Oberösterreich, 16. Jahrgang, Heft 3/4, 1966

Schutz des Traunkirchner Schwesternklosters angenommen hatten, aus dem bayrischen Salzwinkel stammten, könnte man an Zusammenhänge denken, doch liegt dies so weit zurück, daß wir mit historischen Belegen wohl kaum weiter als ins 16. Jahrhundert zurückreichen dürften. Auch liefen die Krippenfigürchen unter dem Begriff „Spielzeug", wenn sie auch nur in Notfällen dazu abfielen. So habe ich bei meinen Feldforschungen in der Viechtau eine Frau kennengelernt, die ihren zehn Kindern, um sie zu beschäftigen, die Hauskrippe allmählich hat opfern müssen. Sie wußte, daß sie von einem guten Schnitzer stammte und hing an ihr. Sie beherrschte 200 Weihnachtslieder, Lied und Krippe gehören jedoch eng zusammen, und so blieben die Weihnachtstage bei ihr ohne Lieder. Innerhalb unserer soziologischen Betrachtung, nach der die Loahmmanderln den Armen und Kindern zugedacht waren, gibt es einige wenige Ausnahmen. Die heutige Stiftskrippe in Spital am Pyhrn ist zweifellos ein Geschenk eines Freundes der Kirche, der es nicht ertragen konnte, daß es keine Kirchen krippe gab. Auch ein „Schaunburgerkripperl" mit nur zwölf Figuren aus Lehm wurde einmal eines Artikels würdig befunden, es hatte natürlich nichts mit den Schaunbergern bzw. Starhembergen zu tun. Weithin habe ich in den Kirchen krippen nur eine große Tonfigur gefunden, und zwar in Altmünster; Eine Frau, die sich über ihr totes Kind wirft; sie stammt zweifellos von Johann Georg Schwanthaler, der im Laufe der Zeit sechzig Figuren für diese Krippe schuf. Vielleicht geht man nicht fehl, wenn man annimmt, daß sie die Anregung für die Loahmmanderl gab, jedenfalls kam ich bei der Verfolgung der namentlichen Festlegung nicht nach Gmunden, sondern nach Altmünster. Die Figur aus dem auf regenden Kindermord muß unser Philipp Trawe(ö)ger durch viele Jahre immer wieder in der Krippe gesehen haben. Am 19. August 1816 hatte er eine Anna Maria Agrill geheiratet. Von da ab sitzt er als Söldner in Schlagen, Haus Nr. 12, unweit der Lehmgrube. Daß der Sohn eines Bettenfabrikanten, als der er in den Matriken aufscheint, nach Schlagen über siedelt, wird der Anlaß, daß dieses Häuschen zur „Wiege der Gmundner Loahmmanderlmacher" wurde. Dort wurden fünf Kinder geboren, die allesamt das Talent erbten, wenn sie es auch nur zum Teil ausübten, ein Nachkomme in der nächsten Generation tat es bestimmt. Das erste Kind im „Schneider häusl", wie es vulgo heißt, war ein Töchterchen, ihm folgten zwei Brüder und schließlich zwei Schwestern. Außer dieser Großfamilie konnte ich noch einige Männer ermitteln, die von diesem heute ausgestorbenen Beruf lebten. So starb als ein Achtziger ein gewisser Franz Bachinger (etwa 1948), der bis zuletzt in dem hölzernen Häusel in der Linzer Straße arbeitete. Er kam von Pinsdorf, wo ich in meiner Volksschulzeit mit meinem Vater in einer Werkstätte war, ob in seiner eigenen, kann ich nicht mehr sagen. Er war im Kufhaus geboren. Noch heute spüre ich etwas von dem Schauer der Schöpfung, denke ich an diese fernen Tage zurück, da ein Männchen nach dem anderen rasch seinen geschickten Fingern entwuchs. An einem Nachmittag brachte er meist fünfzig Stück eines Typs zustande. Seine „Agilität", wie man damals sagte, war immer wieder beglückend. Auch ein gewisser W i e s a u e r wurde mir ohne nähere Angaben als Loahmmanderlmacher genannt. Bei meinen Nachforschungen erfrug ich ebenso eine alte Frau, die in ihrer Jugend beim „Grabenseppl" Dienst getan hatte. Er sah bald, daß sie anstellig war, und so durfte sie an seinen Mandln mitarbeiten, ohne daß er ihr seine Geheimnisse preisgegeben hätte, etwa daß man die Gesichter der kleinen Wichte meist von Weihbrunnkesseln abdrückte. Bevor Architekt F. König und ich die Frau, die in Altmünster lebte, besuchten, waren wir auch im Häusl des Grabensepp gewesen, hatten letzte Figuren von seiner Hand, in denen sich Humor und eine barocke Vitalität mit Tolpatschigkeit verbanden, und auch eine ganze Reihe von Modeln, die wohl schon seit Jahrzehnten unberührt am Dachboden standen, gesehen. Aus der jungen Dirn von damals war inzwischen ein Großmutterl geworden, doch zeigte sie sich körperlich wie geistig überaus frisch, und da wir wohl ausgerüstet hinkamen, entstanden bald unter ihren Erzählungen vom Grabensepp die verschieden sten Figürchen. Das Erfreuliche war nun, daß sie selbst große P" /' lu '■ I*

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