" traf, deutlich machen. Mancher würde lieber anstatt eines Silberlöffels einen alten, in vierzehn Arbeitsgängen erstellten, in Schwarz, Rot und Gold bemalten Holzlöffel mitbringen, wenn er nur einen käuflich bekäme. Niemand kann sich der frischen Ursprünglichkeit, wie dem oftmals treffenden Humor, aber auch dem sicheren Auftrag der Malerei entziehen. Handelte es sich bei den Löffelschnitzern um viele Familien, so waren es bei den Loahmmanderlmachern nur wenige Namen, von zentraler Bedeutung fast nur eine Familie. Auch sie, die mit den Hafnermeistern nicht das geringste zu tun hatten, arbeiteten für die ärmsten Schichten, vielfach für Kinder. Wenn das Heimathaus in Frankenmarkt seine Auf stellung erfährt, wird man hoffentlich auch die dort erzeugten Loahmmandln studieren können. Sie sollen dadurch charakterisiert sein, daß sich ihre Vorwürfe nicht nur auf Figuren der Krippe beschränken, sondern auch Themen brin gen, die dem unangekränkelten, etwas derben Sinn der Käufer entgegenkamen. Ob endlich die flachgepreßten Ton männchen in Steyr entstanden sind, wurde bisher in keiner Weise geklärt, lediglich eine größere Häufung von Funden führte zu dieser Vermutung. Die Figürchen des Freistädter Heimathauses sind nicht bodenständig, sondern kamen aus dem Salzkammergut. Ähnlich war es zweifellos auch bei den Tonmännchen, die man noch vor mehr als fünfzig Jahren in den Fensterkrippchen des Mühlviertels sehen konnte. Eine größere Gruppe, die anläßlich einer Krippen-Ausstellung in Enns gezeigt wurde, hat der Besitzer aus dem Salzkammergut mit übersiedelt. Soviel ich weiß, wurde zu dem Thema der Verbreitung von Loahmmandln noch keine Befragung eingeleitet. Ob Kraxentrager oder Schiffstransport die Traun abwärts für den Ver trieb dieser bescheidenen Ware sorgten, wissen wir nicht. Wahrscheinlich war beides möglich; etwa aus Gefälligkeit beim Salztransport zusammen mit Krügen mitgenommen, wie jene auf diese Art schon früh bis Wien gekommen sind. Bevor wir uns den Gmundner Loahmmanderlmachern zu wenden, möchte ich noch auf eine dritte Gruppe von Erzeug nissen bescheidenster Art hinweisen, die im Sudetenraum sehr verbreitet gewesen sein müssen, hierzulande jedoch noch in keiner Weise aufgehellt sind, auf die Männchen aus Brot (eine Erzeugungsmöglichkeit, die durch Sträflinge weithin bekannt geworden ist). Hiebei handelt es sich vielleicht um eine sehr altertümliche Tradition, die im Zusammenhang mit Heilsgebäck und Gebildbroten stehen könnte. Ich selbst sah oder erkannte keine Arbeit dieser Art, weil sie — wie der Lehm — auch bemalt waren. Sie werden als sehr anfällig geschildert, fielen entweder den Mäusen oder den Würmern zum Fraß, die sie durchbohrten, ähnlich dem Lindenholz alter Flügelaltäre. Das Teigige ist nun auch das eigentlich Typische für die Lehmfigürchen, die diesen Charakter um so eher behielten, als sie in der Regel nicht gebrannt worden sind; man begnügte sich damit, sie in Ofenröhren zu stellen. Vor allem in diesem Umstand, weniger in der Unachtsamkeit der Kinder lag der Grund ihrer kurzen Lebensdauer bzw. die stets nötige Erneuerung durch Zusammenleimen der einzelnen Teile, in die sie sich auflösten, begründet. Dies trug ihnen die abschätzige Bezeichnung „Krippelg'spiel" ein, wobei an Krüppel gedacht wird. Man weiß, daß Loahmmanderln nicht nur in Oberösterreich erzeugt worden sind, sondern auch im Schwarzwald. Zweifellos müßte es auch in der Slowakei Parallelen zu ihnen geben, so wie sich die Viechtauer Krippenfigürchen mit denen aus dem Altvater und aus Berchtesgaden vergleichen lassen. Da die Raschenberger, die sich um den k I

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