Oberösterreich, 13. Jahrgang, Heft 3/4, 1963

Die Jahre nach 1934 schenken uns zwei sehr beachtenswerte Bekenntnisse (Die Heimat meiner Kunst, Das heilige Licht) und eine Novelle, die aus dem ursprünglich geplanten Schluß der „Sandtrilogie" zu selbständiger, den Roman weit überschaltender Größe gereift ist (Christiana Kotzebue). Das Hitler-Regime hat diese katholische Dichterin, die sich zeitlebens als eine Deutsche österreichischer Prägung bekannt hat, totgeschwiegen und zuletzt als „unliebsam" aus dem literarischen Leben gestrichen. Mit Recht verbittert, zog sie sich nach 1938 in die Einsam keit zurück, aus der sie - auch nach 1945 - kaum mehr ein Ereignis herauszuholen vermochte. In diesem frei willig gewählten Exil ist sie denn auch als eine von der Mitwelt zumeist längst Totgeglaubte am Karfreitag des Jahres 1955 einen gnadenhaften Tod gestorben. Man wird dieses gewollte Abgeschlossensein miteinbeschließen müssen in das eigenartige Menschenbild dieser Dichterin. Es wird aber auch an Hand fesselnder Dokumente manche Unklarheiten und Unebenheiten in ihrem dich terischen Schaffen, manches Problematische in der Wir kungsgeschichte aufhellen. Man kann also abschließend wohl sagen, daß eine den klug abwägenden Forderungen Sengles folgende Dar stellung dieses nicht alltäglichen Dichterlebens für die Aufhellung der Dichtungsgeschichte von etwa 1890-1930 Wesentliches beitragen wird. OÖ. londes-BrondschadenVersiclierungsonstolt LINZ, HERRENSTRASSE 12, TELEFON 2< 111 Feuer Sturm Betriebsunterbrechung Wohnung Einbruchdiebstahl Leitungswasser Glas Unfall Allgemeine Haftpflicht Kraftfahrzeug Maschinenbruch Elektro Rechtsschutz-Versicherungen HUBERT RAZINGER Landschaft und Tradition als Lebenskräfte in der neuen obderennsischen Dichtung „Was ich litt und was ich sehne, wag und wirke, duld und trage, ist ein Gut vergangner Tage, lebt in Stein und Baum und Tier..." Linus Kefer Österreichische Dichtung war stets wie eingebettet in die Natur des Landes, der Länder, und gar oberösterreichische kann gar nicht anders leben als aus ihrer vielfältigen, wech selschönen Landschaft, in die auch - wenigstens derzeit noch und im ganzen - die Städte, die Industrieorte einge ordnet sind als ein oder doch wie ein Gewachsenes. Es ist, nehmen wir vorerst alle so verschiedenen Viertel des Landes ob der Enns wie etwas Geschlossenes, eine Landschaft, aus der dem dichterischen Gemüt stets lyrische Regung ebenso entkeimte wie die epische Ruhe und Fülle und'der dramatische Kampf, in nicht wenigen Erscheinungen un serer Literatur all diese Ausdrucksformen in subjektiven Einheiten, wie bei Billinger oder ^erger, dem die Landschaft zum geheimen Drama geworden. Und österreichische Dich tung — und die oberösterreichische dabei nicht weniger, eher mehr als die anderer Bundesländer - hat sich nie ent wickelt anders als im Windstoß der Geschichte, die dieses Land der Mitte zum Durchzugs-, Kampf- und Begegnungs feld der Völker gemacht, nie anders zugleich als durch waltet von dem, was der österreichische Mensch - o ja, es gibt ihn, gab ihn immer! - ererbt von seinen Vätern hatte und das er immer wieder erwarb und vermehrte, um es zu besitzen - wenn auch gelegentlich etwas von den Traditionen absprang, so, wie die Knöpfe eines Gewandes, das zu eng geworden. Die besten Kräfte des Ursprungs blieben wirksam in den Gebilden der Besten, aber auch in den Produktionen und Versuchen der Kleineren und Klei nen, oft bewußt(auch der Oberösterreicher istja im beson deren, was der Österreicher im ganzen ist: ein Mensch der Reflexion und Selbstbetrachtung, Selbstbesinnung), oft unbewußt. Nie ist dies Fließen ältester Ströme, dies Frucht barwerden ältester Äcker, diese neue Nährkraft ältester Wurzeln aber deutlicher geworden als heute, da es diesen Mutterboden der Heimat ebenso wie die Werte dessen, was wir kurz Tradition nennen - bewährte, ins Eigenste genommene Gebräuche und Sitten, seelische wie geistige Haltungen, Ideen und Ideale - zu bewahren gilt wie einen stolzen Turm, der noch steht, an dem es abzubröckeln be gonnen; auf daß er nicht bald einem der Türme unserer Ruinen gleicheI Das Thema Kultur-Zivilisation rückt ja rasch auch uns auf den Leib. Ins Schriftstellerische übertragen: dem von gesunden Ur sprungs- und natürlichen Schöpfungskräften genährten Dichter steht der Literat zumeist großstädtischer Prägung gegenüber.Im Oberösterreichischen freilich ist abgehobenes Literatentum noch selten; auch noch so intellektuell bestimmte Autoren wie Herbert Eisenreich oder Josef Laßl 37

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