Oberösterreich, 13. Jahrgang, Heft 3/4, 1963

kleidet heute die Stelle eines Schuldirektors in Sigharting. Ruttmann ist ein guter Beobachter und stiller Betrachter. Daraus erwachsen ihm die schönsten und bildkräftigsten Gedichte, die in ihren Themen Volkstum, Sage und die besonderen Schönheiten der Natur zum Gegenstand neh men. Die gereiftesten Proben lesen wir in dem Bändchen „D' Herzsoatn" 1960. Josef Viktor Stummer ist ein Kind der Stadt Linz, Jahrgang 1910, er betreibt als Stadtmensch die Mundartdichtung. Darin liegt an sich auch schon der Tenor zur Lehrhaftigkeit in seiner Lyrik begrtindet, was sowohl den Inhalt als auch die Schreibung betrifft, und die sogar antike Strophen ver suchsweise einführt. Seine Themen sind bunt und nehmen alle Lebensbereiche zum Vorwurf. Die Gedichte sind in vier schmalen Bändchen enthalten; „Losts ma zua!" 1951, „Fürn Feierabnd" 1954, „G'spoaß und Ernst" 1957 und „Zan Lacha und zan Denga" 1963. Nicht übersehen werden darf unter den lebenden Mund artdichtern, auch wenn er noch kein Buch veröffentlicht hat, P. Emmerich Doninger, der 1914 in St. Florian am Inn geboren wurde. Er ist Ordenspriester des Stiftes Wilhering und Professor für Kunsterziehung am Stiftsgymnasium. In ihm sehen wir den reisenden Poeten, der landauf und landab zieht, und überall dort seine Gedichte vorträgt, wo die Heimat eine besondere Lobesstimme erfahren soll, oder wo es gilt, der Mundartdichtung eine Ehrenrettung angedeihen zu lassen. Im Tonfall des Vortrages ist er echt und an sprechend und er kommt damit Hans Schatzdorfer sehr nahe. In den Themen seiner Gedichte ist er vielseitig, zu meist getragen ernst, ab und zu auch gutem,echtem Humor nicht verschlossen. Die Treue zur Heimat und die Liebe zu den Mitmenschen klingt aber immer durch. Eine große Zahl von Landsleuten wartet schon sehnsüchtig auf ein Buch mit Mundartgedichten von ihm. Außer Landes befinden sich vier von den bekannten und nennenswerten Mundartdichtern. In Wien leben Karl Hobl und Hans Reinthaler,in Bad Aussee Hans Gielge und in Salzburg der jüngste der in der Gegenwart schaffenden Mundartdichter, Theodor Renzl. Karl Hobl ist gebürtiger Altmünsterer. 1883 erblickte er hier das Licht der Welt, wuchs dann aber im benachbarten Pinsdorf auf. Besuch des damals neu gegründeten Gym nasiums in Gmunden, legte 1904 dort die Reifeprüfung ab. Besuch der Hochschule in Wien, 1910 Dr. phil., 1912 Lehr amtsprüfung für Deutsch und Französisch. Lebt in Wien. Er ist dort eifriger Mitarbeiter im „Verein der Oberöster reicher in Wien", um wenigstens irgendwie mit Landsleuten in Fühlung zu sein und über seine Heimat einen Gedanken austausch zu haben. Er schrieb zahlreiche Theaterstücke in Mundart, von denen bis jetzt nur die wenigsten ver öffentlicht sind. Erschienen sind die beiden Weihnachts spiele „Weihnacht im Weberhaus" 1937 und „Und Friede den Menschen auf Erden" 1948, wobei das letztere das kräftigere ist, und die bäuerliche Tragikomödie „Der Aus reißer" 1949. Von seinen Gedichten ist eine Auswahl ernster und heiterer Gedichte mit dem Titel „Für meine Landsleut" 1957 erschienen. Im ernsten Teil singt er seiner ober österreichischen Heimat zum Lob, im heiteren vermag er gemütvoll zu unterhalten. Hans Reinthaler ist 1900 in Offenhausen geboren, studierte am Gymnasium in Hall in Tirol, maturierte 1920 in Bozen und lebt seit 1922 als Beamter eines Großhandlungshauses in Wien. Sooft es ihm seine Freizeit gestattet, weilt er unter seinen Landsleuten und fühlt sich als einer von ihnen. Wenn der Dichter wiederholt in Kritiken thematisch mit Billinger verglichen wird, so liegt darin im gewissen Sinn Wahrheit, und doch sind seine Gedichte von diesem da durch unterschieden, daß sie doch mehr überwirklichen Sinn verraten. Die urgründige Unterlage seines Dichtens sind die beiden Gedichtbände „Herz und Hoamat" 1937 und „Heimkehr" 1946. In seinem neuesten Lyrikband „Da Zaubabrunn" 1963 finden wir teilweise verwandte Themen zu den beiden ersten Bänden,teilweise aber auch ganz neue. Wir haben gut gereifte Früchte vor uns, die ihre Kraft aus dem Heimatboden geholt haben. llEbEnbigEö Woct Kleinbücher in österreichischer Mundart Herausgeber: Prof. Dr. Johannes Hauer Buchschmuck: Prof. Franz Korger Bisher sind erschienen: Band 1: Otto Jungmair (Oberösterreidl Das Spiel vom Helmbredit-Moar Band 2: Maria Hof er (Niederösterreich) 's Johannifeual (Epos) Band 3: Franz X. Blasl (Oberösterreidl) Mei Hoamat Oberösterreih (Gedichte) Band 4: Wilhelm Rudnigger (Kärnten) Wia a Joahr is das Lebn (Gedichte) Band 5: Rupert Ruttmann (Oberösterreich) D' Herzsoatn (Gedichte) Band 6: Hans Gielge (Steiermark) Dalebt und niedagsdiriebm (Gedichte) Band 7: Walter Kainz (Niederösterreidi) Untern Manhartsberi (Gedichte) Band 8: Gregor Goldbacher (Oberösterreich) Feierabnd (Gedichte) Band 9: Erich Hupf auf Tirol) Vun Zillertal außar (Gesdiiditen) Band 10: Karl Kweton (Südtirol) Burggräfler Währung (Geschichten) Band 11: Franz X, Blasl (Oberösterreich) In Hof und Roan (Gedidite) Band 12: Georg Hämmerle (Vorarlberg) Uffem Stubatbänkle (Gedichte) Band 13: Josef Rudolf Woworsky (Steiermark) A gsundi Misdiung (Gedichte) Band 14: Adolf Jagenteufel (Niederösterreich) Haustrunk und Guider (Gedidite) Band 15: Hans Neubauer (Burgenland) Mia Heanznleut (Geschichten) Band 16: Sepp Koppensteiner (Niederösterreich) Aus gestern und heunt (Geschichten) Band 17: Gertrude Freisitzer (Steiermark) Lauta Bliah (Gedidite) Band 18: Luise N o s k a (Oberösterreich) Fein gmisdit (Gedidite) Band 19: Karl Pschorn (Niederösterreidi) Mei Gartl (Gedidite) Band 20: F r a n z X. B 1 a s l (Oberösterreich) Rund ums Kripperl (Gedidite) Band 21: Walter Weinzierl (Vorarlberg) Mine Habe Wealt (Gedidite) Band 22: Albrecht Lechleitner (Tirol) Was mei Hearz rödt (Gedidite) Die Reihe wird fortgesetzt VERLAG WELSERMÜHL • WELS 49

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